Bayreuther Uraufführung in Bamberg

Von Anne Müller
 Foto: red

Er erholte sich von seinen Rückenschmerzen – und schrieb der Schutzheiligen für diese Beschwerden eine Messe: Michael C. Funke freut sich auf die Uraufführung seiner Kunigundenmesse am Samstag im Bamberger Dom.

 
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Kunigunde? Die war die Frau von Bambergs Bistumsgründer Heinrich II. Und die einzige deutsche Königin, die heilig gesprochen wurde.

„Sie sollten öfter mal auf Kur gehen!“ Dieser Satz könnte missverständlicher nicht sein, denn einer Kur geht ja meist eine Krankheit oder Verletzung voraus. Eine Kur ist aber auch ein Zeitraum, in der man sich im Gegensatz zum normalen Alltag durchaus Zeit nehmen kann. Und genau darauf zielte der eben zitierte Satz ab, den der Bamberger Domkapellmeister Werner Pees zum Bayreuther Kantor Michael C. Funke sagte.

„Ich habe in weiser Voraussicht mein Keyboard und Notenpapier auf meine Kur mitgenommen, als ich mich von meinen Rückenproblemen erholte. Ja, so ist die Kunigundenmesse entstanden, die nun in Bamberg uraufgeführt wird.“ Die heilige Kunigunde ist zusammen mit ihrem Gatten Heinrich und dem heiligen Otto eine Bamberger Diözesanheilige. Otto wird übrigens als Schutzheiliger der Rückenschmerz-Geplagten verehrt.

Michael C. Funke kam 1965 zur Welt, studierte in Regensburg und München Kirchenmusik und Musikpädagogik und unterrichtet neben seiner Kantorentätigkeit in St. Hedwig auch an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik in Bayreuth. Seine Kompositionen umfassen Kirchenmusik in allen Facetten, doch besonders viel schreibt er für die Kantorei von St. Hedwig, den Chor seiner Gemeinde. „Wir sind ein gemischter Chor aus Frauen- und Männerstimmen, und für unsere Chorform gibt es relativ viel Literatur. Die Kunigundenmesse ist für meine Kompositionstätigkeit insofern etwas Neues, weil sie nur für Oberstimmenchor geschrieben ist.“

Der Bamberger Domkapellmeister Werner Pees hatte vor etwa einem Jahr bei Michael C. Funke angefragt, ob er ein liturgisches Stück für die Bamberger Mädchenkantorei schreiben wolle. Ihm gefiel hauptsächlich Funkes sanglicher Stil, den er schon längere Zeit kannte. „Werner Pees saß 2004 in der Jury des Bayreuther Chorwettbewerbs, in dem meine Motette Rorate Coeli eines der Pflichtstücke war. Wir standen seither immer wieder in Kontakt.“ Eine ganze Messe, meinte Pees, müsse es jedoch nicht unbedingt sein, und auch der Aufführungstermin sei nicht fix.

Im März vergangenen Jahres kam Michael C. Funke eine Akkordfolge in den Sinn, die er sogleich für das Kyrie der Oberstimmenmesse verwendete. Einige Monate später folgte dann die schon erwähnte Kur im Erzgebirge, mit der er seine Rückenprobleme loswerden wollte. Das Komponieren, erzählt er, finde bei ihm in den allermeisten Fällen vor einem Tasteninstrument statt, entweder an der Orgel in seinem Arbeitszimmer oder am Klavier. „Ich probiere unheimlich gerne aus, und bevor ich ein Stück letztendlich in den Computer tippe und die endgültige Partitur erstelle, habe ich unzählige Male hin und her probiert, was am besten klingt.“

Musikalische Reise ins Mittelalter

Ganz typisch für seinen Kompositionsstil sind musikhistorische Anspielungen und Zitate, in der Kunigundenmesse genauso wie beispielsweise bei seiner London-Fantasy für Orgel, die er vor einigen Jahren komponierte. Eine Anspielung auf Henry Purcells barocken Stil war ebenso enthalten wie ein lautmalerisches Zitat auf Georg Friedrich Händel, der viele Jahre in London lebte und wirkte. In der Kunigundenmesse sind es eher die mittelalterlichen Klänge, die Michael C. Funke aufgegriffen hat, denn die heilige Kunigunde lebte im 10. und 11. Jahrhundert. „Die alten überlieferten Kadenzen habe ich sehr bewusst eingebaut, weil die Doppel-Leittönigkeiten ganz typisch für diese Zeit waren.“

Nach der Anzahl seiner bisher komponierten Stücke gefragt, gibt es nur ein etwas hilfloses Schulterzucken und die Antwort: „Unzählige. Ich müsste sie wirklich einmal auflisten, vor allem weil es so viele verschiedene kirchenmusikalische Stilrichtungen sind und die Stücke ja für viele unterschiedliche Instrumentierungen geschrieben sind. Ein Werkverzeichnis wird eine größere Sache.“