Das Geschäft mit den Schrottimmobilien

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Ausländer kaufen Schrottimmobilien, um darin auf Staatskosten Flüchtlinge unterzubringen – dieser Befund steht seit einigen Monaten im Raum, auch und gerade im Fichtelgebirge. In Fichtelberg haben jüngst Araber das Feriendorf gekauft, aber auch in Bad Berneck oder Warmensteinach sind Fälle bekannt. Eine mutmaßliche Variante gibt es im Landkreis Wunsiedel.

 
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Fichtelberg: Das Haupthaus des Feriendorfes am Fichtelsee hat einen neuen Eigentümer: die „Hejazi-Verwaltungs GmbH“ mit Sitz in Kelsterbach bei Frankfurt. Die Firmen-Adresse im Grundbuch ist identisch mit dem ehemaligen Airport-Hotel, das der Landkreis Groß-Gerau vor zwei Jahren als Flüchtlingsunterkunft angemietet hatte (der Kurier berichtete ausführlich am Samstag). Der neue Eigentümer hat das Haus in Fichtelberg der Regierung von Oberfranken zur Unterbringung von Migranten angeboten. Allerdings hat der Gemeinderat Fichtelberg unlängst baurechtliche Hürden für eine solche Nutzung aufgestellt.

Bad Berneck: In der Kurstadt gibt es derzeit vier Häuser, in denen teils Flüchtlinge schon wohnen und die von Ausländern gekauft wurden – außer der Gemeinschaftsunterkunft „Quelle“ am Bärnreuther Weg sind das Häuser am Kirchenring, an der Rotherstraße und an der Ölschnitz. Der Bad Bernecker Bürgermeister Jürgen Zinnert hatte in seinem Brandbrief an den Landrat vom vergangenen November auf die Massierung von Flüchtlingen insbesondere in der Oberstadt hingewiesen. Während für die ganze Oberstadt im November ein Anteil der Flüchtlinge von 16 Prozent an der Bevölkerung zu Buche stand (inklusive der maximal rund 50 Quellebewohner), betrage der Anteil am Kirchenring 28 Prozent (absolut 23 Bewohner) und am Marktplatz 22 Prozent (absolut: zwölf).

Namentlich benannt hatte Zinnert in seinem Schreiben den kosovarischen Unternehmer Qerim Shkreli. Seine Lebensgefährtin ist Eigentümerin der „Quelle“; Shkreli war zumindest vermittelnd tätig beim Eigentümerwechsel von anderen Immobilien. An Shkreli scheiden sich die Geister in der Kurstadt. Während man im Rathaus Informationen zu haben glaubt, dass Shkreli aktiv auf Immobilienakquise in Bad Berneck ist, macht der selbst geltend, dass ihm Einheimische Häuser anböten. Die Flüchtlingshilfe Bad Berneck („Flübb“) kann sich der Kritik aus dem Rathaus nicht anschließen und arbeitet teils mit Shkreli zusammen. Jörg Schröder von „Flübb“ sagt: „Er hat den Leerstand in der Oberstadt nicht zu verantworten. Herr Shkreli ist ansprechbar, er kommt zu Treffen und kümmert sich, wenn es ein Problem gibt.“

Bischofsgrün: Shkreli hat daneben in Bischofsgrün ein Wohnhaus mit acht Wohnungen aus einer Insolvenz gekauft, wobei auch hier formale Eigentümerin seine Lebensgefährtin sein soll. Hier leben ganz überwiegend Ausländer, aber keine Flüchtlinge. Während es anfangs Menschen vor allem vom Balkan waren, sind es aktuell nach Kurierinformationen vor allem solche aus Rumänien und Bulgarien.

Warmensteinach: An der Bahnhofstraße hat nach Kurierinformationen ein Albaner ein Haus aus einer Insolvenz heraus gekauft und es an anerkannte Flüchtlinge aus Syrien vermietet.

Landkreis Wunsiedel: Im Nachbarlandkreis haben Ausländer Häuser gekauft und die Wohnungen an Flüchtlinge vermietet. An sich ist das ein völlig legitimes Geschäft. Wie allerdings Flüchtlingshelfer unserer Zeitung berichteten, gibt es  in Marktredwitz und Selb Fälle, in denen die Menschen in den Wohnungen unter unwürdigen Bedingungen untergebracht sind. Teilweise sollen lediglich Betten vermietet sein.

   Auf Nachfrage im Jobcenter will niemand derartige Vorkommnisse bestätigen. Wenn dennoch Fälle bekannt würden, dann müssten die Vermieter mit einer Anzeige wegen Mietwucher rechnen, wenn sie zum Beispiel für ein einzelnes Bett eine ganze Wohnungsmiete vom Jobcenter kassieren würden. In aller Regel bezahlen die Flüchtlinge die Miete nicht selbst, sondern das Jobcenter.  

Außer Flüchtlingen gibt es mittlerweile auch eine ganze Reihe von osteuropäischen EU-Ausländern, die im Landkreis Wunsiedel Fuß fassen. So berichtet etwa der Schönwalder Bürgermeister Klaus Jaschke davon, dass in der 3200-Einwohner-Stadt derzeit 20 Rumänen leben, die zum Teil auch Häuser gekauft hätten.   

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