Schnurgerade Wasserautobahn
Dem Bach, der vorher mehr einer schnurgeraden Wasserautobahn glich, wurde das notwendige „Mobiliar“ für Muscheln, Fische, Flusskrebse, Libellen und so weiter zurückgegeben, indem weite Strecken des Bachlaufs renaturiert wurden. In den dadurch entstandenen Bögen finden nun die Bachmuscheln genügend Sand und Schlamm vor, was ihr Überleben sichert.
Das Bachmuschel-Projekt war der Bevölkerung nicht immer leicht zu vermitteln. „Wir müssen viel Geld für ein paar Bachmuscheln zahlen“, war immer wieder zu hören. Schließlich hat die Gemeinde 25 Hektar ihres Gebiets entlang des Ailsbachs für den Schutz der Bachmuschel zur Verfügung gestellt. Dazu kommen noch große FFH-Schutzflächen, so dass mittlerweile 60 Prozent des Gemeindegebiets aus Naturschutzfläche bestehen.
Viel Überzeugungsarbeit
Dannhäußer hat viel Überzeugungsarbeit für das Projekt bei den Bürgern geleistet. Denn es wurden Maßnahmen zur Reduzierung der Gewässerbelastung durch den Eintrag landwirtschaftlicher und häuslicher Abwässer getroffen. „Dies konnte über die Modernisierung der Kläranlage und den Ankauf von Uferrandstreifen ermöglicht werden“, erläutert Susanne Hochwald. „Bestandstützende und die Muschelpopulationen fördernde Maßnahmen ergänzten die Arbeiten.
Pionierarbeit für die Bachmuschel
Da die Fortpflanzung der Muscheln an Wirtsfische wie die Elritze gebunden ist, sind alle negativen Einflüsse auf Wirtsfische auch für die Muscheln schädlich. Störende Eingriffe auf Unterstände und Laichplätze der Wirtsfische wirken sich also indirekt auf die Muscheln aus.“ In dem kleinen Ailsbach ist Pionierarbeit für die Bachmuschel geleistet worden.
Tausende Elritzen gefunden
Bei weiteren Bachmuschelprojekten, die derzeit in Tschechien, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg laufen, könnten die Wissenschaftler darauf aufbauen. Darauf verweist Susanne Hochwald, die mittlerweile die Bachmuschel-Regionalbeauftragte des Landesamtes für Umwelt ist. Sie berichtete auch, dass bei einer Befischung des Ailsbaches auf einer Länge von rund 150 Metern Tausende Elritzen gefunden wurde.
Es wuchsen sogar Jungmuscheln
Die Laichmöglichkeiten des Ailsbachs seien gut, so die Wissenschaftlerin. Es ist Kies eingebracht worden und die Versteckmöglichkeiten für die Tiere sind optimal. Die Situation bei den Bachmuscheln entwickelte sich anfangs positiv. Es wuchsen sogar Jungmuscheln. Die Bestände der Bachmuschel sind um 50 Prozent gestiegen, wie die Biologin betonte. Allerdings bereitete der Bisam vor etwa zehn Jahren einiges Kopfzerbrechen.
In Böhmen ausgesetzt
Dieses Nagetier, das vor etwa 100 Jahren in Böhmen ausgesetzt worden ist, hatte innerhalb weniger Jahre etwa 90 Prozent der Bachmuschelbestände aufgefressen. Obwohl sich der Bisam überwiegend vegetarisch ernährt, stellen die Muscheln eine proteinreiche und damit ergänzende Nahrungsquelle dar. Daraufhin machten sich auf Hochwalds Anregung Bisamfänger auf den Weg zum Ailsbach. Der Einsatz von Fängern war erfolgreich.
Susanne Hochwald ist optimistisch
Die Zahl der Bachmuscheln nahm in der Folgezeit wieder deutlich zu. „Der damalige Bürgermeister Dannhäußer hatte schon befürchtet, er würde es nicht mehr erleben, dass die Bachmuscheln im Ailsbach wieder richtig Fahrt aufnehmen“, so die Fachfrau. Susanne Hochwald ist für die Zukunft optimistisch, sie hat folgende Theorie: „Ein Bisam lernt vom anderen, wie man Muscheln knackt. Wenn man da nur ein bisschen stört und ein paar muschelfressende Tiere fängt, bleiben die anderen brav bei ihrem Gras, weil sie nichts anderes kennen.“
INFO: Durch den Videofilm „Von Muscheln und Menschen“ kann man einen kurzen Überblick bezüglich der Zielsetzung sowie der Maßnahmen in der Gemeinde Ahorntal gewinnen. Dieser Film kann über die Landesbildstelle Nordbayern in Bayreuth ausgeliehen werden.
Lesen Sie hierzu auch folgende Texte:
Teil 1: Immer auf der Suche nach der Mitte
Teil 2, Bindlach: Begegnung am Maisacker
Teil 4, Der Mittelpunkt Bad Bernecks
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