Billiger Baugrund soll Mitarbeiter locken

Von Peter Rauscher
Geht ungewöhnliche Wege bei der Fachkräftegewinnung: Anya Müller-Eckert, Chefin bei Schmetterling International in Obertrubach-Geschwand. Foto: red Foto: red

Einen ungewöhnlichen Weg bei der Gewinnung von Fach- und Führungskräften geht das Touristikunternehmen Schmetterling international in der Fränkischen Schweiz: Mit billigen Baugrundstücken sollen Interessenten angelockt werden. Und es gibt schon erste Erfolge zu vermelden.

 
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Fachkräftemangel beklagen viele Unternehmen auf dem Land. Schmetterling International, ein Schwesterunternehmen von Schmetterling Busreisen, ist nach eigenen Angaben Europas größter inhabergeführter Touristikvertrieb, Dienstleister für Reisebüros. Europaweit beschäftigt das Unternehmen 330 Mitarbeiter, die meisten in der Fränkischen Schweiz. An der Firmenzentrale in Geschwand (Gemeinde Obertrubach, Landkreis Forchheim) ist das Unternehmen größter Arbeitgeber. Nach Angaben von Inhaberin und Geschäftsführerin Anya Müller-Eckert kann der Standort nur gehalten werden, wenn es gelinge, Führungskräfte und hoch qualifizierte Mitarbeiter mit Familien vor Ort ansässig zu machen. Das zeigten langjährige Erfahrungen.

Standortvorteile der Fränkischen Schweiz

Die derzeit 14 leitenden Mitarbeiter wüssten die Standortvorteile von Obertrubach zu schätzen: Nürnberg, Bayreuth, Bamberg oder Erlangen sind in rund einer halben Stunde erreichbar, niedrige Preise, attraktive Landschaft mit vielen Sport- und Freizeitmöglichkeiten, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

17 Grundstücke sind zu haben

So kaufte das Unternehmen die zwei Baugebiete „Raunerhof“ und „Wirtswiese“ mit Platz für insgesamt 17 Wohneinheiten auf rund 18 000 Quadratmetern, die meisten davon geeignet für Einfamilienhäuser. Die Baugrundstücke seien reserviert für Mitarbeiter und würden zu einem „sehr, sehr guten Preis“ abgegeben, sagte Kommunikationschefin Sabine Bode dem Kurier. Es gebe aber auch Anfragen von Anwohnern. Genaue Zahlen nannte sie nicht, doch seien die Grundstücke deutlich billiger als auf dem ohnehin sehr günstigen freien Markt.

Nach Angaben von Obertrubachs Bürgermeister Markus Grüner bezahlte das Unternehmen die Erschließung und finanzierte einen „hohen sechsstelligen Betrag“ vor. Die Grundstücke können nach eigenen Vorstellungen bebaut werden. Acht Grundstücke seien bereits reserviert, sagte Bode.

IHK: Vielversprechender Ansatz

Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken, sieht in der Idee, Mitarbeitern Baugrundstücke zu günstigen Konditionen zu überlassen, einen „vielversprechenden Ansatz, Führungskräfte in die Region zu bringen und vor allem zu halten“. Die Gewinnung von Fach- und Führungskräften sei eine immer größere Herausforderung für Unternehmen. Gerade Arbeitgeber außerhalb der Verdichtungsräume ließen sich neue und innovative Ideen einfallen. So gebe es Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern möblierte Wohnungen für die ersten Monate zur Verfügung stellen. Diese seien zum Teil in Boarding Houses, wie etwa in Bayreuth. Andere Unternehmen unterstützten den Ehepartner bei der Suche nach einem interessanten Arbeitsplatz.

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