Dein Wirt, der Seelenklempner

Von Ralf Münch
Der Besitzer der Kneipe "Schnerpfl" in Pegnitz, Ahmet Uzlu feiert 25 jähriges Jubiläum. Foto: Ralf Münch Foto: red

In Pegnitz kennt ihn jeder. Den Wirt vom Schnerpfl, Ahmet Uzlu. Er sitzt in seiner Kneipe und blättert in einem dicken Ordner. Dort hat er alles archiviert, was ihn betrifft und über ihn veröffentlicht wurde. „Mensch, schau mal. War ich da noch jung.“ Es ist 25 Jahre her.

 
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Irgendwie hat sich in der Kneipe kaum etwas verändert. Die dunkle Holzverkleidung an den Wänden ist so, wie sie schon war, als er die Kneipe damals übernommen hat. An den Wänden hängen noch die alten Fotografien von damals, und die meisten Möbel, denen man die Jahre ansieht, die aber auch den Charme ausmachen, sind auch noch die von einst. Genauso wie der Name. Schnerpfl hieß schon immer Schnerpfl.

Podest für Musikveranstaltungen

Er hat nur wenig verändert. Etwa ein kleines Podest für Musikveranstaltungen gebaut. Und wo damals noch eine Küche war, hat er den Raum als Gastraum umgebaut. Uzlu sinniert: „Ich weiß schon. Es heißt ja oft, dass man Neues machen muss. Ich finde aber, dass man auch beim Alten bleiben darf. Warum sollte man etwas, woran sich die Menschen gewöhnt haben, verändern?“

Bevor er die Kneipe übernommen hat, arbeitete der in Adana geborene Wirt in Nürnberg in einer Rockdisko. Sein Traum war es aber schon immer gewesen, eine eigene „Rockkneipe“ zu besitzen. Als er hörte, dass Heidi und Peter Fischer ihren Schnerpfl abgeben wollen, griff er die Chance beim Schopf.

Das Nachtleben ist tot

Vielleicht ist der Halt an dem Ursprung auch der Grund, weshalb seine Kneipe noch nicht zu gemacht hat. Andere haben das eben anders gemacht. Uzlu sagt: „Ich habe in diesen Jahren schon viele Kneipen und Gastwirtschaften kommen und gehen sehen.“ Es hat sich in den 25 Jahren viel in Pegnitz bezüglich der Kneipen- und Gastwirtschaftswelt getan – nicht zum Positiven, das Gegenteil ist der Fall.

Früher gab es da auch mal ein Lämpla, schon lange nicht mehr. Ein One-Way auch, das aber auch nach einigen Jahren schon wieder dicht gemacht hatte. Die Zaußenmühle, jetzt Bar und Restaurant, war früher auch eine urige Kneipe zum „Absacker trinken und mächtig abzufeiern“. Und das Weiße Lamm, wo es früher genauso gemacht wurde, ist jetzt eben eine Gastwirtschaft mit italienschem Essen.

Uzlu: „Das jetzige Nachtleben in Pegnitz ist weit entfernt von dem wie es früher war. Im Grund genommen ist es beinahe tot.“

Auf die Frage, wie es ein Türke schafft, 25 Jahre lang eine Kneipe am Leben zu erhalten, während andere immer wieder versuchen, es mit Gastronomie zu schaffen und nach ein paar Jahren dann doch wieder schließen, überlegt er und erwidert dann: „Es gibt einen großen Unterschied zwischen einem Wirt und einem Gastronomen.“ Ein Gastronom versorge die Gäste mit Nahrung. Ein Wirt versorgt die Gäste mit Seelennahrung.

Er ist da manchmal wie ein Seelenklempner. Wenn die Gäste an der Bar über ihre Sorgen und Probleme erzählen und ihr Herz ausschütten oder wenn er sich zu denen an den Tisch für ein Pläuschchen setzt. „Das passiert sehr oft. Und meine Gäste wissen ganz genau, dass das, was sie mir erzählen auch bei mir bleibt. Es hat etwas mit Vertrauen zu tun.“

Und er ist manchmal sogar etwas anderes. Nämlich indirekt ein Partnervermittler. Es gab schon sehr viele „Schnerpflpaare“, die sich dort kennen- und lieben lernten. Als er in seinem Ordner blättert, zeigt er Fotos von einem Ehepaar, das sich in seiner Hochzeitskleidung vor dem Schnerpfl ablichten ließ. Uzlu schmunzelt, als er sagt, dass seine früheren Gäste schon lange Kinder haben und genau diese Kinder jetzt seine Gäste sind.

Viele Feiern im Sommer

Allerdings kann er auch davon erzählen, dass er es nicht leicht hat. Denn was oft übersehen wird, ist, dass es gerade auf dem Land im Sommer sehr viele Feiern gibt. In jedem noch so kleinen Dorf. „Eigentlich ist es so, dass ich in den Monaten mein Geld verdienen muss, in denen wegen des Wetters nicht im Freien gesessen werden kann. Im Sommer kommt dann die Trockenzeit“, sagt er.

Und das, obwohl er auch einen Biergarten hat, der im Sommer wegen der Bepflanzung eher an Italien erinnert. Aber: „Da ist das Angebot außen herum einfach zu groß.“ Wo Gäste es nicht befürchten brauchen, hier eine Durststrecke haben zu müssen, ist der Sommer für den Wirt eben genau diese. Von einer seiner damaligen Prämissen, einmal im Monat Livebands zu haben, ist er abgekommen. Ab und zu gibt es die zwar noch, aber im Umfang wie früher, nicht mehr. „Die Gagen der Bands sind inzwischen ziemlich hoch.“

Bald gibt es eine Jubiläumsparty

Ahmet Uzlu hat sich in den 25 Jahren in Pegnitz etabliert, setzt sich auch für die Stadt ein. Er ist federführend beim Marktplatzfest und der Halloweenparty, den Tag der Nationen hat er mit ins Leben gerufen und das Rosengassenfest auch. Ja, man kennt ihn und sein Schnerpfl.

Und wie lange will der inzwischen 63-Jährige das noch machen? „Das werde ich oft gefragt. Und es wird auch oft zu mir gesagt ’komm, mach das noch weiter’. Mach ich auch solange ich noch fit bin. Aber wie lange, weiß ich jetzt natürlich nicht.“ Sicher ist allerdings eines: Irgendwann Ende März, oder April, will er es mit einer Jubiläumsparty auch richtig krachen lassen. „Mit Livemusik und Freibier“, grinst er.

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