Cybex und die Crashtest-Dummys

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Freuen sich auf den neuen Forschungscampus: Entwicklungsleiter Raoul Bader (links) Cybex-Chef Johannes Schlamminger. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es war ein hartes Ringen, aber jetzt hat sich Cybex gegen mehrere konkurrierende Standorte durchgesetzt. Der Hersteller von Kindersitzen, Kinderwagen und Babytragen hat von seiner chinesischen Muttergesellschaft Goodbaby den Zuschlag für die Millioneninvestition eines Forschungs-Campus in Bayreuth bekommen, dessen Herzstück eine Crashtestanlage ist. Mitentscheidend war auch das Engagement von Landes- und Lokalpolitikern.

 
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"Die Konkurrenz mit anderen Standorten war groß", sagt Cybex-Chef Johannes Schlamminger. Weil es in China für solche Projekte viel Geld vom Staat gibt, oder weil zum Beispiel auch Tschechien mit hohen Fördersätzen lockt. Doch jetzt kommt die Anlage, die mit allem drum und dran alleine rund 3,5 Millionen Euro kosten wird, doch nach Bayreuth.

Was für Schlamminger nicht zuletzt auch ein großer organisatorischer Vorteil ist. Zuletzt nämlich wurden die Sicherheitstests der Kindersitze wegen Kapazitätsengpässen im ADAC-Technikzentrum Landsberg zunehmend auf Anlagen im Ausland - Niederlande, Italien, Frankreich, England, China, USA - durchgeführt. Hoher Aufwand, hohe Kosten und Mitarbeiter, die ständig im Flieger sitzen.

Doch eines ist Schlamminger und Entwicklungsleiter Raoul Bader noch viel wichtiger: "Es geht um das Leben von Kindern, das entsprechende Sicherheitsbewusstsein ist die DNA des Unternehmens. Deshalb ist die Anlage hier am Stammsitz so wichtig für uns."

 

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Von 8000 auf rund 14.000 Quadratmeter erweitert Cybex sein Betriebsgelände im Industriegebiet St. Georgen gerade. 1000 davon sind für die reine Crashtestanlage reserviert, wobei die Schienenlänge nur rund 30 Meter betragen soll. Möglich machen's Hochleistungsmagneten, die die Schlitten mit den montierten Kindersitzen stark beschleunigen. Schließlich soll bei Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h getestet werden.

Simuliert werden können Aufpralle aus allen Richtungen sowie alle weltweit gütigen Testverfahren. 1500 bis 2000 sogenannte Schüsse im Jahr will Cybex für eigene oder Produkte aus dem Goodbaby-Konzern durchführen, dabei auch mit den regionalen Hochschulen und Forschungsinstituten zusammenarbeiten. Dann noch übrige Kapazitäten könnten externen Interessenten gegen Bezahlung zur Verfügung gestellt werden.

30 Nationalitäten am Standort

Die Crashtestanlage, die noch in diesem Jahr eingeweiht werden soll, soll die Keimzelle für einen Forschungscampus sein, an dem dann auch Mitarbeiter aus dem ganzen Konzern geschult werden sollen. "Schon jetzt finden sich unter den gut 350 Mitarbeitern in Bayreuth rund 30 Nationalitäten", sagt Marketingleiter Philip Raum. Fertig sein soll das insgesamt fünf Millionen Euro teure Projekt binnen zwei Jahren.

Standort Bayreuth sicher

"Diese Investition sichert den Standort Bayreuth extrem", sagt Cybex-Chef Schlamminger: "Bayreuth steht nicht zur Disposition. Hier ist Gehirn und Herz von Cybex." Management, Entwicklung, Marketing, weltweiter Vertrieb, Finanzen und IT sind hier angesiedelt, wobei auch für die Mutter Goodbaby gearbeitet wird. Produziert wird innerhalb der Konzernstrukturen in China, den USA, Mexiko aber zunehmend auch bei kleineren Dienstleistern in Europa und Deutschland.

Rasantes Wachstum

In Bayreuth sei es zunehmend schwieriger, das rasante Wachstum am derzeitigen Standort zu realisieren. Von 170 auf gut 200 Millionen Euro ist der Umsatz im vergangenen Jahr gestiegen, die Mitarbeiterzahl soll dieses Jahr von 400 auf 500 steigen. "Bis Ende 2019 reicht der Platz jetzt erst mal, dann müssen wir weitersehen", sagt Schlamminger. Und Raoul Bader ergänzt: "Wir werden immer wieder vom eigenen Erfolg überrascht."

Brief von Aigner

Und warum gab es jetzt das Okay aus China? Dort habe das große Engagement der Politik viel Eindruck gemacht. "So etwas hat dort einen viel höheren Stellenwert", sagt Schlamminger. Dass die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner nach ihrem Besuch im September bei Cybex einen persönlichen Brief nach China geschrieben habe, sei dabei genauso auf großes Wohlwollen getroffen wie die intensiven Bemühungen der Stadt, bei der Suche nach Flächen zu helfen.

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe jedenfalls ist heilfroh, dass die Investition direkt gegenüber der problembeladenen BAT-Zigarettenfabrik in trockenen Tüchern ist. Sie sagte auf Anfrage: „Für den Wirtschaftsstandort Bayreuth ist dies eine weitere gute Nachricht. Mit der Investition werden zusätzliche neue Arbeitsplätze in der Stadt entstehen. Auch die Stadt Bayreuth hat innerhalb ihrer Möglichkeiten im Vorfeld das ihre getan, damit diese Forschungseinrichtung nach Bayreuth kommt."

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