Bierwoche: Nur zur Not wird abgeschleppt

Von Stefan Linß
Eine klare Linie fährt die Firma Ireks direkt neben dem Brauereigelände. Die Privatparkplätze werden für die Mitarbeiter freigehalten. Bierfestbesucher finden in der Nähe genügend andere Stellmöglichkeiten für ihre Autos. ⋌⋌Foto: Stefan Linß Foto: red

Zur Halbzeit der Kulmbacher Bierwoche nimmt die Diskussion über die Standortfrage immer mehr Fahrt auf. Neben dem Ambiente und der Logistik sind die Parkplätze ein entscheidender Faktor. Nicht alle Besucher halten sich an Parkverbote und nutzen schon mal die Plätze von Betrieben und Einkaufsmärkten.

 
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Dass die Brauerei wegen der Bauarbeiten am Zentralparkplatz das Fest in diesem Jahr auf das eigene Gelände verlegt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Zumindest bei den meisten. Einige Auswärtige mussten schon ein bisschen suchen.

Ein Ehepaar aus Schleiz in Thüringen hat mit dem Auto zuerst ein paar Runden durch die Innenstadt gedreht. Doch glücklicherweise sind in Kulmbach die Wege kurz. Die beiden fanden zu guter Letzt nicht nur das Festgelände in der Lichtenfelser Straße, sondern sogar einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe. „Vor uns ist gerade einer rausgefahren“, freut sich der Schleizer Bierfest-Freund. Seinen Kleinwagen hat er in der Parklücke am Kriegerdenkmal in der Pestalozzistraße abgestellt. Die nächste positive Überraschung erwartet ihn am Ticketautomaten. „Die Preise sind wirklich in Ordnung“, sagt er. Ob der Stadel mitten in der Stadt oder ein bisschen außerhalb aufgebaut ist, macht den Schleizern nicht viel aus. „Meine Frau hat mir gar nicht geglaubt, dass das Zelt in diesem Jahr woanders steht“, sagt der Bierwochen-Tourist.

Besondere Atmosphäre

Die Kulmbacher sehen den Umzug ihrer Traditionsveranstaltung hingegen viel emotionaler. Es gibt zahlreiche positive Stimmen, aber auch Kritiker melden sich zu Wort. Die einen freuen sich über den gewonnenen Platz auf der großen Wiese. Die anderen sprechen spöttisch vom „Wiesenfest“ und sagen, dass gerade das Gedränge mitten in der Stadt die besondere Atmosphäre ausmache.

Die Anwohner und Gewerbetreibenden in unmittelbarer Nähe leben in diesen Tagen nicht nur mit einer ungewohnten Geräuschkulisse. Auch die Verkehrssituation hat sich im Umfeld stark verändert. Mieter ohne Privatparkplatz haben vor allem in den Abendstunden schlechte Karten. Die Stellmöglichkeiten in den Straßen rund um das Hallenbad sind meist belegt.

Fußweg von wenigen Minuten

Wer Glück hat, darf als Bierfestbesucher sein Auto in unmittelbarer Stadel-Nähe am Verwaltungsgebäude der Brauerei parken. Alle anderen müssen ein paar Schritte mehr gehen. Von den Parkhäusern im Einkaufszentrum „Fritz“ und im ehemaligen Kaufplatz muss bis zum Festgelände in der Lichtenfelser Straße ein erträglicher Fußweg von 500 bis 700 Metern zurückgelegt werden. Bis zum Zentralparkplatz wäre es von dort aus nur unwesentlich kürzer. Die beiden Parkgaragen mit insgesamt mehr als 1200 Stellplätze sind rund um die Uhr geöffnet.

Vom Großparkplatz am Schwedensteg hat der Bierfestbesucher bislang zum gewohnten Stadel-Standort am Zentralparkplatz rund fünf Minuten auf dem 400 Meter langen Fußweg benötigt. Bis zum Brauereigelände in der Lichtenfelser Straße sind es vom Schwedensteg aus allerdings 1300 Meter und eine gute Viertelstunde zu Fuß.

Viele versuchen ihr Glück deshalb – wie von den Händlern dort erwartet und sogar befürchtet – lieber in Stadel-Nähe in den Gewerbegebieten. Relativ angespannt ist die Parkplatzsituation in der Lichtenfelser Straße auf dem Parkplatz des Getränkemarktes Sagasser und dem Discounter Norma. Schon tagsüber finden Kunden dort nur noch wenige freie Stellmöglichkeiten, weil Bierfestbesucher dort parken.

Gnade vor Recht

„Notfalls lassen wir abschleppen“, sagt Matthias Krug, der stellvertretende Marktleiter im E-Center Seidl am Goldenen Feld. Bislang sei das aber noch nicht notwendig gewesen. Die Situation bewege sich im Rahmen. „Tagsüber achten wir schon darauf, dass es nicht überhand nimmt.“ Nach 19 Uhr gilt dann Gnade vor Recht und die Bierfest-Besucher dürfen ihr Auto auf dem Supermarkt-Parkplatz abstellen. Schilder weisen vor dem E-Center und auch nebenan beim Discounter Lidl am Kreuzstein explizit darauf hin, dass der Parkplatz eigentlich nur für die Zeit des Einkaufs genutzt werden darf.

Die Mitarbeiter des Landratsamtes schreiten ein, wenn vor dem Haus die Stromtankstelle zugeparkt wird. Denn wer mit seinem Elektroauto auf die Ladestation angewiesen ist, bringt wenig Verständnis dafür auf, dass die Plätze blockiert ist.

Keinen Spielraum hat auch die Firma Ireks. Sie grenzt unmittelbar an die Brauerei an und benötigt alle Parkplätze vor dem Gebäude für die Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb. Ein privater Sicherheitsdienst kontrolliert deshalb die Zufahrt und lässt nur Berechtigte durch.

Der Globus-Baumarkt in der Lichtenfelser Straße hat aus der Not eine Tugend gemacht. „Um 17 Uhr füllt sich bei uns jeden Tag der Parkplatz“, sagt Marktleiter Peter Stindl. „Um 20 Uhr ist er gerammelt voll.“ Je später der Abend, desto stärker werden auch die Flächen vor dem Tedox-Einrichtungsdiscounter und dem Rewe-Markt frequentiert.

Gespräche mit den Kunden

Globus-Chef Stindl hat an seiner Einfahrt eine Bratwurstbude aufbauen lassen. „Die wird richtig gut angenommen“, sagt er. „Wir machen das allerdings zum Spaß und nicht um Geld zu verdienen.“ Unter den Baumarkt-Mitarbeitern, die bis Mitternacht in der Hütte sitzen, hat sich ein Wettbewerb entwickelt, wer die meisten Bratwürste verkauft. Es gehe zudem darum, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Die meisten seien zufrieden mit dem Ausweichstandort des Bierfests. „Wir stellen unsere Parkplätze gerne für die Bierfestbesucher zur Verfügung“, sagt Stindl, schließlich sei ja nur ein Mal im Jahr Bierfest.

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