Denkmalgeschütztes Ensemble am Markt soll bis Sommer 2018 komplett fertig sein - Kurier zieht wieder ein Ellwanger-Haus: Die Sanierung beginnt

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Zwei Jahrhundertwechsel hat das Ensemble als Sitz von Bayreuther Zeitungen erlebt, die Ursprünge der Gebäude gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Jetzt brechen für die Häuser Maxstraße 58-60 und die Rückgebäude im Hof und an der Stadtmauer neue Zeiten an: Die Gebäude, inzwischen alle unter Denkmalschutz, werden saniert. 24 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten werden in dem Komplex geschaffen. Und: Die Kurier-Geschäftsstelle zieht wieder ein.

 
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Es hat lange gedauert. Länger als geplant. "Wir sind gut ein halbes Jahr hinterher", sagt der Projektentwickler Thomas Burger aus Bindlach, der das geschichtsträchtige Gebäudeensemble an der Stadtmauer im September 2015 gekauft hat. "Die Baugenehmigung hat sich hingezogen. Es gab Abstimmungsprobleme mit der Denkmalschutzbehörde und der Stadt", sagt Burger am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung. "Der Denkmalschutz hat ein ein umfangreicheres Anforderungsprofil im Bezug auf die Voruntersuchungen haben wollen als geplant." Das habe auch daran gelegen, dass nach der ersten Besichtigung durch den Denkmalpfleger Robert Pick aus Schloss Seehof zu den bereits unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden Max-58 und Max-60 auch die anderen Gebäude unter Schutz gestellt wurden. 

Prächtige Stuckdecken, die erhalten werden

Neben der Bestandsaufnahme und den statischen Untersuchungen, die für die Sanierung notwendig sind, musste unter anderem ein verformungsgerechtes Aufmaß gemacht werden - eine umfangreiche Laser-Vermessung des Gebäudes, die auch Lage und Zustand erhaltenswerter Kunst am Bau mit einschließt. Zum Beispiel prächtige Stuckdecken, die vor allem in den Kopfbauten zum Markt hin im ersten Stock zu finden sind. In allen Räumen wurden die Böden zu den Außenmauern hin geöffnet, um den Zustand und das Alter der Balken prüfen zu können. Aktuell sind Arbeiter dabei, die Einbauten der vergangenen Jahrzehnte im ganzen Haus zu entfernen.

Aus dem 15. Jahrhundert

Ein Teil der Gebäudesubstanz stamme aus dem 15. Jahrhundert, sagt Burger. "Der Hauptteil der Häuser ist zwischen 1720 und 1740 entstanden." Burger will die Häusern in vier Bauabschnitten sanieren: "Mit der Max-58 fangen wir an." Das hat auch einen Grund: Bis August soll die Sanierung des Erdgeschosses abgeschlossen sein, denn zum 1. September soll hier die Kurier-Geschäftsstelle wieder einziehen. Dort, wo sie über Jahrzehnte ihren Platz hatte. Darüber werden, wie auch in der benachbarten Max-60, Wohnungen entstehen. "Die Max-60 wird Bauabschnitt zwei sein. Im Erdgegeschoss wird ein Bistro oder Café eingerichtet, in den Räumen darüber wird eine Hausverwaltung aus Ulm mit ihrem Büro einziehen, die insgesamt fast 5000 Wohneinheiten betreut." Diese Hausverwaltung mache im Schnitt 80 bis 100 Eigentümerversammlungen pro Jahr und werde dazu abends die Räume des Cafés anmieten.

Neue Adressen für die hinteren Häuser

Die rückwärtigen Gebäude im Hof bekommen neue Adressen: Sie werden künftig als Frauengasse 1a und 1b zu finden sein. Insgesamt werden laut Burger 24 Wohnungen nach der Sanierung zur Verfügung stehen. Mit Größen zwischen 32 und 85 Quadratmetern. "Bis auf eine sind bereits alle platziert und verkauft." Die Wohnungen werden "alle vermietet", sagt Burger. Es habe auch Anfragen nach größeren Wohnungen gegeben, die Eigentümer selber gerne bezogen hätten, "was aber an den Stellplätzen gescheitert ist. Wir haben auf dem Grundstück lediglich drei Stellplätze, mussten aber wegen der Nutzungsänderung 17 Stellplätze bei der Stadt ablösen". Das Gesamtvolumen der Investition beziffert Burger mit sechs Millionen Euro.

Der Stadtmauerweg geht weiter

Wenn die Baustelle am ehemaligen Ellwanger-Gebäude abgeschlossen ist, soll der stadtmauerbegleitende Höhenweg fortgesetzt werden. "Oberhalb der Zentralen Omnibus-Haltestelle ist ja bereits ein Stück dieses Höhenweges vorhanden", sagt Joachim Oppold, der Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage unserer Zeitung. "Die Stadt verfolgt unverändert das Ziel, dieses Projekt weiterzuführen, den Bereich der alten Stadtmauer freizulegen und begehbar zu gestalten." Für den stadtmauerbegleitenden Höhenweg am Hohenzollernring gebe es einen verbindlichen Bebauungsplan. "Dieser Plan, der den Höhenweg entlang der Stadtmauer festsetzt, wird schrittweise umgesetzt – wenn sich die Möglichkeit hierzu unter Berücksichtigung der Eigentumsverhältnisse bietet." Wie Thomas Burger sagt, gebe es mit der Stadt eine Vereinbarung, dass die Baustelleneinrichtung dort bis Abschluss der Maßnahme im Sommer oder Herbst 2018 stehen bleiben kann. Dann könne der Weg fortgesetzt werden.

Oppold: "Das Bauprojekt Ellwanger-Haus steht dieser städtischen Zielsetzung nicht entgegen. Dies wurde seitens der Fachdienststellen geprüft, wie die Stadt insgesamt natürlich in diesem Bereich darauf schaut, dass der angestrebte Höhenweg nicht durch aktuelle Bauprojekte blockiert wird."

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