Cornelius Sturm, der Kulturbeauftragte der Landesgartenschau, über einen besonderen Sommer und die Folgen für Bayreuth "Seebühne: eine besondere Chance"

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Das große Aufräumen auf dem Landesgartenschaugelände dringt jetzt zu einem Teil vor, das Erinnerungsmaschine für ungefähr 900.000 Menschen war: zur Seebühne. Ein großer Teil der rund 4000 Veranstaltungen zwischen dem 22. April und dem 9. Oktober hat hier stattgefunden. Und für einen Teil dieser Veranstaltungen war er verantwortlich: Cornelius Sturm, der Kulturbeauftragte der Landesgartenschau. Die Magie des Ortes kann man leicht erhalten, sagt er.

 
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Sturm nennt die Seebühne, auch ohne das charakteristische Dach, das ab Donnerstag abgebaut wird und nach Würzburg zur nächsten Landesgartenschau geht, eine Chance für das Bayreuther Kulturleben. Nur nutzen muss man sie.

Mit Blick zurück sagt Cornelius Sturm im Gespräch mit unserer Zeitung: Das Konzept, das er dem Projekt Gartenschau für seinen Teil zugrunde gelegt hat, ist aufgegangen. "Mitte 2014 wurde ich in diesem Posten berufen, was mich persönlich sehr gefreut hat. Im Herbst 2014 habe ich mit den Vorgesprächen im Bechersaal angefangen. Vier Veranstaltungen, alle voll besucht."

Alle sollten sich einbringen

Die Idee dahinter: "Alle Kulturschaffende sollten sich einbringen. Es sind viele großartige Ideen herausgekommen, von denen viel umgesetzt wurde. Denn eines war mir wichtig: Das ist unsere Gartenschau, wir sollten sie gestalten. Das sollte rüberkommen bei den Künstlern: Wir machen das. Nicht die da." Und das, sagt Sturm, habe geklappt. Viele hätten sich eingebracht. Entscheidend: "Jeder auf seine Art und auf seiner Ebene." Die Resonanz, die von den Besuchern und den Künstlern in gleicher Weise gekommen sei, sei nahezu ausschließlich positiv gewesen, "bis auf einen Leserbrief, dass dieser oder jener Künstler vergessen worden sei, habe ich nichts gehört".

Bayreuther hat es von den Sitzen gerissen

Resonanz bedeutet auch, dass die Konzerte vor der Seebühne richtig gut besucht waren. "Unter den Top-Fünf-Konzerten: zwei Bands aus Bayreuth. Sixpack und Huebnotix." Einzelkonzerte wie das der Münchener Freiheit mit deutlich mehr als 6000 Menschen vor der Bühne. Dem Unkenruf zum Trotz, dass die Bayreuther ein - wohlwollend formuliert - wählerisches Publikum sind. "Die Seebühne hat sich ein Veranstaltungsort mit neuem Flair und Charme empfohlen. Mit einem Publikum, das mich mit seiner gelösten und dennoch konzentrierten Stimmung begeistert hat. Die haben den Künstlern zugehört." Und sie sie haben mitgemacht, "nachdem sie erst gebannt gelauscht haben, hat es sie in der Regel von den Sitzen gerissen".

Man darf keine Zeit verlieren

Sturm sagt, die Seebühne sei "eine besondere Chance für Bayreuth". Er hoffe, "dass man jetzt keine Zeit verliert, klare Regeln aufstellt und jemanden installiert, über den man diese Bühne einfach mieten kann". Die Vorgaben, wie Sturm sie umreißt: "Man braucht so und so viele Toiletten, diese Absperrungen. Dann gibt es hier die Bühne, dort die Stromanschlüsse und hier den Stromvertrag." Was Bayreuth sicher nicht leisten könne: "Jedes Jahr ein großes Programm auf die Bühne zu stellen". Dafür, sagt Sturm gebe es Veranstalter in Bayreuth, denen man die Bühne anbieten könne: "Dieser Ort hat eine Magie. Das hat das überragende Feedback der Künstler gezeigt." Allerdings müssten die Rahmenbedingungen stimmen. Für die Veranstalter, die Künstler und das Publikum. "Die tolle Atmosphäre kann man wieder hinzaubern. Auch wenn die Muschel weg ist." Die wird noch in dieser Woche verschwinden, wie André Riedel vom Veranstaltungsmanagement der Landesgartenschau sagt. "Ab 20. Oktober wird sie abgebaut." Ein weiterer wichtiger Faktor: "Man muss sehen, wie der Pächter des Gastro-Pavillons im Kulturkabinett bereit ist, sich einzubringen."

Kompliziert kann das nicht sein

Es dürfe nicht kompliziert werden, um "den großartigsten Sommer, den man in  Bayreuth erleben konnte" in eine verkleinerte Neuauflage zu gießen. Ohne Gartenschau natürlich, aber auf der Seebühne, die sich als Herzstück der Wilhelminenaue weiter empfehle: "Die Künstlerbuchungen für 2017 sind zum Großteil schon gemacht. Man ist spät dran, aber noch nicht zu spät. Denn die meisten Veranstaltungen haben einen Vorlauf von einem Jahr", sagt Sturm. Fände 2017 nichts auf der Seebühne statt, wäre "die Gefahr, dass man die Magie von 2016 ungenutzt verstreichen lässt, groß. 2018 dann neu zu starten, wäre schwieriger."

Günstiger als die Suche nach einer Ersatzspielstätte

Dass es möglich ist, eine neue Bühne zu bespielen, "ohne die anderen Veranstaltungen zu stören", habe die Gartenschau bewiesen. "Man muss sich ja nur vorher mal den Kalender anschauen." Zudem müsse ein Veranstaltungsprogramm, das eine breite Masse anspricht, nicht teuer sein: "Unser Budget war kleiner als die Summe, die in Bayreuth für die Suche nach einer Ersatzspielstätte ausgegeben wurde", sagt Sturm. Was Dagmar Voß, die Geschäftsführerin der Landesgartenschau, auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. "Wir haben noch nicht komplett abgerechnet. Aber wir lagen unter 145.000 Euro. Ja."

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