"Wir haben aus unseren Erfahrungen im vergangenen Jahr gelernt", erklärte Stackmann. Vom 1. September 2019 an gilt bereits die nächste Stufe des WLTP-Verfahrens. Dazu müssen fast alle Motor-Getriebe-Varianten erneut das aufwendige Zertifizierungsverfahren durchlaufen. Man sei zuversichtlich, die Effekte dämpfen zu können, sagte Stackmann. Zeitweise Angebotseinschränkungen bei einigen Modellvarianten seien aber in der zweiten Jahreshälfte nicht auszuschließen.
Konzernweit ging es bei Volkswagen um insgesamt rund 250.000 Fahrzeuge, die im Zuge der Umstellung auf WLTP gebaut, zwischengelagert und nach Vorliegen der Freigaben ausgeliefert wurden. Unter anderem am künftigen Berliner Hauptstadtflughafen BER wurden Autos zwischenzeitlich geparkt. In der neuen WLTP-Runde werde "nach jetzigem Kenntnisstand" allerdings keine solche Vielzahl an Parkplätzen gebraucht, sagte Andreas Tostmann, Produktions- und Logistikchef von VW Pkw. Das Unternehmen sei besser aufgestellt.
Audi-Betriebsratschef Peter Mosch dagegen mahnte Ende Dezember: "Die WLTP-Anstrengungen beispielsweise werden uns auch 2019 mehr beschäftigen als uns lieb sein kann." Tatsächlich setzte sich die Absatzschwäche bei Audi im Januar fort. Der Grund: vor allem WLTP. Die Verkaufszahlen der VW-Tochter sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat weltweit um drei Prozent auf 144.650 Autos. In Europa übergaben die Ingolstädter 8,5 Prozent weniger Autos als ein Jahr zuvor. Und im Gesamtjahr 2018 verkaufte Audi in Deutschland nur 260.000 Fahrzeuge - fast 12 Prozent weniger als im Vorjahr.
Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche rechnet damit, dass der Hersteller sich noch länger mit dem neuen Prüfstandard beschäftigen wird. Es bleibe ein anspruchsvoller Prozess, in dem man auch für die Zertifizierung einen längeren Zeitraum in der Planung vorsehen müsse, sagte er kürzlich. Bei Fahrzeugen, die seit drei oder vier Jahren in der Entwicklung seien, sei eine solche Verzögerung in der Planung natürlich nicht vorgesehen gewesen. "Aber es wird sicherlich nicht das Ausmaß haben, das es in der ersten WLTP-Runde hatte."
2018 kam es bei Daimler zeitweise zum Rückgang der Autoverkäufe. Ende des Jahres verbuchte der Autobauer aber ein leichtes Absatzplus auf 2,4 Millionen Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz und Smart weltweit. Nach BMW-Einschätzung trug die WLTP-Umstellung zur Steigerung der Marktanteile der Münchener vor allem in Deutschland bei: 2018 sei der Anteil der BMW Group im deutschen Premiumsegment um 1,9 Prozentpunkte auf 33,9 Prozent gestiegen.