Darum gab das Altstadt-Idol dem FC Bayern München einen Korb Manfred Größler wird 70

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Gefürchtet waren die Flankenläufe von Manne Größler (links). In der Saison 73/74 bekommen dies die Augsburger um Helmut Haller zu spüren, die sich auf der Jakobshöhe nach einer 3:0-Führung noch mit einem 3:3 begnügen müssen. Foto: red

Eine Bayreuther Legende wird 70 Jahre alt: Heute feiert Manfred Größler Geburtstag. Seine  Popularität beruht nicht nur auf seinen sportlichen Erfolgen und seinem bescheidenen Wesen, sondern auch auf seiner Nibelungentreue zur Stadt und zur SpVgg. Ausgerechnet zu seinem Ehrentag gibt nun das Team seine Visitenkarte in Bayreuth ab, das den ehemaligen Altstädter Torjäger heftig umwarb – sich aber dann doch einen Korb einfing. Wie damals im Sommer 1969 soll Bayern München auch am Freitag nichts zu lachen haben.

 
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„Ich wünsche mir nichts mehr an meinem Geburtstag, als dass wird die Bayern weghauen“, sagt die lebende Bayreuther Fußballlegende, die auch heute noch bei jedem Spiel ihrer Gelb-Schwarzen mitfiebert und natürlich am besten weiß, wie gut Punkte in der momentan prekären Situation tun.

Manfred Größler, in Bayreuth nur Manne genannt, ist Ehrenspielführer, Rekordtorschützenkönig und Idol der SpVgg. Nebenbei ist er Namensgeber des Altstädter Stadionmagazins „manne“ und steht wie kein Zweiter für die großen Bayreuther Fußballzeiten – als es die Altstadt mit Teams wie dem FC Augsburg, 1860 München, Karlsruher SC – oder eben Bayern München – aufnimmt. Und der langjährige Altstädter Kapitäns und Torjäger weiß, wie man die damals schon übermächtigen Münchner knackt. Einmal düpiert der Rechtsaußen Torwart-Legende Sepp Maier mit einem satten 25-Meter-Schuss in den Winkel. „Nur geschaut“ habe der Rückhalt der Bayern, „als ich ihm den Ball aus 25 Metern in den Winkel gezimmert habe.“ Das Freundschaftsspiel gewinnen die Altstädter mit 2:1.

Unvergessener Pokalerfolg

Genauso wie die unvergessene Partie in der dritten Hauptrunde des DFB-Pokals im Jahr 1980, als die Bayreuther das Starensemble von Trainer Pal Csernai auf schneebedecktem Boden im städtischen Stadion mit 1:0 abblitzen lassen. Breitner, Rummenigge und Co. lamentieren über irreguläre Verhältnisse, was von Altstadt-Coach Heinz Elzner im Aktuellen Sportstudio trocken gekontert wird. Das Zurechtkommen mit solchen Platzverhältnissen, sagt der der Trainer bei TV-Moderator Dieter Kürten, dürfe man wohl eher von den routinierten Bayern erwarten.

Als den Altstädtern dieses Husarenstück gelingt, ist Größler schon im gesetzten Fußballeralter, zweieinhalb Jahre sind es noch, bis er die Fußballstiefel an den Nagel hängt. „Dieses Pokalspiel war natürlich noch einmal ein herausragendes Ding“, erinnert er sich gerne an den Sieg über den Liga-Krösus zurück, dessen Trikot er selbst fast übergestreift hätte. „Mit Bayern habe ich immer ein bisschen geliebäugelt“, sagt er und weiß doch selbst am besten, dass das leicht untertrieben ist. Die Bayern haben ihn Mitte der 60er Jahre längst auf dem Zettel. Eigentlich schon seit der Zeit, als er mit Bomber Gerd Müller in der bayerischen Jugendauswahl steht. Im Januar 1969 erliegt Größler scheinbar dem Werben von Bayern-Manager Robert Schwan, er unterschreibt einen Vorvertrag.

Wechsel zu Bayern München platzt

An die Isar wechseln wird Größler im darauffolgenden Sommer trotzdem nicht. „Die Meisterschaft und der Aufstieg in die Regionalliga Süd haben mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Die damalige Euphorie in Bayreuth, der Zusammenhalt der jungen Truppe, die Überredungskünste der Kameraden und Vereinsverantwortlichen, aber auch der sichere Job bei der BAT als Betriebshandwerker tragen ihren Teil dazu bei, dass der Vorvertrag nie erfüllt wird. Selbst der im Sommer neu verpflichtete Bayern-Trainer Udo Lattek, den Manfred Größler schon in der Amateur-Nationalmannschaft schätzen gelernt hatte, schafft es nicht mehr, ihn umzustimmen.

Lob von Udo Lattek

„Udo Lattek hat mir einmal gesagt, Du musst wechseln, dann schaffst Du es in die Nationalmannschaft.“ Mit der Absage an Bayern entscheidet sich Größler für einen anderen Weg, als ihn Gerd Müller beschreitet, der vom beschaulichen Nördlingen nach München wechselt und eine Weltkarriere startet. „Ich bin halt geblieben“, sagt das Geburtstagskind ohne einen Funken Wehmut. Ob er es heute wieder genauso machen würde? Größler hält kurz inne, seufzt und sagt: „In der heutigen Zeit wäre ich wohl gewechselt – wegen der Perspektiven und natürlich auch wegen der Verdienstmöglichkeiten. Damals aber war die Sache anders. Und jetzt im Nachhinein muss ich sagen: Ich bereue nichts.“

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