Der Dorfladen kommt gut an

Von Klaus Trenz
Die stellvertretende Marktleiterin Sabine Hacker-Zeitler ist guter Dinge: Der Vorbacher Dorfladen wird von der Bevölkerung angenommen. ⋌Foto: Klaus Trenz Foto: red

Mitte Oktober hat in Vorbach der unter der Regie der Gemeinde geführte Dorfladen eröffnet. Wenn sie sich aber in einigen Monaten so darstellt, wie momentan, dann wird es eine mehr als nur gute Bilanz,. Der Laden brummt.

 
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Das Angebot einer wohnortnahen Grundversorgung mit Lebensmitteln und vielen Dingen des täglichen Bedarfs wird angenommen. Rund 150 Kunden im Schnitt zählt die stellvertretende Marktleiterin Sabine Hacker-Zeitler täglich. Eine Kundenfrequenz, die man sich für eine kleine Gemeinde wie Vorbach mit ihren gerade mal über 100 Einwohnern zwar gewünscht, aber mit der man nicht wirklich gerechnet hat. Vor allem in den Morgenstunden sind die fünf Teilzeitkräfte am meisten beschäftigt.

Kunden kommen von überall her

Der Dorfladen öffnet bereits um 6 Uhr, dann muss für die Kunden schon alles bereits stehen. Rund eineinhalb Stunden dauert die erste Stoßzeit. Dann folgt die nächste um die Mittagszeit und dann noch mal zwischen 16 und 18 Uhr, wenn die Menschen von der Arbeit kommen. Nicht nur Einheimische kaufen im Vorbacher Dorfladen ein. „Die Kunden kommen von überall her“, sagt Hacker-Zeitler.

Holzofenbäcker aus Buchau

Neben den Einheimischen aus Vorbach und Oberbibrach und den umliegenden Ortschaften seien es vor allem auch Autofahrer und Berufskraftfahrer, die vor dem Laden in der Ortsmitte halten – er ist nicht zu übersehen. Brot und Gebäck kommen hauptsächlich von einem Bäcker aus Pressath, zweimal in der Woche fährt ein Holzofenbäcker aus Buchau den Dorfladen an, Fleisch und Wurst liefert eine Fleischerei aus Grafenwöhr, den kleinen Getränkemarkt bestückt ein naheliegender Getränkemarkt. Auch im Bioregal stehen regionale Produkte.

Großhandel aus Würzburg

Alles andere fährt dann ein Großhandel aus Würzburg, der sich auf die Belieferung von Dorfläden spezialisiert hat, nach Vorbach. Im Laden gibt es von allem etwas, nur eben nicht in der Menge, die man vom großen Supermarkt her kennt. Wer schnell mal etwas für den Haushalt braucht, muss nicht mehrere Kilometer fahren, um zum nächsten Lebensmittelhändler zu kommen. Wer seine verbrauchten Vorräte auffüllen möchte, auf dem Preisniveau der bekannten Handelsketten, ist im Dorfladen genauso an der richtigen Adresse, wie derjenige, der frische Brötchen für das Frühstück haben will, Brot und Wurst für das Abendessen oder die Flasche Wein für unverhoffte Gäste.

Kleines Café

Die Planung des Warensortiments erfolgt wohl zuerst nach einem pragmatischen Ansatz: „Was man braucht, haben wir und was wir nicht haben, braucht man eigentlich nicht“, so Marktleiterin Gunda Müller. So einfach ist es natürlich nicht. „Wir versuchen das anzubieten, was die Leute möchten“, sagt Hacker-Zeitler. Mit der Zeit bekomme man heraus, was die Kunden wollen. Der Dorfladen ist mehr als nur ein Lebensmittel-Laden. In einem kleinen Café kann man sich beispielsweise das frisch zubereitete „Dorfladen-Frühstück“ für ein paar Euro schmecken lassen oder einfach nur eine Tasse Kaffee trinken.

Schnelle Brotzeiten

Mittags bieten die Verkäuferinnen ein warmes Mittagessen an, das in der Küche im Laden zubereitet wird. Für schnelle Brotzeiten ist man jederzeit gerüstet. „Wir legen sehr viel Wert auf Frische“,sagt Hacker-Zeitler. Man kann im Dorfladen Geld abheben, Pakete abgeben und eine Textilreinigung hat dort ihre Annahmestelle eingerichtet.

Briefkasten der Deutschen Post

Demnächst soll am Dorfladengebäude auch ein Briefkasten der Deutschen Post angebracht werden, sagt Bürgermeister Roder. Und einen Arzneimittelbriefkasten möchte man ebenfalls aufstellen. Das bedeutet: Man wirft sein Rezept ein und bekommt es am nächsten Tag (über eine Apotheke zugestellt) im Laden. Und demnächst soll es dort auch zeitlimitiertes, freies WLAN (lokales Funknetz) geben.

Zugewinn an Lebensqualität

Für Roder ist der Dorfladen ein Zugewinn an Lebensqualität. Und was ihn in diesem Zusammenhang wichtig ist, dass es nicht nur ums Einkaufen geht: „Der Dorfladen soll ein sozialer Treffpunkt sein, wo man sich austauschen kann, das macht ihn aus.“ Dafür hat man auch im Umfeld alles dafür getan und den Platz rund um den Laden als Dorfplatz gestaltet, den man vorher eigentlich nicht hatte. Mit Parkplätzen, Sitzgelegenheiten, einem Brunnen und Grünflächen. „In Vorbach war kein Leben mehr“, so Roder.

Rund um den Dorfladen hat sich das nun geändert: „Jetzt hat man wieder einen Punkt, wo man sich treffen kann.“ Die Firma Novem als der größte Arbeitgeber in Vorbach beziehungsweise die Belegschaft tun ihr Übriges dazu, dass in der Ortsmitte mehr Leben eingekehrt ist. Viele Mitarbeiter kaufen dort ein oder holen sich in ihrer Pause eine Brotzeit. Dann kommt noch hinzu, dass am Tag rund 1600 Fahrzeuge durch die Ortschaft fahren und der eine oder andere hält, um sich im Dorfladen etwas zu besorgen. An der Stelle, wo nun der Dorfladen steht, habe Handlungsbedarf bestanden. Zwei unbewohnte, marode Häuschen und eine alte Scheune machten den Platz neben dem Feuerwehrgerätehaus nicht gerade zum Schmuckstück des Dorfes. Dass das Projekt Dorfladen im Rahmen einer einfachen Dorferneuerung entstehen konnte, brachte der Gemeinde einen Zuschuss von 350 000 Euro. 33 000 Euro gab es obendrein von der Leader-Förderstelle. Dennoch blieb für die kleine Gemeinde Vorbach ein Eigenanteil von rund 420 000 Euro, um das Projekt zu finanzieren. Bürgermeister Roder, der dem Projekt Dorfladen anfangs eigentlich vorsichtig kritisch gegenüber stand, weiß, dass man damit ein Risiko eingegangen ist. Obwohl man das Projekt von einem Unternehmensberater durchleuchten ließ und der eine gute Prognose gestellt hat. Dennoch: Bleiben die Kunden aus, ist es nichts mit der Prognose, in drei Jahren „die schwarze Null“ zu schreiben. Danach sieht es aber momentan nicht aus.