Der hochkulturfreie Wagner-Rundgang

Von Katharina Wojczenko und Marie-Christine F

Nicht nur im Festspielhaus und in Haus Wahnfried kommt man Richard Wagner näher. Der Kurier zeigt, wie Sie dem Genießer und Tierfreund Richard Wagner nachspüren und führt an Plätze, die Sie bislang vielleicht nicht unbedingt in Verbindung mit dem Komponisten gebracht haben.

 
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Sonntagsfrühstück

Der Anfang ist süß und dunkel. Wagners Kinder bekamen unter der Woche nur Milch und Brot zum Frühstück. Am Sonntag aber durften sie heiße Schokolade trinken. Wenn Sie beim Kakaoschlürfen noch sächseln, ist ihr Vater ganz nah. Foto: dpa

 

Zu Besuch bei der Verwandtschaft

Verglichen mit Richard und Cosimas Grab im Park von Haus Wahnfried ist das Familiengrab auf dem Stadtfriedhof bescheiden. Ein paar Schritte weiter liegt der Komponist Franz Liszt in seiner Grabkapelle, Wagners Freund und späterer Schwiegervater. Lesen Sie die Schriftzüge auf den Schleifen und Gedenktafeln und lauschen Sie dem ungarischen Klang. Außerdem ruht auf dem Friedhof Wagners Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain, der Hitlers Stichwortgeber war. Ein Abgrund, nur ein paar Schritte entfernt. Foto: Andreas Harbach

 

Selfie mit einem Mini-Wagner

So kultig war Wagner selten: Otmar Hörls bunte Wagner-Figuren sind längst zum inoffiziellen Wahrzeichen Bayreuths geworden. Ein Selfie mit einem Mini-Wagners darf beim Rundgang also nicht fehlen. Da Wagner aber gerne ein wenig über den Dingen steht, ist das gar nicht so einfach. Am besten eignet sich die brombeerfarbene Version in der Richard-Wagner-Straße 5, wo man sich für die richtige Höhe auf die Lehne einer Bank setzen kann. Die Bayreutherin Peggy Hafner hat es für den Kurier ausprobiert. Foto: Marie-Christine Fischer

 

Was Deftiges zum Mittagessen

So tierlieb er war, so gern aß er Fleisch. „Kein Fleisch zu essen, das ist das Ende von meinem Komponieren“, sagte er. Sein Herz schlug für Hausmannskost. Da er die Tierschutzbewegung unterstützte und phasenweise vegetarisch lebte, wäre wohl auch eine deftiges fleischloses Mittagessen in seinem Sinne. Am besten im Kreise fränkischer Originale. Seine Stammkneipe Angermann an der Kanzleistraße gibt es nicht mehr. Wohl aber noch das Hotel Goldener Anker, in der er die Hummerplatte mit Feigen aß – und das Restaurant Eule. Wirt Harald Kaiser serviert heute noch fränkischen Sauerbraten, „sein Lieblingsessen“, sagt er. Foto: Andreas Harbach

 

Abstecher mit Fantaisie

Nach schwerer Mahlzeit geht es am besten mit dem Rad nach Donndorf. Im Hotel Fantaisie wohnten Cosima und Richard Wagner im Frühjahr 1872 einige Monate, bevor sie nach Bayreuth zogen. Das Hotel samt dem Zimmer mit den Original-Biedermeiermöbeln ist seit Herbst geschlossen. Was immer noch da ist: das Schloss, in dessen Park Richard mit den Kindern am ersten Tag spazieren ging und so begeistert war von den Rufen der Pfauen. Ein guter Platz, um über die Schönheit der Natur, ihre Grenzen und die Götterdämmerung nachzudenken. Und darüber, dass Wagner vor Rührung weinte, wenn er im Wald einem Glühwürmchen begegnete. Foto: Andreas Harbach

 

Spaziergang mit vierbeiniger Begleitung

Wagner liebte Hunde. Über 15 begleiteten ihn im Lauf seines Lebens. Besonders angetan hatte es ihm Neufundländer Russumuck, genannt Russ. Er bekam sogar eine Grabstätte im Garten der Villa Wahnfried. Einen Neufundländer hat das Bayreuther Tierheim derzeit nicht zu bieten. Dafür freuen sich zum Beispiel Mischling Ivette (Foto), Pudel Bonnie oder Terrier Toffee, wenn sie zwischen 14 und 17 Uhr Gassi geführt werden. Die Genannten sind auch was für Anfänger. „Die sind leicht zu handeln“, sagt Tierpflegerin Kristin Köhler. Foto: Tierheim

 

Noch ein Feierabendbier

Deutscher sein ist herrlich, wenn man Gemüth, Jean Paul und bayrisches Bier hat“, schrieb Wagner. Also: Ab in den Biergarten. Wagner trank am liebsten frisch gezapftes Bier von Weihenstephan. Übertrieb er es, sprach Gattin Cosima von einem „Diätfehler“. Foto: dpa

 

Das Ende am Canal(e) Grande

Nicht nur der schönen Kulisse wegen eignet sich der Canale Grande, um den Tag mit Richard ausklingen zu lassen. Es gibt auch eine Verbindung zu Wagner: Er starb am 13. Februar 1883 in Venedig, der Stadt am Canal Grande (Canale Grande ist eine häufige falsche Benennung). Wenige Tage zuvor soll er noch eine Gondelfahrt unternommen haben. Zu wünschen ist, dass das Wetter am Abend des Rundgangs nichts im Entferntesten dem an Wagner Todestag gleicht. Da regnete es nämlich Strömen. Foto: Ronald Wittek

 

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Alles über die Festspiele finden Sie hier.

 

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