Bei Schadensabwicklung nach Unfall stets vertröstet: Müller-Greiner-Reisen streicht Italien aus dem Programm Busunfall: Warten aufs Schmerzensgeld

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Der Bus von Müller-Greiner-Reisen aus Bad Berneck stand am Ende eines Staus auf der Autobahn nahe Bologna. Dann krachte ein tonnenschwerer Autotransporter ins linke Heck des Busses.Foto: red Foto: red

Erst hatte er den Schaden, jetzt den Ärger: Rund 20 Fahrgäste wurden verletzt, als ein Reisebus aus Bad Berneck im März bei einer Fahrt nahe Bologna (Italien) in einen Unfall verwickelt wurde. Auf den Kosten, die der Zusammenstoß verursacht hat, ist Erich Benker, Geschäftsführer von Müller-Greiner-Reisen aus Bad Berneck bislang sitzen geblieben. Wie Benker sagt, wurde er von der zuständigen Versicherung immer wieder vertröstet.

 
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Es war Ende März, als die fränkische Reisegruppe mit 43 Personen, zumeist Senioren, auf dem Rückweg von einem Tagesausflug in Bologna war. Auf der A14 bei Casalecchio nahe Bologna stand die Reisegruppe mit dem drei Jahre alten Bus an einem Stauende, als ein nachfolgender Autotransporter ins linke Heck des Busses krachte. Durch den Aufprall wurden rund 20 Fahrgäste unterschiedlich schwer verletzt.

Zu Beginn sei die Abwicklung nach dem Unfall relativ problemlos verlaufen, sagte Benker nun im Gespräch mit dem Kurier. Die Fahrgäste wurden schnell versorgt und in Kliniken oder Hotels gebracht. „Die Erstversorgung war super“, sagt Benker. Doch dann kamen die Probleme.

Nachdem der Bus abgeschleppt worden war, stand dieser erst mal hinter verschlossenen Türen. Nur über die Polizei war es möglich, noch an persönliche Sachen der Fahrgäste heranzukommen. „Das waren Riesenkomplikationen, um die Tore zu öffnen.“

Gutachter beauftragt

Laut Benker waren die italienischen Behörden nicht in der Lage, innerhalb von 14 Tagen ein Gutachten auf die Reihe zu bringen, weswegen der Busunternehmer aus Bad Berneck einen Gutachter aus Stuttgart beauftragte, sich der Sache anzunehmen. Dann stand fest: Der beschädigte Bus wurde als Totalschaden eingestuft.

„Wir sind in Vorleistung gegangen“, sagt Benker. Um den Bus aus einem bestehenden Leasingvertrag herauszukaufen, hat der Geschäftsführer 170.000 Euro, abzüglich des Restwerts des Busses von 40.000 Euro, bezahlt. Die will er jetzt von der Versicherung zurück. Jedoch: „Ohne Anwalt geht garnichts.“

Unklar ist die Situation nach wie vor auch für die Unfallopfer. Fast täglich würden Anrufe der damaligen Fahrgäste in Bad Berneck eingehen, die sich nach Schmerzensgeld erkundigen. Benker blieb bislang nichts anderes übrig, als die Opfer zu vertrösten. Jetzt will man versuchen, über die Unfallopferhilfe an Geld zu kommen.

Bis zu sechs Monate Wartezeit

Rechtsanwalt Florian Ströse aus München, der Benker in dessen Angelegenheit vertritt, äußert sich über mögliche Schmerzensgeldzahlungen an die Verletzten nur ganz allgemein. Aufgrund der gesetzlichen Regelungen dauere die Regulierung von Auslandsunfällen – selbst ohne Gerichtsverfahren – in der Regel fünf bis sechs Monate. Aber im Vergleich zu früheren Zeiten, als der Geschädigte meist nur die Option hatte, im Ausland zu klagen, was etwa in Italien bis zu drei Jahren für die erste Instanz dauert, sei das doch ein wesentlicher Fortschritt.

Benker jedenfalls wird seine eigenen Konsequenzen aus dem Vorfall ziehen. Italien will er künftig als Reiseziel streichen. In anderen Ländern würden solche Fälle weitaus schneller abgewickelt. Überdies beklagt der Busunternehmer die Abzocke in einigen italienischen Touristenhochburgen. So seien in Florenz, allein um die Gäste in die Stadt hineinzufahren, 350 Euro fällig. In Rom seien es 400.

Benker will da nicht mehr mitspielen. Und sich künftig neue Ziele in Osteuropa suchen.

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