Der Traum vom kleinen Haus

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miniheim Foto: red

Wohnen auf wenigen Quadratmetern, und noch dazu zu zweit? Für die beiden Studenten Stefanie Beck und Phillipp Sanders ist das das Glück auf Erden. Und daran wollen sie auch andere teilhaben lassen.

 
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Glück und Wohlbefinden lassen sich nicht an einer Quadratmeterzahl festmachen. Braucht man Villen mit 200, 300 Quadratmetern Wohnfläche? Genügen auch 120 Quadratmeter? Oder ist noch weniger mehr? Die beiden Studenten Stefanie Beck und Phillip Sanders denken groß und entscheiden sich fürs Kleine: Ihr Traum vom Wohnen hat auf einer Grundfläche von 7,20 mal 2,55 Metern Platz und nennt sich Tiny House. Das englische Wort tiny heißt auf Deutsch „sehr klein“. Tiny Houses sind Minihäuser auf Rädern. In Warmensteinach will das Paar nicht nur sein erstes Tiny House platzieren, sondern aus mehreren derartigen Häusern ein Hotel bilden und obendrein Platz bieten für eine ganze Tiny-House-Gemeinschaft, die sich auf dem Grundstück niederlassen könnte.

Gemeinsam am Lagerfeuer

Vor vier Jahren waren Stefanie Beck und Phillip Sanders in Australien und Kanada unterwegs. Abends haben wir oft im Fernsehen die Show ,Tiny House Hunting‘ gesehen“, sagt Stefanie Beck. Das Thema faszinierte die beiden, sie reisten in die USA, wo es eine regelrechte Tiny-House-Bewegung gibt und eben auch ein Tiny-House-Hotel: Ganz begeistert seien sie gewesen von der Mentalität und vom Gemeinschaftssinn der Tiny-House-Bewohner. „Man sitzt da gemeinsam am Lagerfeuer und es ist nicht jeder allein für sich wie in anderen Hotels“, sagt Stefanie Beck.

Die beiden 22-Jährigen, die in Augsburg „Energieeffizientes Bauen und Planen“ studieren, waren vom Tiny-House-Virus infiziert. In Warmensteinach ist zu sehen, zu was das geführt hat: Dort steht, festgeschraubt auf einem zweiachsigen Anhänger, ihr Tiny House, das quasi im Rohbau fertig ist. Kern des Hauses ist ein Stahlgerüst, das ein Onkel von Phillip Sanders konstruiert hat. Ein Tiny House ist ausdrücklich nicht als Wohnwagen gedacht, wegen der Größe des Hauses ist der Transport relativ aufwendig. Tiny-House-Besitzer bleiben schon mehrere Jahre an einem Ort – können aber natürlich theoretisch mit dem rollenden Heim auch wieder umziehen.

Häuschen befindet sich noch im Rohbau

Jetzt aber steht das Haus auf einem Parkplatz in Warmensteinach. Die Außenwände sind verkleidet, innen herrscht noch Rohbau-Charme. Damit soll es bis zum April vorbei sein. Die beiden Studenten wissen sehr genau, wie es dann aussehen wird. Sie zeigen in eine Ecke des rund 17 Quadratmeter großen Raumes – dort soll das Bad (Dusche, WC und Waschbecken) Platz finden. Daneben wird die Küche samt Essbereich eingebaut, und zum Eingang hin ein immerhin 7,5 Quadratmeter großes Wohnzimmer eingerichtet. „Da muss eine Couch Platz finden“, sagt Stefanie Beck. So viel Gemütlichkeit muss sein. Und dann bekommt das immerhin vier Meter hohe Haus noch eine acht Quadratmeter große Galerie für das Schlafzimmer und einen Lesebereich. Die Stromversorgung – auch für die Heizung – sollen Solarzellen liefern. 17 Quadratmeter für die Küche, das Bad und den Ess- und Wohnbereich, acht Quadratmeter für den Schlafraum: 25 Quadratmeter zum Leben. Das genügt? Das ist eine Frage, die das junge Paar oft zu hören bekommt. Die Antwort der beiden lautet ja. „Wir haben dann sogar mehr Platz als jetzt“, berichten sie, denn derzeit haben sie eine 13 Quadratmeter große Einzimmerwohnung in Weidenberg gemietet. Für das Zusammenleben sei der begrenzte Raum sogar positiv, schließlich könne man es sich da nicht leisten, Konflikte auszusitzen. „Man frisst den Ärger nicht in sich hinein“, ist Sanders überzeugt.

Freiheit bringt für die beiden 22-Jährigen nicht die Größe eines Hauses, sie fühlen sich auf andere Weise frei: Sie müssen nicht jahrzehntelang Immobilienkredite abbezahlen. Die 25 000-Euro-Investition in das Tiny House ist dagegen überschaubar.

Platz für viele Minihäuser

Besonders freuen sich die Studenten auf die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten: Denn sie haben ein großzügiges Grundstück in Warmensteinach im Blick mit Platz für viele Minihäuser auf Rädern. Warum eigentlich hier? Die beiden hatten im Internet ein Grundstück gefunden, das geeignet erschien, und sich in das Fichtelgebirge verliebt. „Es ist so schön hier“, sagt Stefanie Beck. Und willkommen fühlen sie sich auch: Die Gemeinde Warmensteinach und das Landratsamt Bayreuth unterstützen ihr Vorhaben sehr, berichten sie. Denn rechtlich sei das Ganze nicht so einfach: Tiny Houses sind in den deutschen Vorschriften und Gesetzestexten nämlich nicht vorgesehen. Derzeit.

Info: Informationen über das Projekt gibt es unter www.facebook.com/tinyhousehotel.

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