Bedrohlicher Flächenfraß

Von Peter Engelbrecht
Symbolbild: dpa Foto: red

Ein Häuschen im Grünen – davon träumen viele Menschen. Dieser Wunsch nach ein bisschen Freiheit inmitten von Blumen und Bäumen, nach schönen Sommerabenden auf der Terrasse, ist nachvollziehbar. Aber: Die Mitteilung des Bayerischen Gemeindetages, wonach nun Bauen am Ortsrand leichter möglich sein soll, ist keine gute Nachricht.

 
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Denn die neue Vorschrift im Baugesetzbuch heizt den Wettlauf um Bauplätze und Investoren weiter an. Nach der Devise: Betoniert das schöne Frankenland hemmungslos zu! Viele Kommunen verfügen nach wie vor über zu große Bau- und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese, die leerstehen und vor sich hingammeln. Häufig mussten die Gemeinden für die Erschließung in Vorleistung treten, Millionen Euro wurden quasi im Erdboden verbuddelt. Doch viele Bürgermeister haben inzwischen gemerkt, dass der knallharte Unterbietungswettbewerb der Gemeinden um Baulandpreise schadet. Die Kommunen werden gegeneinander ausgespielt, am Ende gibt es nur Verlierer – das ursprüngliche, charakteristische Landschaftsbild.

Fakt ist, dass in Bayern derzeit durchschnittlich 13,1 Hektar Freiflächen täglich in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt werden. Diese Zahlen nennt der Bund Naturschutz und verweist auf die aktuelle Statistik. Die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung sind überall zu sehen: Draußen große Baugebiete für neue Häuser und Supermärkte, drinnen Leerstand und Verödung. Die Bevölkerungszahl im ländlichen Gebiet sinkt teilweise dramatisch, und trotzdem werden auf der grünen Wiese teils überdimensionierte Bauflächen ausgewiesen.

Neben Naturschützern und Grünen, die zu Recht seit Jahrzehnten vor dieser fatalen Entwicklung warnen, hat nun auch der Landkreistag erkannt, dass die Entwicklung den Ortskernen schadet. Die Stärkung der Ortsmitte, die Sanierung von älteren Häusern und die bauliche Verdichtung werden gerne in Sonntagsreden hervorgehoben, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Geisterdörfer ohne Geschäft, ohne Wirtshaus und ohne eine Möglichkeit, sich zu treffen und miteinander zu reden, gibt es bereits. Die Lebensart auf dem Land geht mit der ungebremsten Zersiedelung verloren. Auf Dauer ist der anhaltende Flächenfraß nicht gesund. Er versiegelt unseren wertvollsten Schatz, den Boden, und schadet der Lebensqualität.

peter.engelbrecht@nordbayerischer-kurier.de