Der Tag, der die Raumfahrt veränderte

Von Christina Horsten,
ARCHIV - Die Crew der «Columbia» STS-107 Mission im All: (obere Reihe von links) David M. Brown, William C. McCool, Michael P. Anderson, (untere Reihe von links) Kalpana Chawla, Rick D. Husband, Laurel B. Clark, Ilan Ramon. Foto: DB NASA/dpa Foto: red

Es sollte ein Tag des Triumphs werden, doch es wurde eine Tragödie: Kurz vor der geplanten Landung zerbrach vor 15 Jahren die US-Raumfähre „Columbia“, alle sieben Astronauten starben. Die Auswirkungen auf die Raumfahrt sind bis heute zu spüren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Millionen Menschen weltweit sehen im Fernsehen den wolkenlos-blauen Himmel über Texas und warten auf die Rückkehr der Raumfähre „Columbia“. Doch dann geschieht an diesem 1. Februar vor 15 Jahren das Unvorstellbare. Der Space Shuttle zerbricht und verglüht beim Eintritt in die Erdatmosphäre, nur 16 Minuten vor der geplanten Landung. Alle sieben Crew-Mitglieder sterben. Im Kontrollzentrum in Florida, wohin um 8.59 Uhr Ortszeit die letzten unverständlichen Worte aus der „Columbia“ übermittelt worden waren, steht in den Gesichtern der Familienmitglieder der Astronauten und der Ingenieure blankes Entsetzen.

Trümmer überall verstreut

Teile der „Columbia“ finden sich später in einem Radius von 200 Kilometern über Texas und dem Nachbarstaat Louisiana verstreut - auf Autobahnen, in Büros, in Wäldern. Ein Tag, der zum Triumph für die US-Raumfahrtbehörde NASA und die bemannte Weltraum-Forschung werden sollte, endet in einem Desaster. „Dieser Tag hat schreckliche Nachrichten und große Trauer über unser Land gebracht“, wendet sich der damalige Präsident George W. Bush an sein Volk. „Die „Columbia“ ist verloren, es gibt keine Überlebenden.“

Die „Columbia“ war nicht irgendeine Raumfähre - sie war die erste, der Grundstein einer Flotte nationaler Ikonen. Am 12. April 1981 hob sie vom Startplatz 39A des Kennedy Space Centers im Bundesstaat Florida ab. Auf „STS-1“, so der Codename der ersten Mission, folgten in einer 30 Jahre dauernden Space-Shuttle-Ära vier weitere Raumfähren und mehr als 1300 Tage im All bei 134 Flügen - bis die „Atlantis“ am Ende der Mission „STS-135“ im Juli 2011 zum endgültig letzten Mal aus dem Weltraum kommend auf der Erde aufsetzte.

Desaster unausweichlich

Schon beim Start der Unglücksmission „STS-107“ war etwas schief gelaufen, das - wie Untersuchungen später ergaben - das Desaster beim Landeversuch unausweichlich machte. Ein Stück Schaumstoff-Isolierung eines Tanks der Raumfähre brach ab und schlug ein Loch in die Vorderkante des linken Flügels. Wissenschaftler der NASA hatten das zwar bemerkt, aber das Ausmaß des Schadens wohl unterschätzt. Eine Notfall-Rettungsmission wäre wahrscheinlich möglich gewesen, ergaben spätere Untersuchungen. Doch die NASA unternahm nichts.

Das Isolierschaum-Stück hatte den Hitzeschutz der Raumfähre beschädigt. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre fielen nacheinander die Instrumente im linken Flügel wegen Überhitzung aus und die „Columbia“ geriet kurz vor ihrer geplanten 28. Landung außer Kontrolle und zerbrach schließlich. Die sieben Astronauten - fünf Amerikaner, darunter eine Frau, sowie der erste Israeli im All und eine Inderin - hatten Untersuchungen zufolge keine Chance, sich zu schützen. Sie waren innerhalb von Sekunden tot.

Ab in den Hangar

Obwohl das Desaster der „Columbia“ nicht das erste der Shuttle-Geschichte war - 1986 starben sieben Astronauten, als die „Challenger“ kurz nach dem Start auseinanderbrach - sollte es die Raumfahrt doch für immer verändern. Die Raumfähren-Flotte wurde zunächst vorübergehend für rund zwei Jahre in den Hangar verbannt und umfangreiche Tests, Untersuchungen und Verbesserungen angeordnet.

Inzwischen sind die Shuttles komplett aussortiert - und die NASA-Ingenieure von der Idee der Raumfähren abgekommen, auch wenn diese schwere Frachten transportieren können. Eine Kapsel soll es nun sein, wie sie derzeit von Russland für Astronauten und von privaten Firmen wie SpaceX oder Orbital Sciences für Fracht und planmäßig demnächst auch für Astronauten verwendet werden. Die Kapsel, die die NASA derzeit entwickelt, heißt „Orion“. 2019 soll erstmals ein unbemannter Testflug stattfinden, 2021 ein bemannter.

Oben, nicht daneben

Eine solche Kapsel ist beim Start auf der Rakete angebracht, nicht daneben. „Deswegen ist sie Trümmer-Umgebungen nicht so ausgesetzt, was natürlich ein großes Problem für die „Columbia“ war“, sagte „Orion“-Chef-Designerin Julie Kramer White dem „Space“-Magazin. Gäbe es einen Notfall kurz vor oder während des Starts, könnten Astronauten zudem von oben heraus aus der Kapsel befreit werden, das war bei den Raumfähren nicht möglich.

Das „Columbia“-Desaster habe dazu geführt, dass Sicherheit bei der NASA nun an allererster Stelle stehe, sagt Dustin Gohmert vom Johnson Space Center in Houston. „Früher war es schwierig, einige Sicherheitsvorkehrungen durchzusetzen, die wir uns erhofft hatten. Jetzt ist das für alle das Wichtigste.“

Autor