Den NKD-Chef zieht's oft in die Ferne

Von Roland Töpfer
NKD-Chef Ulrich Hanfeld. Foto: Roland Töpfer Foto: red

Ulrich Hanfeld ist seit zwei Jahren Chef von NKD. Mittlerweile laufen die Geschäfte wieder. Der Textiler verzeichnet einen Millionengewinn und baut neue Filialen

 
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Schon als Junge kam er viel rum: In Düsseldorf geboren, über Hamburg nach Vechta nahe Bremen gezogen, mit 15 ins Internat, nach dem Abi BWL-Studium in Lüneburg, Hamburg und Stuttgart. Jahre später dann für die Otto-Group in China und Japan. Heute ist er NKD-Chef in Bindlach.

Ulrich Hanfeld (54) ist seit rund zwei Jahren Vorsitzender der vierköpfigen Geschäftsführung des Textildiscounters mit 8000 Beschäftigten, davon 520 in der Zentrale in Bindlach. Hier will NKD jährlich um 20 bis 30 Leute aufstocken. 2018 soll ein neuer Web-Shop gestartet werden. Auch dafür braucht es zusätzliches Personal.

Hanfeld kam nach turbulenten Zeiten: Untreue eines Geschäftsführers, Bilanzmanipulationen, Millionenverluste, Verkauf an den britischen Finanzinvestor OpCapita. Hanfeld räumte auf, machte rund 200 Filialen an „falschen Standorten“ dicht, baute neue Standorte auf. Aus Polen zog sich NKD komplett zurück.

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Jetzt laufen die Geschäfte wieder. „Mehr als gut“, sagt Hanfeld und verweist auf über 680 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr, ein Plus von 5,3 Prozent. Operativ wurde ein ansehnlicher Gewinn geschrieben (Ebitda 20,4 Millionen Euro), doch unterm Strich war die Bilanz „noch leicht negativ“. Das soll sich dieses Jahr ändern. Hanfeld rechnet mit drei bis sechs Prozent Umsatzsteigerung und einem hohen einstelligen Millionengewinn. Viele Einmal-Belastungen wurden mit der letzten Bilanz abgebaut.

Kerngeschäft war aus dem Fokus

NKD hat 2012/13 „einen viel zu aggressiven Expansionskurs“ gefahren, blickt Hanfeld zurück. Das Kerngeschäft, die Nahversorgung der Familie in kleinen und mittleren Städten mit Bekleidung, Geschenkartikeln, Spielwaren und Heimtextilien sei aus dem Fokus geraten. 1800 Filialen hat NKD aktuell, davon knapp 1300 in Deutschland und 44 in Oberfranken. Im Ausland ist der Textilhändler in Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien aktiv. 1a-Lagen in großen Städten sucht Hanfeld nicht. Zu teuer. NKD soll „das kleine Kaufhaus vom Land“ sein.

Zahl der Filialen wächst wieder

Die Restrukturierung ist abgeschlossen, 50 bis 100 Filialen können künftig jedes Jahr hinzukommen. 2017 wird NKD die 700-Millionen-Marke knacken. Die Braut ist also schon wieder recht hübsch, was Investoren wie OpCapita zum Verkauf anregen könnte. Es gibt kein zeitliches Szenario für einen Exit, sagt Hanfeld.

Ware aus Fernost

Die Ware kommt aus China, Indien, Bangladesch, Myanmar, aus der Türkei, Portugal, Ägypten oder osteuropäischen Ländern. 70 Prozent des Einkaufvolumens werden mit zehn strategischen Partnern abgewickelt, die nicht nur liefern sondern zum Beispiel auch eine eigene Design-Kompetenz besitzen. Die Online-Anteile im Discount-Geschäft sind noch niedrig. Drei bis fünf Prozent sind es bei NKD. Hanfeld setzt auch in Zukunft vor allem auf die Filiale. Fünf bis zehn Prozent Online-Umsatzanteil kann er sich vorstellen. Mehr nicht. „Offline – das ist unser Herzstück.“ Viele würden sich Online-Umsätze „mit ganz viel Geld“ kaufen. „Ich will kein Geld verbrennen.“

Standort nicht ganz einfach

Dass Bayreuth keinen ICE-Anschluss hat, „das ist einfach negativ“, sagt er. Das spüre man auch bei der Suche nach Personal. Sechs Ausbildungsberufe bietet NKD an, auch ein duales Studium. Man tue eine ganze Menge, aber der Standort „ist nicht ganz einfach“. Und Oberfranken hat ja auch nahezu Vollbeschäftigung.

Lange für Otto aktiv

Nach Studium und Promotion (Internationales Marketing) arbeitete Hanfeld als Unternehmensberater, ging dann zu Otto nach Hamburg, wurde Geschäftsführer Otto China (1999 bis 2002) und Otto Japan (2002 bis Ende 2011). Bereits im März 2011, nach der Katastrophe von Fukushima, zog seine Frau mit den beiden Kindern zurück in ihre Heimatstadt Bremen. Hanfeld kam nach, arbeitete von 2012 bis 2015 für die Tristyle Group in München. Hier lebt die Familie bis heute. Wer lange Zeit im Ausland gelebt hat, schätzt die Heimat oft umso mehr. Auch bei Hanfeld ist das so.

Pendeln nach München

Intensiver erfährt er nun, „wie schön es hier ist, wie gut wir es haben. Ich weiß nicht, wo’s besser sein soll.“ Der Familie – Sohn und Tochter sind mittlerweile Teenager – wollte Hanfeld nicht noch einen Umzug zumuten. Vier, fünf Tage die Woche wohnt er in Bayreuth, am Wochenende fährt er nach München.

Der Vielgereiste reist immer noch gern. Vergangenes Jahr war er mit Familie in Vietnam, für nächstes Jahr ist eine Safari in Afrika geplant. „Uns treibt’s alle raus“, sagt er. Und sonst noch? Ein bisschen Tennis, auch gerne mal aufs Motorrad. Kultur? „Bei Wagner war ich auch schon.“