Derbyheld trifft bei EHC-Sieg viermal

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Vier Treffer, aber trotzdem bescheiden. So bescheiden, dass er sogar beim Jubeln fast aus dem Bild fuhr: Andreas Geigenmüller (links, zusammen mit seinen Bayreuther Teamkollegen Michal Bartosch und Fedor Kolupaylo) machte im Derby gegen Selb den Unterschied. Foto: Peter Kolb Foto: red

Drittes Oberfrankenderby dieser Oberliga-Saison, dritter Sieg für den EHC Bayreuth – und dieses war der spektakulärste. In einer packenden, intensiven und mitreißenden Partie mit wechselnden Führungen behielten die Tigers 6:4 (1:1, 2:0, 3:3) die Oberhand. Und das vor allem aus drei Gründen.

 
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Für die Tigers sprach ihr überzeugendes Überzahlspiel, ihr unbändiger Siegeswille und vor allem Andreas Geigenmüller. Der 28-Jährige verzauberte die Bayreuther Fans mit vier Treffern und machte so den Unterschied.Selbst EHC-Trainer Sergej Waßmiller fehlten, auf die Leistung seines Stürmers angesprochen, etwas die Worte. Erst wurden die Augen immer größer, dann folgte ein breites Grinsen und nach einem Schulterzucken der Satz: „Andi ist wieder da!“

Es war zwar schon das zehnte Spiel des Torjägers nach seiner monatelangen Verletzungspause, aber es war mit Abstand sein stärkstes. Und die beste Nachricht für alle Bayreuther Fans: Geigenmüller hat die Urgewalt in seinem Schlagschuss wieder gefunden. Als die Bayreuther 3:4 zurücklagen, nahm er den Puck direkt und drosch ihn unhaltbar zum 4:4 (51.) in die Maschen.

Torwartfehler bei Bayreuther Führung

Kurz darauf wieder Geigenmüller: Diesmal war Präzision gefragt und auch die hatte er an diesem Tag – 5:4 (54.). Zum zweiten Mal hatte Geigenmüller sein Team in Führung gebracht. Denn bereits im Mitteldrittel war er beim Stand von 1:1 zur Stelle. Der Distanzschuss zum 2:1 in der 27. Minute war aber haltbar, VER-Torwart Marko Suvelo machte eine schlechte Figur.

Damit leitete Geigenmüller auch die dominanteste Phase der Bayreuther ein, die selbst von einer Selber Überzahl nicht unterbrochen wurde. Im Gegenteil: Die Bayreuther verteidigten so geschickt, dass Selb sogar zwei Icings fabrizierte.

Der EHC nahm aus dieser konzentrierten Abwehrarbeit viel Schwung mit. Einige Chancen blieben ungenutzt, aber da war ja noch Geigenmüller. Er stocherte erfolgreich nach und erzielte das 3:1 (34.). Es war eines von vier Überzahltoren der Bayreuther in dieser Partie – und sie hatten nur sechsmal einen oder zwei Mann mehr auf dem Eis. „In solch engen Spielen ist das Überzahlspiel eben oft entscheidend, und unseres war heute besser“, sagte Waßmiller zufrieden.

Ab dem 3:1 schien der EHC sicher auf der Siegerstraße. Auch, weil er im restlichen Mitteldrittel das Spiel dominierte. Doch nach dem zweiten Seitenwechsel nahm dieses Derby nochmals eine Wende. Nun gestaltete Selb die Partie wieder ähnlich ausgeglichen wie im Anfangsdrittel, in dem Bayreuth mehr Spielanteile und Scheibenbesitz hatte, aber Selb die gefährlicheren Offensivaktionen. Ivan Kolozvary hatte noch tollem Pass von Jozef Potac das 1:0 (10.) erzielt, die Selber Paradereihe die EHC-Defensive beim 1:1 (13.) schwindlig gespielt.

Aus 3:1 wird 3:4

Zu Beginn des Schlussdrittels kamen nun beide Teams zu sehr guten Chancen: Allein Dennis Thielsch hätte für die Vorentscheidung sorgen können. Doch die Treffer machte der VER: Drei zwingende, auch durch Bayreuther Fehler bedingte Möglichkeiten, und dreimal schlug die Scheibe hinter dem erneut starken Marco Eisenhut im EHC-Gehäuse ein. Die Partie war gedreht, im Tigerkäfig feierten nur noch die Gästefans.

Doch dann griff der dritte Faktor, der den Unterschied machte: Der beeindruckende Glaube der Bayreuther an die eigene Stärke und das Wissen, jede Partie in den Schlussminuten noch zu ihren Gunsten entscheiden zu können. Denn die Tigers waren nur kurz beeindruckt von den effizienten Selbern, wenig später gaben sie wieder den Ton an und erhöhten den Druck auf das Gästetor.

Geigenmüller gibt sich bescheiden

„Es war ein sehr intensives Spiel gegen einen aggressiven Gegner. Aber wir haben immer an uns geglaubt“, sagte Waßmiller, der sich an diesem Tag auf Geigenmüller verlassen konnte. Nachdem dieser die Partie gedreht hatte, beseitigte Fedor Kolupaylo (59.) mit einem Empty-Net-Treffer alle Zweifel am Heimsieg.

Der Jubel der Bayreuther Fans kannte spätestens jetzt keine Grenzen mehr. Vor allem Geigenmüller wurde lautstark und minutenlang gefeiert. Der beste Spieler des Tages und Derbyheld gab sich bescheiden, hatte aber eine einfache Erklärung für seine Leistung: „Es ist einfach das Geilste, das Derby gegen Selb zu gewinnen.“

Tore:1:0 (10.) Kolozvary (5 gegen 4), 1:1 (13.) Piwowarczyk, 2:1 (27.) Geigenmüller, 3:1 (34.) Geigenmüller (5 gegen 3), 3:2 (41.) Heilman (5 gegen 4), 3:3 (46.) Hördler, 3:4 (49.) Neumann, 4:4 (51.) Geigenmüller (5 gegen 4), 5:4 (55.) Geigenmüller (5 gegen 4), 6:4 (59.) Kolupaylo (5 gegen 6).

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