Bürgermeister hatte Anschluss des Ortes an die Aufseßgruppe kritisiert Aufsesser greifen Pirkelmann an

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Er braucht immer Wasser für seine im Zwei-Schicht-Betrieb arbeitende Brauerei: Brauer Conny Krug aus Breitenlesau. Foto: Archiv/Stefan Brand Foto: red

Wirbel hinter und vor den Kulissen: Das jüngst im Stadtrat von Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann geäußerte Unverständnis an der Aufnahme von Aufseß beim Wasserzweckverband der Aufseßgruppe hat jetzt eine mehr als deutlich formulierte Stellungnahme des dortigen Gemeinderats ausgelöst. Der sieht die Kritik an seiner Kritik jedoch sehr gelassen. Er sieht nach wie vor eine Gefahr für die Wasserversorgung mancher Orte im Stadtgebiet.

 
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Es gehe bei der Zusammenarbeit mit der Aufseßgruppe darum, „dass für die Gemeinde Aufseß wie für alle bayerischen Wasserversorger ein sogenanntes zweites Standbein geschaffen werden muss, heißt es in der Stellungnahme.

"Geradezu dreist"

Anders als von Pirkelmann behauptet handle es sich nicht um die Sicherstellung des laufenden Betriebs der Trinkwasserversorgung. Falsch „und geradezu dreist“ sei die Aussage des Bürgermeisters, die Wasserversorgung der Gemeinde Aufseß bereite Probleme. Der zuständige Geologe bestätige der Gemeinde „aktuell und bereits seit Jahren, dass sowohl ausreichende Quantität gegeben ist und dass nach den vorgeschriebenen regelmäßigen Untersuchungen auch die Qualität des Trinkwassers den gesetzlichen Anforderungen im vollem Umfang entspricht“.

Es gab Gespräche mit der Juragruppe

Die Untersuchungen und Planungen für das ,,zweite Standbein‘‘ seien von einem Ingenieurbüro „nach rein fachlichen Gesichtspunkten objektiv vorgenommen“ worden. Und auch die Behauptung Pirkelmanns, dass man mit der Juragruppe nichts zu tun haben wolle, entbehre jeder Grundlage: „Vielmehr fanden bereits unmittelbar nach Veröffentlichung des Sonderförderprogramms des Freistaates Bayern vor rund eineinhalb Jahren persönliche Besprechungen von Bürgermeister Bäuerlein mit der Juragruppe statt, um ganz grundsätzlich und ergebnisoffen die Möglichkeiten einer Kooperation auszuloten.“

"Nicht seriös und nicht nachvollziehbar"

Zudem sei der Anschluss an die Aufseßgruppe auch nach nochmaliger Überprüfung durch das verantwortliche Ingenieurbüro die wirtschaftlichste Variante. Dies belegten Vergleichsberechnungen. Die Behauptung, dass ein Anschluss an die Juragruppe die wirtschaftlichere Lösung sei, „ist nicht seriös und keineswegs nachvollziehbar“.

Die Befürchtung, dass für die Brauerei Krug in Breitenlesau zu wenig Wasser zur Verfügung stehen könnte, sei ebenfalls nicht nachvollziehbar. Dies sei laut Aussage der Fachleute auch nicht bei lang anhaltenden Trockenperioden zu erwarten.

Strittige Doppelfunktion?

Dass Pirkelmann stellvertretender Vorsitzender der Juragruppe und zugleich Verbandsrat der Aufseßgruppe sei, könne nicht zuletzt „eventuell zu Interessenkonflikten führen“, heißt es abschließend in der Stellungnahme aus Aufseß.

"Bin geborenes Mitglied"

Der Waischenfelder Bürgermeister sieht die Vorwürfe locker und vor allem keinen Grund, Abstriche an seinen Aussagen zu machen. Schon gar nicht, was seine Doppelrolle in den beiden Zweckverbänden angeht: „Als Bürgermeister bin ich sozusagen geborenes Mitglied, weil nun mal jede Kommune, die im Versorgungsgebiet eines Zweckverbandes liegt, vertreten sein muss.“ Theoretisch könne er bei der Aufseßgruppe genauso stellvertretender Vorsitzender sein wie bei der Juragruppe – wenn es denn diese Funktion dort gäbe. Im Einzelfall müsse er die Belange der Stadt verfolgen. Was bedeute: „Die Versorgungssicherheit für die von der Aufseßgruppe betreuten Orte auf unserem Gebiet muss uneingeschränkt gewährleistet sein.“

WWA-Schreiben bestätigt seine Einschätzung

Und das sei eben nicht sicher. Das belege ein Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) in Hof von Mitte Mai. Dort sei ausdrücklich bemerkt, dass in Spitzenzeiten des Wasserverbrauchs Engpässe nicht ausgeschlossen sind. Und, so Pirkelmann, „ich will mir nicht in fünf Jahren nachsagen lassen, dass wir das nicht ausreichend geprüft haben“. Daher habe er das WWA nochmals angefragt, wie die Behörde die Lage einschätze, bisher aber noch keine Antwort erhalten.

Das ärgert Pirkelmann

Was Pirkelmann so richtig sauer aufstößt: „Als es vor zwei Jahren um den Zusammenschluss der Aufseßgruppe mit Wiesenttal ging, habe ich ausdrücklich angeregt, die Anbindung von Aufseß mit zu untersuchen, das wurde jedoch abgelehnt“. Gegen seine Stimme.

Auch könne keine Rede davon sein, dass es in Aufseß nur um ein zweites Standbein gehe. Pirkelmann verweist auf ministerielle Unterlagen aus München. Daraus sei schon allein mit Blick auf die farbliche Gestaltung herauszulesen, wo es brennt und wo nicht: „Der Bereich Aufseß ist da rot markiert.“ Wäre damit das zweite Standbein für die Versorgungssicherheit gemeint, müsste auch der Bereich der - inzwischen von der Juragruppe übernommene - Bereich der Köttweinsdorfgruppe in Rot erscheinen. Was aber nicht der Fall sei. Sprich: Hintergrund sei ein echtes Problem mit der Eigenversorgung.

Das ärgert Pirkelmann noch mehr

Und was ihn noch mehr ärgert, sind falsche Zahlen: Es stimme nun einmal nicht, dass der Anschluss an die Aufseßgruppe günstiger sei als der an die Juragruppe. Und daher habe es wohl schon seinen Grund, dass bei der Präsentation in der entscheidenden Sitzung der Aufseßgruppe jene vier Seiten in den Unterlagen fehlten, in denen die Daten der Juragruppe standen. Denn die belegten, dass die Juragruppe ein wesentlich billigeres Angebot für den Anschluss erarbeitet habe. Das bestätigt auch Hans Hümmer, Werkleiter der Juragruppe: „Unser Angebot belief sich auf 650.000 Euro inklusive der Ingenieurleistungen plus Mehrwertsteuer.“ Das der Aufseßgruppe lag laut Pirkelmann bei 940.000 Euro, inklusive Steuer. Macht unter dem Strich eine Differenz von etwa 150.000 Euro zugunsten der Juragruppe.

Konzept in der Schublade

Wobei, so Hümmer, die Zahlen der Juragruppe für die Leistungsausführung auch nicht korrekt dargestellt waren – „da standen für die Verlegung im Bankett neben der Straße 40 Euro pro Meter mehr drin als es tatsächlich kosten würde“. Er weist zudem auf ein Konzept, das schon lange in der Schublade liegt. Das beinhaltet eine Ringleitung von Breitenlesau bis Heroldsberg mit Anschluss der Aufsesser. Das hätte rund 1,1 Millionen Euro gekostet, bei einer 50-prozentigen Förderung durch den Staat. Das funktioniere inzwischen nicht mehr.

Was der Brauer dazu sagt

Dieses Hickhack will Conny Krug, Inhaber der gleichnamigen Brauerei in Breitenlesau nicht kommentieren, „da halte ich mich raus“. Aber: „Wir brauchen eine sichere Wasserversorgung, eine Brauerei ohne Wasser ist wie ein Lebewesen ohne Luft“. Ein, zwei Tage könne man vielleicht irgendwie überstehen, „aber dann ist Feierabend“.

Das Wasserwirtschaftsamt in Hof äußerte sich gestern bis Redaktionsschluss trotz der Zusicherung einer telefonischen Rückmeldung nicht zu diesem Thema.

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