An den Wänden der Ausstellung hängt eher unkritische Modefotografie, dazwischen aber immer wieder Arbeiten von Künstlerinnen, die diese Mode und die ihnen zugrundeliegenden Vorschriften kommentieren. Eine Fotoserie zeigt, wie unterschiedlich Frauen wirken, wenn sie eine Burka, einen Schleier oder nur ihre Haare tragen; eine Inszenierung zeigt vollverschleierte Frauen, die auf verdreckten Motorrädern posieren; Schwarz-Weiß-Fotos dokumentieren Proteste von Frauen gegen das Verhüllungsgebot.
Der Besuch ist untermalt von Hip-Hop - im dazugehörigen Video, das auf einem Bildschirm zu sehen ist, tanzen junge gestylte Frauen mit Kopftuch. Auf einem anderen Schirm laufen Tweets von Modebloggerinnen in Endlosschleife. In einem abgetrennten schwarzen Raum singt eine Frau mit Inbrunst gegen das Verbot an, im öffentlichen Raum zu singen.
Ziel der Ausstellung sei es, Stereotype aufzubrechen, argumentiert Museumsdirektor Matthias Wagner K.. Die Schau sei "keine Kopftuchausstellung". Man wolle vielmehr zeigen, "wie vielfältig, ausdifferenziert und ungemein kreativ" muslimische Mode ist. Er hofft, dass die Ausstellung - wie auch die gezeigte Mode selbst - "ein positives Bewusstsein für muslimische Kulturen" fördern kann.
Danach sieht es derzeit eher nicht aus. Die Zeitschrift "Emma" veröffentlichte am Mittwoch eine lange Liste überwiegend kritischer Stimmen prominenter Muslime. Die Verantwortlichen der Ausstellung machten sich zu "nützlichen Idioten des politischen Islam", seien "verlogene Handlanger von Frauenunterdrückung und der Wirtschaft" und "unterstützen damit die Macht der männlichen Herrschaft".
Nabila Bushra findet die Ausstellung dagegen "bereichernd" und die Debatte "mühsam und nicht berechtigt". Es gehe um Kunst, Ästhetik und Mode, sagt die junge Frau, die selbst ein Kopftuch trägt. "Aber die dominanten Bilder sind so starr, dass niemand das Eigentliche sieht." Die facettenreichen Kunstwerke der Designerinnen würden ausgeblendet, stattdessen werde über das Kopftuch diskutiert. Bushra ist Pädagogin, Sozialarbeiterin und studiert Gender Studies in Bielefeld.
Als Projektkoordinatorin ist sie für das "Contemporary Muslim Fashions Forum" mitverantwortlich, das vom 12. bis 14. April im Museum stattfindet. Eingeladen sind Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen, Bloggerinnen und Influencerinnen, die nicht nur über muslimische Mode sprechen wollen, sondern ganz allgemein über "Themen wie kulturelle Identität, Gender, Nachhaltigkeit, Politik und Gleichberechtigung", wie das Museum ankündigte.