Gondeln zusammengekracht Pottensteiner "Hexenbesen" bleibt geschlossen

Von Markus Roider

POTTENSTEIN. Nur einen Tag nach der Eröffnung des "Hexenbesens", einer neuen Attraktion der Sommerrodelbahn Pottenstein, kam es am Sonntagabend am "Langen Berg" zu einer größeren Rettungsaktion. Feuerwehr und Bergwacht mussten nach einem Unwetter Fahrgäste aus der Bahn retten. Nun steht aber fest: Bereits vor dem Unglück sind die Gondeln zusammengekracht. 

 
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Einen Tag nach dem Rodelunfall von Pottenstein liegen nun neue Informationen vor. Demnach ist die Bahn nicht wie zuerst berichtet, plötzlich stehen geblieben. Vielmehr sind zwei Gondeln zusammengekracht, wie Unternehmenssprecherin Susanne Möller gegenüber Reporter24 am Montagmittag erklärte.

Kurz vor 17 Uhr habe sich ein Unwetter abgezeichnet, sagte die Sprecherin. Deswegen habe der diensthabende Betriebsleiter vor Ort die Zugangswege zur neuen Bahn gesperrt.

Zu dem Zeitpunkt sollen noch drei Gondeln in Bewegung gewesen sein. Aus bislang unerklärlichen Gründen sei dann die mittlere Gondel auf die erste aufgefahren. Dabei sollen sich zwei Insassen leicht verletzt haben. "Wir haben eine tiefer liegende Gondel mittels Steckleiter selbst evakuieren können", sagt Möller. Von den insgesamt sechs betroffenen Insassen wurden dann vier Personen von Bergwacht und Feuerwehr gerettet. Mit der Bergwacht Pottenstein bestehe hierzu sogar eine Vereinbarung.

Unglücksursache unklar

Weil nach dem Unfall auch der Starkregen einsetzte, waren neben den Geretteten auch einige Angehörige durchnässt und psychisch angeschlagen. Mit dem Rettungsdienst wurden zwei Patienten ins Krankenhaus gebracht, darunter auch eine Jugendliche. Die weiteren Beteiligten wurden mit Decken ausgestattet und begaben sich selbst in ärztliche Behandlung.

Was zu dem Unglück führte, ist laut Susanne Möller noch völlig unklar. Es sei "technisch gar nicht möglich", dass die Gondeln zusammenkrachen. Der "Hexenbesen" sei so konzipiert, dass hier immer ein automatischer Abstand eingerichtet ist. Die Betreiberfirma "Wiegand Erlebnisberge" ist zudem auch Hersteller der Anlage und betreibt diese neben Pottenstein auch in der Rhön, im Harz sowie in Israel und China. Noch nirgends sei es bislang zu Problemen gekommen.

Bahn bleibt geschlossen

Augenzeugin Mehtap T. sagte gegenüber Reporter24, dass die Bahn bereits zum Unwetter stehen blieb. Die Betreiber hätten dann versucht, die Gondeln wieder in Gang zu setzen, woraufhin es erst zur Kollision gekommen sei. Hierzu prüft die Polizei derzeit strafrechtliche Konsequenzen. Laut Informationen der Polizei wurden bereits erste Ermitlungen aufgenommen. Polizeisprecher Jürgen Stadter sagte auf Nachfrage, dass man nun prüfen werde, ob hier eine fahrlässige Körperverletzung im Raum steht.

Am Montagvormittag ist eine Abordnung der Firma nach Pottenstein gefahren um das Unglück zu untersuchen. "Bis wir wissen, was da passiert ist, bleibt die Anlage geschlossen", sagte Möller.

Ob es zu einem Blitzschlag kam, wollte auch die Polizei zunächst weder bestätigen noch dementieren. Die beiden anderen Bahnen seien in Betrieb, auch wenn hier eine davon am Sonntag ebenfalls stehen geblieben ist.

Die Fahrgäste hätten sich hier aber auf Bergfahrt befunden, weswegen ein problemloses Aussteigen und der damit verbundene Abstieg problemlos verliefen.

Vorwürfe gegen Betreiber

Teilweise hegten die Betroffenen schwere Vorwürfe gegen die Bahnbetreiber. Das Krisenmanagement sei "überaus schlecht gewesen". So habe man einer Frau, die laut eigenen Angaben notfallmäßig Blutdrucktabletten nehmen musste, die Getränkeversorgung verweigert. "Statt dessen wurden wir nur angebrüllt und angeschrien", sagte sie gegenüber Reporter24. Andere Besucher sprachen jedoch von einer guten Betreuung und beruhigenden Worten. Unternehmenssprecherin Susanne Möller hat aber Verständnis für die aufgebrachten Fahrgäste. "Es war eine Ausnahmesituation, da hat man Angst um seine Familie".

Auf den uns vorliegenden Videos von Augenzeugen ist zu sehen, dass die Betroffenen mit Schirmen und Rettungsdecken versorgt wurden. Regen, Blitze und Donner sorgten zudem für weitere Ängste bei Angehörigen und Mitfahrern. Ein Mitarbeiter der Bahn versuchte sogar weiter beruhigend auf alle Personen einzuwirken. "Bleiben Sie entspannt, hier ist alles geerdet", sagte er immer wieder.

Erst nach knapp einer Stunde seien Bergwacht und Feuerwehr eingetroffen, sagte Mehtap T. im Gespräch mit R24. Andere sprechen von maximal 30 Minuten. Fest steht: Wenige Minuten nach dem Alarm, der war laut R24-Recherchen um 17.22 Uhr, rückten die Rettungsteams aus.

Der zeitliche Ablauf laut dem Einsatzprotokoll der Integrierten Leitstelle (ILS) Bayreuth/Kulmbach und den Zeitstempeln der Amateuraufnahmen:

  • 17.03 Uhr: Bahn bleibt stehen
  • 17.08 Uhr: Gondeln setzen sich in Bewegung und kollidieren
  • 17.17 Uhr: Notruf geht in der ILS ein
  • 17.19 Uhr: Bergwacht-Leiter wird alarmiert
  • 17.24 Uhr: Feuerwehr und Bergretter werden alarmiert
  • 17.33 Uhr: Eintreffen der Polizei
  • 17.34 Uhr: Rettungskräfte treffen ein
  • 17.39 Uhr: Die Rettung beginnt

"Unsere Vorwürfe richten sich nur gegen den Betreiber, nicht gegen die Retter", sagte Mehtap T. am Montagabend. Diese haben aber offenbar schnell reagiert. In gerade einmal neun Minuten wurde die Lage sondiert, erste Rettungsmaßnahmen getroffen und der Notruf abgesetzt.

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