Der erste Mainauenlauf: Sportler zufrieden und erschöpft, Organisatoren hadern mit der Zeitmessung Mainauenlauf: Viele Sieger bei Premiere

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Es war ein Mammutprojekt für den kleinen Verein MaliCrew. Und es ist geglückt. Bis auf einen kleinen, aber entscheidenden Faktor: Die Zeitmessung des ersten Mainauenlaufs auf dem Landesgartesnchaugelände, hatte - obwohl mehrfach getestet - plötzlich keine Lust mehr. Ein Lauf gegen die Uhr ohne Uhr, dafür mit Videobeweis, der jetzt ausgewertet muss. Die Sportler nehmen es locker, die Veranstalter müssen diesen Wermutstropfen noch verdauen.

 
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1200 Läufer. 750 auf der Zehn-Kilometer-Distanz, der Rest auf der Fünf-Kilometer-Strecke. Zwei Stadtmeisterschaften. Davor die Kinder- und Jugendläufe. Die MaliCrew, ein Laufverein mit etwas mehr als 20 Mitgliedern, hat ein dickes Brett gebohrt am Samstag auf dem Gartenschau-Gelände und drum herum auf einer anspruchsvollen, welligen Strecke, die so mancher Läufer als "ziemlich fies", wie einer sagte, in Erinnerung behalten wird. Langer Anstieg Richtung Colmdorf, insgesamt drei Steigungen, die Körner kosten, wie die Läufer sagen. Und ein langes, schnelles Bergabstück, das man auch laufen können muss.

Am Anfang ist der Wurm drin

Am Samstagmorgen, kurz nach 8 Uhr, hat die MaliCrew um ihre Chefs Florian Maßen und Achim Schmidt den Radweg hinter der Jungen Landesgartenschau in der Nähe des Eingangs Nord in eine Start- und Zielarena verwandelt. Zielbogen, Stände der Sponsoren, Verpflegungsbereich. Alles, was helfen kann, packt mit an. Knapp eineinhalb Stunden noch bis zum Jugendlauf. Letzter Test der Zeitmessanlage. Ein professionelles Teil, das auch bei anderen Großveranstaltungen zum Einsatz kommt. Sieht alles gut aus um diese Zeit. Die Wege sind ausgeschildert. Doch Florian Maßen ist im Stress: "Gar nichts läuft", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein Getränkelieferant hat nur die Hälfte der bestellten Becher geliefert. "Wir brauchen noch 5000 Stück, die müssen wir noch schnell besorgen", sagt Maßen. Großes Problem: die Kommunikation, weil das Telekom-Netz weg war. "Nicht einfach, das zu regeln", sagt Maßen.

Ziel: Unter 50 Minuten

Inzwischen hat es sich Matthias Rammensee (38) aus Marktleugast auf einer der Bänke bequem gemacht. Er sieht dem Treiben zu und sagt: "Vor zwei Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört und mit dem Laufen angefangen. Wegen der Figur." Marathon läuft er, hat erst einen in den Beinen. "Wird sicher nicht ganz einfach hier, weil so viele Läufer auf der Strecke sind. Das verlierst du auf dem ersten Kilometer sicher zwei Minuten", sagt er. "Unter 50 Minuten will ich auf zehn Kilometer laufen. Aber ich lasse es locker angehen." Was ihn beeindruckt: "Was die Jungs hier auf die Bein gestellt habe! Klasse!"  

Welliges Gelände macht vielen Respekt

Peter Lewen (64) schlendert auch vor dem Start-und-Ziel-Bereich herum. Die fünf Kilometer werden es bei ihm. Er hat, wie er sagt, in Vorbereitung auf den Ruhestand und "wegen der Gesundheit", angefangen zu laufen. Und er hat Respekt: "Welliges Gelände", sagt er. Aber zur Not gehe er eben ein Stück, wenn es zu viel werden sollte. Nach dem Lauf geht es mit der ganzen Familie auf die Gartenschau.

Kinder machen den Auftakt. Mit Frühstart.

Wenig später sind die Becher da, die Läufer zum großen Teil schon im Start-Ziel-Bereich und die Kinder machen den Auftakt. Frühstart. 500 Meter wetzen sie mit Feuereifer. Ohne Zeitnahme, weil sie ohne Startschuss los sind. Kurz darauf laufen auch die Jugendlichen den Kilometer ohne Zeit: Beim Start dieses Laufs hatte die Anlage den Dienst quittiert. Sie war nicht mehr in Gang zu bringen. Kann sein, sagt Maßen, "dass es mit dem Mobilfunkausfall zu tun hat. Kann aber auch andere Ursachen haben. Die Rückmeldungen, die wir von den Läufern bekommen haben, waren durchweg positiv." Unglücklich seien sie, dass das so gelaufen sei. "Wir wollten den Läufern einen schönen Tag bereiten. Was bezüglich einiger Faktoren gelungen ist: die Polizei meldet, dass alles in Ordnung war, das Rote Kreuz auch. Wir wollten es perfekt machen. Das ist uns nur zu 90 Prozent gelungen", gibt sich Maßen im Gespräch mit unserer Zeitung zerknirscht. Weil die Zeitnahme ausgefallen ist, gab es auch keine Wertung für die Jungs und die Mädels bei den Vorläufen. "Wollen wir nachreichen, wenn es möglich ist."

Agran Yesuf läuft vielen davon

Sieger gibt es viele an diesem Samstag. Der größte unter ihnen ist sicher Agran Yesuf. Der Stadtmeister bei den Männern über die fünf Kilometer. Der 18-Jährige mit der Startnummer 584 kommt als Zweiter, aber als erster Bayreuther ins Ziel. Yesuf kommt aus Äthiopien, ist als Flüchtling nach Bayreuth gekommen. Was seinen Sieg besonders macht: "War schwer, ohne Essen und Trinken den Lauf zu machen. Es ist ja Ramadan", sagt Yesuf im Gespräch mit dem Kurier. Während viele andere Läufer Probleme mit dem welligen Terrain hatten, sagt er mit einem strahlenden Lächeln: "Rauf war kein Problem. Runter fand ich es ein bisschen härter." Ein fragender Blick kommt auf die Frage, wie oft er trainiere pro Woche: "Training? Ich bin einfach mitgelaufen."  

"Zu schnell angegangen"

Viele sagen nach dem Lauf, sie hätten sich überschätzt. "Ich bin es zu schnell angegangen", sagt beispielsweise Stefan Trassl, der in Warmensteinach den Sili-Lauf organisiert. "Durch die drei Steigungen war ich voll am Limit. Die Strecke ist schön, der Lauf ist super organisiert." Anspruchsvoll nennen Bettina Riedl und Edina Hohenberger, die fürs Team Fels an den Start gegangen waren, die Strecke. "Der Anstieg zur Handwerkskammer war hart", sagen sie. Alexander Hanke-Mellby hat der Wendepunkt in Colmdorf beeindruckt, wo die Läufer Armbändchen übergesteckt bekamen. Eines für jede Runde, damit sie nicht abkürzen konnten: "Auf der Passage, auf der sich die Läufer begegneten, konnte man gut abschätzen, wie die Abstände sich verändert haben."

"Dann aber mit Zeitmessung"

Und Matthias Rammensee? Der steht glücklich im Zieleinlauf. "44:47,3", sagt er. "Ziel erreicht. Tolle Strecke. Das Feld hat sich auch gut auseinander gezogen." Er würde auch im nächsten Jahr wieder kommen. Wie viele andere auch. Die MaliCrew überlegt noch, ob es noch einmal einen Mainauenlauf geben wird. "Eigentlich müssten wir ja, sagt Maßen. Dann aber mit Zeitmessung." Und kann schon wieder ein bisschen lachen.

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