Faule Schiffskredite
Der Umbau soll das Geldhaus, das in der Finanzkrise vom Staat gestützt werden musste, zukunftssicher machen. Die Commerzbank leidet wie viele andere Banken unter den niedrigen Zinsen, die die Einnahmen schmälern. Hinzu kommen hausgemachte Probleme wie faule Schiffskredite angesichts der Krise der Container-Reedereien.
Die Zahl der Kunden soll bis 2020 um zwei Millionen steigen - allein 385.000 kamen im ersten Halbjahr hinzu. Dabei half auch die Übernahme des Finanzportals Onvista durch die Commerzbank-Onlinetochter Comdirect. Jeder neue Kunde kostet allerdings zunächst 150 bis 250 Euro. „Das ist eine Investition in die Zukunft“, sagte Finanzchef Stephan Engels. Es dauere im Schnitt anderthalb Jahre bis ein Kunde profitabel werde.
Mauer Handel an Finanzmärkten
Doch nicht nur der Stellenabbau und die Anwerbung der Neukunden belasteten die Bilanz. Im Firmenkundengeschäft litten die Frankfurter wie die Konkurrenz unter dem mauen Handel an den Finanzmärkten, wodurch den Banken Gebühren entgehen.
Die Erträge - die gesamten Einnahmen - gingen konzernweit von 2,24 Milliarden auf 2,07 Milliarden Euro zurück. Der operative Gewinn sank von 351 Millionen auf 183 Millionen Euro. Analysten hatten zwar mit einem Abrutschen gerechnet - allerdings nicht in dieser Größenordnung.
Finanziell Luft hat sich die Commerzbank bei den Schiffskrediten verschafft: Im ersten Halbjahr schrumpfte das Portfolio um 0,9 Milliarden auf 3,9 Milliarden Euro. Bis zum Ende des Jahres soll es weiter zurückgehen auf rund 3 Milliarden Euro. Entsprechend geht die Bank auch von einer geringeren Risikovorsorge aus.
Reedereien in Schieflage
Die Commerzbank hatte einst in großem Stil Kredite für neue Frachtschiffe gewährt. Überkapazitäten und fallende Frachtraten hatten jedoch viele Reedereien in Schieflage gebracht.
Knapp 2,5 Milliarden Euro des Schiffskreditportfolios des Instituts gelten als ausfallgefährdet. Bis 2020 will das Geldhaus ganz aus dem Geschäft aussteigen.
Anders als viele Konkurrenten hat die Commerzbank trotz des nahenden Brexit derzeit keine Pläne, Jobs oder Firmenteile von London nach Frankfurt zu verlagern. „Im Moment nicht“, sagte Finanzchef Engels.
Allerdings hat das Institut in den vergangenen Jahren bereits etliche Mitarbeiter von dort in die Zentrale nach Frankfurt geholt. Momentan sind noch etwa 1000 Commerzbanker in der britischen Metropole tätig.
dpa