Bundesamt untersuchte Flugunglück beim Kulmbacher Flugplatz im August 2014 Flugunfall 2014: Pilot unter Medikamenten

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Flugunfall Foto: red

Gleich drei Psychopharmaka hatte der 60-jährige Pilot im Blut, der im August 2014 nahe dem Kulmbacher Flugplatz tödlich verunglückt ist. Der Mann hätte gar kein Flugzeug steuern dürfen.

 
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Den Anblick werden alle, die an der Unfallstelle waren, wohl nie vergessen. Von dem abgestürzten Ultraleichtflugzeug, das in der Wiese unterhalb der Landebahn aufgeschlagen war, waren nur noch Trümmer zu erkennen. Zu dem Unfall hat es nicht kommen müssen. Deswegen nicht, weil der 60-jährige Pilot nicht ans Steuer des Fluggeräts gedurft hätte. Der offenbar seit vielen Jahren unter Depressionen leidende Mann stand unter dem Einfluss gleich mehrerer Psychopharmaka.

Drei der Medikamente, die im Blut des Piloten gefunden worden waren, schließen das Führen von Kraftfahrzeugen eigentlich ebenso aus wie das Führen von Maschinen. Das gilt nicht weniger für das Führen eines Flugzeugs.

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen in Braunschweig geht jedem Flugunfall genau auf die Spur. Akribisch wird da alles beleuchtet, was zu dem Unfall hätte führen können. Der Flugverlauf wird ebenso detailliert dokumentiert und untersucht wie das Flugzeug selbst, die Unfallstelle und natürlich auch die Person des verantwortlichen Flugzeugführers. Was die Unfallermittler herausgefunden haben, spricht eine deutliche Sprache.

Fliegerschule auf Burg Feuerstein

Der Pilot war am 6. August 2014 auf Burg Feuerstein angekommen, um in der dortigen Fliegerschule seine Ultraleicht-Flugzeuglizenz auf die Passagierberechtigung zu erweitern. Weil der Mann zuvor eine längere Flugpause gehabt hatte, musste er zunächst diverse Platzrunden mit Fluglehrer drehen, dann einige Alleinflüge absolvieren. Um 15.04 Uhr am Unglückstag bracht der 60-Jährige zum Flugplatz Kulmbach auf. 45 Kilometer Strecke musste er dafür bewältigen. Der Flug dauerte nicht lang. Schon um 15.39 Uhr setzte das Ultraleicht-Flugzeug vom Typ „Ikarus C42B“ auf der Piste in Kulmbach auf. Doch etwas ging schief. Das Flugzeug fing Feuer, brannte völlig aus. Der Pilot erlitt ein Polytrauma und starb unmittelbar nach dem Absturz, wie die Flugunfalluntersuchung ergab.

Nur wenig Erfahrung

Nicht allzu viel Erfahrung hatte der 60 Jahre alte Mann, der erst zwei Jahre zuvor seine Fluglizenz gemacht hatte. Gerade etwas mehr als zwölf Stunden war er geflogen. Doch das war nicht alles, was zu diesem tödlichen Unfall beigetragen hatte. Der Pilot verfügte zwar über ein ärztliches Tauglichkeitszeugnis. Allerdings hatte er dem Fliegerarzt nicht offenbart, dass er 1999, 2010 und 2011 mehrere stationäre Aufenthalte in psychiatrischen Krankenhäusern hatte, wo er wegen Depressionen behandelt worden war.

Vier Medikamente regelmäßig

Vier Medikamente nahm der Mann wegen seiner Erkrankung regelmäßig ein. Auch am Tag des Unfalls, wie die Untersuchung des Verunglückten ergeben sollte. Unfallursächlich Das Luftfahrtbundesamt hat nach der Sektion der Leiche ausgeführt, dass die nach dem tödlichen Unglück festgestellten gesundheitlichen Auffälligkeiten und „insbesondere die medikamentöse Therapie einen wesentlichen Anteil an der Absturzursache gehabt haben.“

Lizenz ruht bei Arzneimitteln

Der Pilot hätte wissen müssen, dass er ein Flugzeug nicht steuern durfte. Es ist klar geregelt, dass die Lizenz zum Fliegen ruht, wenn ein Arzneimittel eingenommen wurde, das die sichere Ausübung der mit der geltenden Lizenz verbundenen Rechte beeinträchtigen kann.

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