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Bindlacher VdK fordert mehr Barrierefreiheit für den Bahnhof - Gemeinde will sich schnell um Absenkung des Gehsteigs kümmern Bindlach: Hürden auf dem Weg zur Bahn

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Wer als Mensch mit Beeinträchtigung in Bindlach auf die Bahn angewiesen ist, der hat es nicht einfach. Obwohl der Bindlacher Bahnhof in den vergangenen Jahren für rund 1,4 Millionen Euro umgebaut worden ist, hat der VdK Bindlach gravierende Mängel festgestellt. Einen davon will die Gemeinde in Kürze begutachten - und gegebenenfalls auch schnell beheben.

 
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Jürgen Bartz, der stellvertretende Vorsitzende des VdK in Bindlach, ist verwundert. Da investiert die Bahn AG viel Geld in den Bindlacher Haltepunkt, denkt aber nicht an die Menschen mit Behinderung. "Wir haben in Bindlach ja einige Baustellen. Das hier ist aber eine der gravierenden", sagt Bartz im Gespräch mit unserer Zeitung.

Fahrkartenautomat am falschen Ort

Sein erster Kritikpunkt: "Der Fahrkartenautomat steht vollkommen am falschen Ort." Denn die Bahn AG habe den Automaten an Gleis 1 aufgestellt. Die Rampe die dorthin führt, sei für Menschen im Rollstuhl in Ordnung. Auch an einen Blindenleitstreifen habe man gedacht. Nahezu vorbildlich. Aber: "Das Gleis 1 wird nicht mehr bedient. Seit Jahren nicht. Alle Züge fahren auf Gleis 2 ab. Um das zu erreichen, müssen die Menschen 170 Meter weit gehen." Oder eben mit dem Rollstuhl fahren. Die Höhe des Automaten, der auf einem Betonsockel steht, entspreche der Norm. "Wir haben es ausprobiert, der Rollstuhlfahrer kann alle Bedienfelder erreichen. Schwieriger wird es mit dem Lesen. Die Scheibe von der Anzeige gehört entspiegelt. Oder beschattet - den bei Sonneneinstrahlung kann man fast gar nichts lesen", sagt Bartz. Auch als nicht-behinderter Mensch nicht.

Bordstein vor Gleis 2 zu hoch

Sein zweiter Kritikpunkt: Rollstuhlfahrer, die von Stöckig aus Gleis 2 ansteuern wollen, haben auch wieder ein Problem. "Vor dem Zugang zu Gleis 2 ist der Bordstein nicht abgesenkt worden. Die Rollstuhlfahrer müssen bis vor zu den Gleisen fahren, um auf den Gehsteig zu kommen." Bartz nimmt sein Metermaß und misst mehr als 13 Zentimeter Bordsteinhöhe. "Rauf oder runter geht nicht ohne Hilfe." Die erste Absenkung am Gehsteig ist nahe Gleis 1 - wieder 170 Meter weit weg von dem Gleis, an dem der Zug abfährt. Hat der behinderte Mensch den Bahnsteig erreicht, ist er laut Bartz allerdings wieder auf fremde Hilfe angewiesen: "Der Zustieg ist alleine kaum zu schaffen. Der Abstand vom Bahnsteig zum Zug ist sehr groß."

Gemeinde war auch wegen des Automaten dran

Bartz sagt, er habe den Bindlacher Gemeinderat mit einem Schreiben Ende Mai von den Problemen am Bahnhof in Kenntnis gesetzt, die den VdK zuletzt vermehrt durch die Aktion "Weg mit den Barrieren" erreicht hätten. Zusammen mit einigen weiteren Kritikpunkten. Karl-Heinz Maisel, Verwaltungsleiter der Gemeinde, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Gemeinde seit Jahren an der Bahn AG wegen des unglücklich platzierten Fahrkartenautomaten auf dem im vergangenen Jahr fertiggestellten Bahnhof dran sei. "Wir haben da auch schon zwei Mal nachgehakt, ob die Bahn nicht einen zweiten Automaten aufstellen könnte. Aber wahrscheinlich wird der Aufwand zu groß sein. Der Bindlacher Bahnhof ist halt nicht München oder Nürnberg."

Gehsteig: Absenken möglich

Was den Gehsteig angehe, wolle man sich in Kürze kümmern. "Wenn es Argumente gibt, den Gehsteig abzusenken - warum nicht? Das muss man sich einfach mal anschauen. Die Gemeinde ist da offen. Wenn das ein Problem ist, kann man das so nicht lassen", sagt Maisel. Die Gemeinde habe die Bahn AG während der Sanierung des Bahnhofs auch gebeten, eine Haltebucht für Autos einzurichten. "Das war auch nicht vorgesehen."

Bahn sagt: Automat steht goldrichtig

Die Bahn AG hat klare Argumente: Auf Anfrage sagt ein Spercher der Deutschen Bahn in München, der Standort für den Fahrkartenautomat sei "der einzig mögliche und aus unserer Sicht auch für reisende, die von Gleis 2 abfahren, erreichbar". Das habe sich 2014, als der Automat aufgestellt wurde, herausgestellt. "Aus unserer Erfahrung kommen die meisten Reisenden von der Ortsmitte zum Bahnhof und kommen auf ihrem Weg zu Gleis 2 auch ohne großen Umweg am Fahrkartenautomat vorbei", sagt der Sprecher. Man wolle aber prüfen, ob der Bildschirm am Fahrkartenautomat bei Sonne tatsächlich schwer ablesbar sei.

Barrierefrei: Schritt für Schritt

Grundsätzlich, sagt der Bahn-Sprecher, erfolge der barrierefreie Ausbau der Bahnhöfe Schritt für Schritt. Es gelte, "dass die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel so eingesetzt werden, dass möglichst viele Reisende davon profitieren". 80 Prozent der Reisenden in Bayern, "und damit täglich über eine Million Menschen" erreichten täglich barrierefrei die Bahnsteige. "Derzeit sind 400 Bahnhöfe in Bayern barrierefrei umgebaut. Bis 2021 kommen weitere 115 Bahnhöfe dazu."

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