Claus Hofmann tritt aus SPD aus

Von und Moritz Kircher
Claus Hofmann tritt aus der SPD aus. Foto: Archiv Foto: red

Offenbar schlägt hier die „große Politik“ voll auf die lokale Ebene durch: Claus Hofmann, Zweiter Bürgermeister in Gesees, tritt zum 1. März aus der SPD aus. „Ich fühle mich dort nicht mehr so aufgehoben“, sagte Hofmann am Mittwoch im Gespräch mit dem Kurier.

 
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Über das Bild, das die SPD derzeit nach außen abgebe, sei er sehr enttäuscht. Die aktuellen Personaldiskussionen in Berlin um die Besetzung der Posten des Außenministers und des Parteivorsitzenden waren für Hofman freilich nur die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Mehr und mehr sah sich das Mitglied des Ortsvereins Gesees in der Zwickmühle. Einerseits versuchte er, sich loyal gegenüber seiner Partei zu verhalten und in Diskussionen, etwa auch mit verärgerten Geseesern, die Linie der Partei zu vertreten. Andererseits hat sich aber bei Hofmann selbst viel Frust angestaut. Konkret nennt er das Bürgerbegehren zum G8. Dass hierfür die Freien Wähler einen Antrag gestellt haben, „finde ich toll und unterstütze ich auch“, sagt Hofmann. „Schade, dass das nicht von der SPD gekommen ist.“ Und mit Blick auf Berlin sagt er: „Ich habe keine Lust mehr, mich ständig für die Fehler von anderen rechtfertigen zu müssen.“

Weiter Zweiter Bürgermeister

Hofmann versichert, dass die Gründe für seinen Austritt aus der Partei nicht auf der lokalen Ebene zu suchen sind. Folglich wird er auch sein Amt als Zweiter Bürgermeister in Gesees weiter ausüben.

Der Geseeser Bürgermeister Harald Feulner (Freie Wähler) zeigt sich am Mittwoch vom angekündigten SPD-Austritt Hofmanns überrascht. „Ich kenne seine Beweggründe nicht“, sagte er im Gespräch mit dem Kurier. Feulner sieht aber keinen Grund, warum Hofmann das Amt des Zweiten Bürgermeisters in Gesees nicht weiter ausfüllen sollte. „Ich denke, dass er seine Arbeit im Gemeinderat genauso engagiert fortsetzen wird wie bisher.“

Hofmann, der im Jahr 2008 in die SPD eingetreten ist, und sich auch als Bürgermeisterkandidat zur Wahl gestellt hat, wird sein Amt künftig als Parteiloser ausüben. Generell ist fraglich, wie es mit dem SPD-Ortsverein Gesees weitergeht. Derzeit zählt man dort elf Mitglieder. Bei der Jahresversammlung in zwei Wochen wird es um Grundsätzliches gehen. Nämlich um die Frage, ob sich der Ortsverein auflösen wird und sich die übrig gebliebenen Genossen einem benachbarten Ortsverein anschließen.

Nach jetzigem Stand beabsichtigt Hofmann auch bei der nächsten Wahl im Jahr 2020 wieder für den Gemeinderat Gesees zu kandidieren. „Vielleicht auf einer offenen Liste“, wie er sagt.

Eines wird er allerdings nicht tun: Als Noch-SPD-Mitglied steht es ihm zu, bei der aktuellen Mitgliederbefragung zur Großen Koalition auf Bundesebene sein Votum abzugeben. Jedoch: „Daran werde ich nicht teilnehmen.“

67 Neueintritte

Hofmanns Austritt aus der SPD ändert freilich nichts daran, dass die Entwicklung der Mitgliederzahl bei den Genossen derzeit nach oben geht. Wie Oliver Jauernig, Geschäftsführer der SPD Oberfranken, mitteilt, gab es im Unterbezirk Bayreuth seit 1. Januar 67 Neueintritte, 39 in der Stadt und 28 in den Ortsvereinen im Landkreis. Für Jauernig ist klar, dass die Mitgliederbefragung zur Groko für viele der Anlass für den Eintritt in die Partei ist. Aus Gesprächen mit den Neumitgliedern sei hervorgegangen, dass sich die Zahl der Befürworter und Gegner der Groko die Wage hält, sagt Jauernig.

Wesentlich euphorischer klingt dagegen der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands, Halil Tasdelen, der sich über viele junge, dynamische Mitglieder freut: „Mir wird um die Zukunft der Sozialdemokratie nicht bange.“

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