Brauer Krug hin und her gerissen

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Kultbrauer Conny Krug liebt das Wasser der Aufseßgruppe, könnte aber auch mit dem Wasser der Juragruppe gut leben. Foto Archiv/Stefan Brand Foto: red

Das war zu erwarten: Wenn es um das Thema Wasser geht, kochen die Emotionen hoch. So auch, als bei einer von Bürgermeister Edmund Pirkelmann einberufenen Bürgerversammlung die Versorgungssicherheit für den Ort auf der Tagesordnung stand. Schnell war klar: Die Positionen der Zweckverbände Aufseßgruppe und Juragruppe könnten unterschiedlicher nicht sein, die Fronten sind verhärtet. Ob die Breitenlesauer sich mit einem Wechsel zur Juragruppe anfreunden können, blieb nach mehr als drei Stunden offen.

 
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Eine klare Aussage dazu kam letztlich nur von demjenigen, ohne den solche Gedankenspiele hinfällig wären - Brauer Conny Krug, mit Abstand der größte Wasserabnehmer am Ort, könnte sich das durchaus vorstellen.

Er liebt dieses Wasser, aber...

"Ich habe keine Probleme mit der Aufseßgruppe, ich liebe dieses Wasser sogar", sagte Krug erst im Kurier-Gespräch, dann öffentlich. Aber: Wenn nur die Juragruppe gewährleisten könne, dass auch in zehn, 15 Jahren noch genug Wasser zur Verfügung steht, "dann muss man sich damit beschäftigen, denn sie sie wäre nun einmal ein starker Partner". Ein Partner, der ihn auch in der Zuklunft ruhig schlafen lasse. Krug, der zurzeit gut 20000 Kubikmeter Wasser pro Jahr für seinen Brauprozess benötigt, geht von einem wachsenden Bedarf aus: "In ein paar Jahren brauche ich vielleicht 30000 Kubikmeter, irgendwann einmal möglicherweise sogar 40000", sagte Krug auf Kurier-Nachfrage.

Es geht nur um die Sicherheit

"Das entscheidende Schlagwort lautet eben Versorgungssicherheit", betonte der Braumeister in der bürgerversammlung. Und agttestierte Hans Hümmer, Geschäftsführer der Juragruppe, gute Arbeit geleistet zu haben in der Vergangenheit und ein "sehr gutes Team" zu haben. Das bedeute aber nicht, dass er sich zwangsläufig von der Aufseßgruppe verabschieden wolle, "ich möchte noch über Jahre mit diesem Wasser brauen". Vielleicht gebe es ja doch die Chance, beide Zweckverbände unter einen Hut zu bringen.

Die Vision des Kurt Neuner

Diese Anregung griff Kurt Neuner, dritter Bürgermeister von Waischenfeld und als Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes selbst ein Wasserexperte, auf. Er sprach von einer zum Teil "politisch fragwürdigen" Diskussion mit Blick auf Äußerungen aus den Reihen der Aufseßgruppe und der Gemeinde Aufseß in Richtung Pirkelmann und Juragruppe. Dennoch sei dieser Abend "wichtig, weil die Bürger über alles informiert wurden, wir können heute aber keine Entscheidung treffen". Aber warum solle man nicht "eine Vision entwickeln", wie die beiden Verbände miteinander kooperieren könnten - "da sollte man doch noch einmal das Gespräch suchen".

"Ich will nichts verkaufen"

Bürgermeister Pirkelmann hatte eingangs betont, "noch nie so entspannt" in eine Bürgerversammlung gegangen zu sein. Auch wenn er stellvertretender Vorsitzender der Juragruupe sei: "Ich will hier nichts verkaufen, mir geht es darum, den Sachverhalt zu schildern." Am Ende müssten die Bürger dann selbst entscheiden, von wem sie ihr Wasser beziehen wollen - "wenn ihr das wollt, müsst ihr das sagen, müsst ihr Unterschriften sammeln". Nur dann könne die Kommune, könne der Stadtrat tätig werden, "wir brauchen dazu einen Auftrag".

Aufseßgruppe stark vertreten

Stark vertreten im vollbesetzten Bürgerhaus war an diesem Abend auch die Aufseßgruppe. Deren Geschäftsführer Werner Borchert zeigte sich verwundert darüber, dass die Stadt und die Juragruppe "so kurzfristig" das Thema aufgewärmt hätten und Vorschläge für eine Wasserversorgung von Breitenlesau und Hubenberg inklusive Kostenvoranschlag für den Leitungsbau ins Spiel brachten. Dem widersprach Pirkelmann vehement: Er habe die Aufseßgruppe bereits 2015 in einem Brief gebeten, eine Partnerschaft mit der Juragruppe zu prüfen. Der Zweckverband habe dies jedoch ignoriert und sich lieber mit der Wiesentgruppe und der Gemeinde Aufseß ins Boot gesetzt.

Hümmer: "Man muss schon auf uns zukommen"

Hans Hümmer vberwies auf die zahlreichen Kooperationen der Juragruppe mit Gemeinden aus der Region. In der Regel "ist es schon so, dass jemand an uns herantritt, wenn er Interesse hat, Wasser von uns zu beziehen." Das habe die Aufseßgruppe nicht getan. Dass die Juragruppe dennoch Pläne ausgearbeitet habe, sei auf ausdrücklichen Wunsch der Regierung von Oberfranken geschehen. Diese habe der Aufseßgruppe damit eine Option für ein zweites Standbein und damit eine dauerhafte Versorgungssicherheit an die Hand geben wollen. Weil dafür eben auch ein Förderprogramm existiere, aus dem der Leitungsbau mit 50 Prozent bezuschusst werde - "in diesem Fall sprechen wir da von 500000 Euro". Dieses Programm des Freistaats wurde verlängert und läuft Ende September aus. Da die Aufseßgruppe keine Anstalten unternahm, mit der Juragruppe gemeinsame Sache zu machen, dürfte sich dieses Thema erledigt haben, sagte Bürgermeister Pirkelmann.

Widerspruch bei Aufseßgruppe

Aus Sicht der Aufseßgruppe war dieses Thema aber eh nicht relevant, so Geschäftsführer Borchert. Weil sie über ausreichend Wasser in bester Qualität verfüge und durch den Verbund mit der Wiesentgruppe und der Gemeinde Aufseß auch die Versorgungssicherheit gewährleistet sei, "wir haben damit unser zweites Standbein".

Nur den "schlimmsten Fall" beschrieben

Ähnlich äußerte sich Alexander Dürrschmidt, der im Auftrag der Aufseßgruppe eine Studie zum Wasserbedarf und der Leistungsfähigkeit der drei Versorger erstellt hatte. Zwar gab er auf Nachfrage von Pirkelmann zu, dass an einem absoluten Spitzentag die Aufseßgruppe eventuell nicht alle Abnehmer bedienen könne, "aber dann hat man ja die beiden Partner, die zuliefern können. Er habe in der Studie "nur den schlimmsten Fall" beschrieben, der aber mehr als unwahrscheinlich sei.

Nur 55 Cent für Wassergäste

Nun, so Hans Hümmer dazu, bei der Qualität des Wassers könne die Juragruppe "schon mithalten", zumal sie es im Gegensatz zu vielen anderen Versorgern nicht aufbereiten müsse. Und auch beim Preis sei der Zweckverband gut im Geschäft, schließlich biete er es anderen Verbänden für 55 Cent pro Liter an - und nicht für 1,80 Euro, wie behauptet worden sei. Da die Aufseßgruppe ihr Wasser für 1,05 Euro verkauft, würde sie demnach sogar einen Gewinn einfahren. Hümmer betonte ausdrücklich: Aufdrängen wolle und werde man sich nicht, die Abnahmemenge, um die es hier gehe, sei so gering, "dass das für uns keine entscheidende Rolle spielt".

Pirkelmann: "Feindbild abgebaut"

Am Tag danach sprachen Pirkelmann und Hümmer gestern auf Kurier-Nachfrage von einer "super Veranstaltung", bei der es auch gelungen sei, "das Feindbild Juragruppe abzubauen". Das hätten auch Gespräche mit den Bürgern bis nach Mitternacht im Anschluss an den offiziellen Teil gezeigt. Einen Auftrag der Breitenlesauer, sich um einen Wechsel der Wasserversorgers zu bemühen, sieht aber auch Pirkelmann nicht: "Damit hat sich das Ganze wohl erledigt, ich habe jedenfalls meine Pflicht und Schuldigkeit getan."

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