Bei der Polizei mehren sich die Beschwerden über einen Online-Shop Online-Shop: Gezahlt und geprellt

Von Thorsten Gütling
Symbolfoto: Arno Burgi/dpa Foto: red

Steffen Schmitt ist reingefallen. Auf einen Online-Shop, in dem er ein Schnäppchen witterte. Am Ende stand der Hollfelder Stadtrat ohne da – ohne Ware und ohne Geld – und erstattete Anzeige. Ein Blick ins Internet zeigt: Der Shop hat bereits Hunderte Kunden geprellt.

 
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Ein Kaffeeautomat für die Eltern sollte es sein, 512 Euro teuer, aber bei dem Laden mit dem Titel KKG-Technik immernoch gut 100 Euro günstiger als in anderen Shops. Das Problem: Steffen Schmitt ging in Vorkasse. Andere Zahlungsmöglichkeiten lasse des Shop nur bei Möbeln zu, heißt es auf der Seite. Ein Hinweis, der auch dann kommt, wenn man Möbel bestellt.

Lieferschweirigkeiten und andere Ausreden

Was dann kommt, ist nach Schmitts Aussage eine wochenlange Hinhaltetaktik. Immer wieder erkundigt sich der Hollfelder nach dem Verbleib seiner Kaffeemaschine. Erst ist von Lieferschwierigkeiten die Rede, dann davon, dass die Ware längst einem Spediteur übergeben worden sei. Den Namen der Spedition erfährt Schmitt nicht, auch auf mehrmalige Nachfrage will man ihm keine Nummer zur Nachverfolgung seiner Sendung nennen.

Etliche Schreiben später verlangt Schmitt eine Stornierung seines Auftrags und sein Geld zurück. Aber so einfach gehe das nicht, heißt es. Der Hollfelder müsse zunächst einmal warten, bis die Ware geliefert werde, dann die Annahme verweigern und die Ware so zurück ins Lager schicken. Nur: Geliefert wird weiterhin nicht, zugesagte Rückrufe bleiben aus, Schmitt droht mit der Polizei.

Bei Anruf Warteschleife

Fünf Wochen später, Schmitt kommt gerade von der Polizeiwache, erhält er sein Geld zurück. Und kann sich damit noch glücklich schätzen. Im Internet gibt es Foren, in denen Geschädigte der Firma „K.K. Gregor Technik GmbH“ ihr Leid klagen. Stand heute hat eines dieser Foren auf Facebook 870 Mitglieder. Die Geschichten, die sie sich erzählen, klingen alle ganz ähnlich, wie die von Steffen Schmitt. Von Hotlines, über die man niemanden erreiche, ist die Rede, von Mitarbeitern für Beschwerdemanagement, die von einem Tag auf den anderen nicht mehr an ihr Handy gingen, von automatisierten Antworten via E-Mail, die man nur dadurch umgehen könne, indem man bestimmte Schlagworte versehentlich falsch schreibe. Auch Schmitt hat sich einmal vertippt. „Nur deshalb hat sich meine Mails dann doch noch ein Mitarbeiter angesehen“, ist er sich sicher.

Auch auf Kurier-Anfrage geht unter den bekannten Rufnummern niemand ans Telefon und E-Mails bleiben unbeantwortet.

Die Polizei in Bayreuth kennt vier Fälle

Neben Schmitts Fall sind der Polizei in Oberfranken mittlerweile vier weitere Fälle bekannt. In jedem einzelnen haben Kunden Waren im Wert von mehreren Hundert Euro bei KKG-Technik bestellt und das Geld vorab überwiesen. Anne Höfer, Sprecherin der Polizei, sagt: „Man kann schon sagen, dass es sich dabei wahrscheinlich um einen Fake-Shop handelt, auch wenn er auf den bekannten Listen noch nicht eingetragen ist.“

Auffällig: Die Anzeigen sind zwischen dem 22. September und dem 9.Oktober eingegangen. „Höfer spricht von einer „auffälligen Mehrung in der Kürze der Zeit“ und davon, dass die Zahl der Anzeigen wohl auch wegen des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts noch steigen werde. Deutschlandweit müsse von einer größeren Anzahlt Geschädigter ausgegangen werden. Ein Indiz dafür sei, dass die Staatsanwaltschaft in Frankfurt bereits ein Sammelverfahren gegen KKG-Technik eingeleitet habe. Nadja Niesen, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt, bestätigt das.

Dabei hätten die Opfer des Betrugs schon vorab misstrauisch werden können. Ein Kriterium von Fake-Shops sei, dass Waren dort wesentlich günstiger angeboten würden, als anderswo, sagt Polizeisprecherin Höfer. Dazu kommt: Auf seiner Facebookseite wirbt das Unternehmen in auffällig schlechtem Deutsch für seine Produkte.

Verbraucherzentrale: "KKG ist gemeldet"

Bei der Verbraucherzentrale heißt es: „Die Firma KKG ist bereits gemeldet.“ Ein vermeintlicher Handelspartner von KKG-Technik schreibt auf Facebook: „Wir möchten darauf hinweisen, dass wir diesen vermeidlichen Kunden weder kennen noch beliefern. Es handelt sich nach einigen Recherchen wohl um einen sogenannten Fake-Shop, der aktuell 42 unserer Produkte teils unter dem gängigen Händler-Einkaufspreis anbietet. Wir haben diesbezüglich bereits rechtliche Schritte eingeleitet.“ Auf der Bewertungsplattform Trustpilot ist KKG-Technik von 77 Prozent seiner Kunden mit der schlechtesten Note bewertet worden.

So schützen Sie sich vor Fake-Shops

Die Polizei rät: keine Spontankäufe. Bevor Sie ein Produkt in den Warenkorb eines Online-Shops legen, sollten Sie den Preis des Produkts bei anderen Anbietern vergleichen. Betrüger locken oft mit unwahrscheinlich niedrigen Preisen. Und: Geben Sie den Namen des Online-Shops in eine Suchmaschine ein, dadurch können Sie negative Erfahrungen anderer Kunden herausfinden.

Außerdem: Wählen Sie sichere Zahlungswege. Der Kauf auf Rechnung kann vor Betrug durch Fake-Shops schützen. Getätigte Überweisungen können nur kurzfristig rückgängig gemacht werden, wenden Sie sich daher so schnell wie möglich an Ihre Bank. Beim Lastschriftenverfahren können vorgenommene Abbuchungen noch nach einigen Tagen storniert werden. Nutzen Sie beim Onlinekauf keine Zahlungsdienste wie Western Union, Paysafe oder Ukash. Und: Sichern Sie alle Beweise für Ihren Online-Kauf und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.

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