Vielfältige Motivationen
Die Motivationen, sich als Kurzschriftlehrer ausbilden zu lassen, sind vielfältig. Häufig erfüllen sich Menschen einen Lebenstraum, und vor allem nach der Pensionierung ist hierfür genug Zeit vorhanden. Parlamentsstenografen regen die Ausbildung an, weil sie sich Kollegen oder auch Nachfolger heranziehen möchten, und Studenten erkennen immer öfter den Nutzen der Kurzschrift für ihr Universitäts-Studium.
Boris Neubauer, Vorsitzender des Vereins Forschungs- und Ausbildungsstätte für Kurzschrift und Textverarbeitung, wundert es nicht, dass in der heutigen Zeit vermehrt Menschen Steno lernen möchten. „Das Image von Kurzschrift hat sich sehr gewandelt, früher hatte man dabei die Sekretärinnen beim Diktat vor Augen, heute ist es eher eine coole Geheimschrift. Wir nutzen Steno zum Beispiel für Passwörter und Notizen für Prüfungsfragen.“ Den Hauptgrund für die Weiterführung sieht er darin, dass die Kurzschrift nur dann wirklich am Leben erhalten werden kann, wenn man Leute ausbildet, die sie nutzen. Der bayerische Staat ist zwar der Ansicht, dass Stenografie als Schulfach nicht mehr notwendig ist, die Abschlussprüfung in Bayreuth ist allerdings trotzdem unter staatlicher Aufsicht.
Ab und zu kommen dabei auch skurrile Geschichten zutage. Boris Neubauer bittet seine Studenten aus der ganzen Welt oft, in ihrem Heimatland nach Stenobüchern in ihrer Muttersprache zu suchen, da er sie gern in die Sammlung der Forschungsstelle aufnehmen möchte. „Ein Student aus Venezuela fragte in den großen Buchhandlungen und Bibliotheken seines Landes nach Stenografiebüchern und bekam daraufhin zur Antwort: Lehrbücher haben wir nicht, aber wenn Sie das unterrichten könnten, hätten wir sofort viele Schüler für Sie!“