Beeindruckende Glas-Kunstwerke

Münch

Schmuck aus Glasperlen sind im Trend. Sieht hübsch aus und sticht aus dem gewöhnlichen Modeschmuck von Billiganbietern, der aus billigem Blech in zig-tausendfacher Ausfertigung gestanzt wird, heraus. Rein theoretisch könnte man das tatsächlich auch selber machen. Zumindest in der Theorie. Wenn es um das Praktische geht, sieht es allerdings anders aus. Astrid Rösch aus Pegnitz erzählt, warum das so ist.

 
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Rösch ist Kunsthandwerkerin. Sie hat für ihre Arbeit ein kleines Zimmer in ihrem Haus, wo sie mit ihrem Mann wohnt. Dort steht ein Zweigasbrenner, eine Absaugvorrichtung (wegen der Gase und besonders wegen der Hitze der Flamme) und ein umfunktioniertes Weinregal, in dem in den einzelnen Fächern bunte Glasstäbe in allen möglichen Farben gelagert werden.

Venezianisches Murano-Glas

"Das Klarglas kommt aus Lauscha. Beim Buntglas verwende ich venezianisches Murano-Glas. Dabei handelt es sich um weiches Glas. Es ist geschmeidig und hat die schönste Farbbrillanz. Wenn es schmilzt, ist die Konsistenz in etwa vergleichbar mit Honig", sagt sie und wirft den Brenner an. Der wird mit Propangas, das mit reinem Sauerstoff gemischt wird, betrieben. So wird eine Flammentemperatur von über 600 Grad erreicht - Glas schmilzt erst bei solch einer hohen Temperatur. Wenn man das mit der maximalen Backofentemperatur von 250 Grad vergleicht, dann ist das dann doch schon ziemlich heiß.

Bunte Glasstäbe

Sie nimmt einen der bunten Glasstäbe in die Hand, setzt sich eine blau-getönte Brille auf. Sieht schick aus, hat aber nichts mit Mode zu tun. "Ich muss ja in die Flamme schauen. Die ist so hell, dass man sich damit das Auge verletzen könnte. Die Tönung filtert das grelle Licht der Flamme", sagt sie. Das Glas schmilzt und Astrid Rösch wickelt es um einen Edelstahldorn, der mit einem Trennmittel versehen ist: Die Handwerkerin will ja den späteren Schmuck auch wieder vom Stab ziehen können.

Flimmer aus Feinsilber

Schicht um Schicht entsteht tatsächlich eine Perle. In den buntesten Farben, die Rösch auch untereinander mischt. Manchmal werden auch Glasflimmer oder Flimmer aus Feinsilber eingebracht. Dann funkelt der Schmuck, sobald Licht darauf fällt. Ähnlich wie bei einer Schneekugel, die man schüttelt und es plötzlich anfängt zu glitzern. Hier kommt das Glitzern allerdings aus dem Schmuck heraus.

Im Glasknopfmuseum

Eigentlich hat Rösch etwas völlig anderes gelernt: Krankenschwester. Nach Weiterbildungen als Unterrichtsfachkraft hat sie in Bayreuth gearbeitet. Allerdings: "Nachdem ich ein Kind bekommen hatte und es mit der Teilzeit nicht so geklappt hatte, erinnerte ich mich wieder an etwas, von dem ich als Kind schon begeistert war. Mit 13 Jahren war ich in Weidenberg im Glasknopfmuseum gewesen. Damals stand ein Mann an einer Flamme und hatte Glas gewickelt. Ich war sofort begeistert." Sie hatte sich dann ein Herz gefasst und ihre Anstellung gekündigt, um als Kunsthandwerkerin zu arbeiten.

Über die Schulter geschaut

Ein "fließender Übergang", wie sie sagt. Ein Übergang, über den im Freundes- und Familienkreis oft gefragt wurde, ob sie denn wirklich wisse, was sie da tue. Und als sie ihre Kündigung abgab. um das zu tun, was sie eigentlich schon immer wollte "flatterte mir das Herz. Aber ich wusste, dass es richtig ist." Vor etwa elf Jahren hatte sie begonnen einer Glasperlenwicklerin über die Schulter zu schauen - eine Ausbildung dafür gibt es nicht. So etwas kann man nur von Menschen lernen, die sich damit auskennen. Und ein Meister ist sowieso noch nie vom Himmel gefallen. "Als ich damit angefangen hatte, ging es um Versuch und Irrtum. Es war mehr autodidaktisch. Es gab genügend Ausschuss. Aber durch den Versuch und den Irrtum entstanden dann auch Dinge, die ich so nicht erwartet hatte. Und die trotzdem schön waren."

Auf Kunsthandwerkermärkten

Jetzt tourt Rösch durch Kunsthandwerkermärkte, auch in Nürnberg. Rösch vorsichtig: "Auf anderen Märkten fühle ich mich etwas unwohl. Da gibt es eben viele Anbieter, die mit Handwerk nichts zu tun haben. Ich war schon einmal auf einem ganz normalen Markt. Und da wurde ich gefragt, ob das tatsächlich von mir selber gemacht wurde." Zwischen Billig-Bekleidungsständen und Autopolituren passen ihre Kunstwerke nicht.

Keine eigene Homepage

Eine eigene Homepage hat die Kunsthandwerkerin nicht. Für Privataufträge arbeitet sie auch nicht. Zumindest nicht mehr. Sie erzählt, dass sie dass sie schon manchmal eine Woche an einem bestellten Schmuckstück gearbeitet hatte. Im Nachhinein gefielen der Kundin dann doch nicht die Farben, obwohl im Vorfeld genau darüber gesprochen wurde. Und es gab auch schon Privataufträge, die nicht abgeholt wurden. Rösch saß dann mit ihren Unikaten da. Die Arbeit war umsonst.

Wie das Herz einer Frau

Auf die Frage, ob der Glasschmuck auch brechen kann, sagt Rösch: "Das wurde ich schon oft gefragt. Mir ist mein Schmuck auch schon auf den Boden gefallen und es ist nichts passiert. Wenn Glas etwa auf eine Kante fällt, dann kann das schon passieren. Aber in Italien gibt es einen Spruch. Es heißt: Glas ist wie das Herz einer Frau. Es sollte nie brechen, aber es kann passieren."

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