Bürgermeister Neuß zeigt Verständnis über Beschwerden der Bürger Wildparker nerven Anwohner

Von Michael Grüner
Im und außerhalb des Halteverbots: Am Auerbacher Rathaus wird zur jeder Tageszeit geparkt.⋌ Foto: Michael Grüner Foto: red

Das wilde Parken unvernünftiger Autofahrer, vor allem am Schlosshof, geht den Anwohnern gehörig auf die Nerven. Und auch vor der Rathaustür wird nach Gusto geparkt. Das absolute Halteverbot wird schlichtweg ignoriert. Die Redaktion bat Bürgermeister Joachim Neuß um eine Stellungnahme.

 
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Neuß räumt ein: „In der Tat legen viele Autofahrer eine derart egoistische Unvernunft an den Tag, dass sie sich einfach überall hinstellen, wo sie gerade etwas zu erledigen haben.“ Neuß sagt aber auch: Er wolle die Parkverwilderung keinesfalls kleinreden, man sollte diese aber auch nicht in übertriebener Weise zuspitzen. Damit reden wir uns selber schlecht“, meint der Neuß.

Es gebe nämlich auch vielfach Lob für die schön sanierte Innenstadt. Er weist aber auch darauf hin, dass im Moment über ein Parkraumkonzept diskutiert wird. Er geht davon aus, dass der Stadtrat dieses im Juni verabschiedet. Dann gebe es eine Grundlage für die künftige Parkregelung.

Zwei Blickwinkel

Es ist im Rathaus bekanntlich schon vieles versucht worden, sogar mit Flugblättern für das richtige Parken. Es scheint alles nichts gefruchtet zu haben. Neuß sieht das Problem aus zwei Blickwinkeln: Er hat Verständnis dafür, wenn es sich um Fahrer handelt, die aus Gesundheits- oder Altersgründen schlecht zu Fuß sind oder zum Beispiel schnell mal in der Apotheke was holen müssen. Aber: „Wenn jedoch mobile Menschen vor unserer Außengastronomie auf der Fahrbahn stehenbleiben, um einen Kaffee zu trinken oder ein Eis zu essen, habe ich überhaupt kein Verständnis mehr dafür.“

Attraktives Angebot

Allerdings, so der Bürgermeister weiter, müsse man in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass die Innenstadt nur deshalb so stark frequentiert sei, weil Geschäfte und Lokale noch ein attraktives Angebot bieten – sowohl tagsüber zum Einkauf wie in den Abendstunden zum Weggehen. „Verdeutlicht wird dies zum Beispiel durch die Situation am Mittwochnachmittag: Nachdem zu diesem Zeitpunkt bekanntlich viele Geschäfte geschlossen haben, stehen zahlreiche leere Parkflächen zur Verfügung“, erklärt der Bürgermeister.

Hohes Verkehrsaufkommen

Umgekehrt herrsche an den Marktvormittagen am Dienstag und Freitag sowie wochentags zwischen 16 und 18 Uhr jeweils das höchste Verkehrsaufkommen in der Stadt, somit gebe es in dieser Zeit kaum freie Parkplätze und damit die größte Willkür. Wirkt die kommunale Parküberwachung nicht, sonst würde es doch diese Zustände nicht geben?

Neuß widerspricht: „Man kann in keiner Weise davon sprechen, dass die kommunale Parküberwachung nutzlos wäre. Das belegen vor allem auch die deutlich gestiegenen Einnahmen bei den Parkautomaten, die sich seit Einführung der Überwachung schlichtweg verdoppelt haben.“ Zudem zeigen die etwa 150 Verwarnungen, die pro Monat ausgesprochen werden, dass die Überwachung etwas bringe. „Wir können nicht lückenlos kontrollieren und wollen keinesfalls Jagd auf den Autofahrer machen.“ Kontraproduktiv – und da gibt Neuß den Anwohnern auch recht –,würden sich dabei natürlich die sozialen Medien auswirken: Sobald die Überwachung des ruhenden Verkehrs stattfindet, werde dies über Facebook & Co. weitergegeben.

Parküberwachung

Ist an neue Maßnahmen gedacht? Neuß: „Eine Ausdehnung der Überwachungszeiten ist durchaus denkbar. Vor allem werden wir aber überraschender und unberechenbarer werden. Es wäre natürlich falsch, wenn ich hier ausbreiten würde, in welcher Form wir dies machen.“ Fußgänger werden durch parkende Fahrzeuge eindeutig „an die Wand gedrängt“. Bei der Innenstadtsanierung war von „gleichberechtigt“ die Rede. Im Bereich des Marktplatzes, so der Bürgermeister, komme es in der Tat immer wieder vor, dass Fahrzeuge auf dem Gehweg halten und parken und dabei so nah an die Häuser heranfahren, dass Fußgänger kaum mehr zwischen Haus und Fahrzeug durchkommen.

„Auch wenn das vorkommt, so ist es dennoch nicht die Regel, und wäre stark übertrieben, wenn man behaupten würde, dass Fußgänger ,eindeutig an die Wand gedrängt‘ werden.

Ganz im Gegenteil: Gerade am Marktplatz wurde durch die Sanierung die frühere Fahrzeug-Dominanz beseitigt, der ebenengleiche Ausbau macht unsere gesamte Innenstadt barrierefrei, die Limitierung auf Tempo 20 bietet dem Fußgänger erhöhte Sicherheit, breite Gehwege mit großformatigem Belag bieten hohen Laufkomfort.“

Neuß will nicht nur das Negative sehen. „Wir bekommen sehr viel Lob für unsere Innenstadtsanierung und auch für die Lebendigkeit unserer Innenstadt – meist natürlich nur von Besuchern.“ Erst vergangene Woche habe er an drei Tagen in Folge ausgesprochen lobenswerte Worte von Auswärtigen gehört, teils wegen der Optik, teils wegen des hervorragenden gastronomischen Angebotes in der Innenstadt.

„Ich möchte die Parkverwilderung keinesfalls kleinreden“, so Neuß weiter, „wir sollten diese aber auch nicht in übertriebener Weise zuspitzen und uns damit selber schlechtreden. Wir müssen auch die Lebenswirklichkeiten anerkennen, die wir alle auch selbst mitgestalten. Ich frage mich auch, welcher Autofahrer von sich behaupten kann, dass er sich noch niemals unkorrekt verhalten hat.“