Bayreuther Dialoge: Themen-Plus

Von Norbert Heimbeck
Die Industrie arbeitet mit Hochtouren am Computergestützten Fahren. Die Bayreuther Dialoge Ende Oktober gehen der Frage nach, wie weit Autonomie gehen kann. Foto: Julian Stratenschulte/dpa Foto: red

Kann ein Unternehmen funkionieren, wenn alle Entscheidungen von den Mitarbeitern gemeinsam getroffen werden müssen? Ist es sinnvoll, dass vom Chef bis zur Sekretärin alle gleich viel verdienen? Und was hat das alles mit dem Smartphone zu tun? Antworten auf diese Fragen geben die Bayreuther Dialoge.

 
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Lukas Fehrmann und Simon Krämer gehören zum inneren Kreis der Kongress-Organisatoren. "Traditionelle Strukturen in Wirtschaft und Politik überholen sich, überall knirscht Sand im Getriebe. Neue Formen der Arbeit und neue Formen der Selbstorganisation in sozialen Netzen entstehen. Über allem steht unser Tagungsmotto Autonomie," sagt Lukas Fehrmann. Simon Krämer ergänzt: "Wir wollen alternative Wirtschaftsformen aufzeigen und die Menschen inspirieren, sich mit neuen Ideen zu beschäftigen." Die Bayreuther Dialoge greifen auch Themen auf, die die jungen Leute im Studium nicht zwangsläufig hören. Das Besondere an diesem Kongress: Die Referenten stehen nicht alleine auf ihrem Podium, sondern begegnen ihrem Publikum auf Augenhöhe. In kleinen Seminarrunden von etwa 20 Personen diskutieren sie die Themen. Die Organisatoren verstehen ihren Kongress "als Zukunftsforum für Ökonomie, Philosophie und Gesellschaft".

Arbeit dauert ein Jahr

Der zweitägige Kongress auf dem Campus wird komplett von Studenten organisiert.  Insgesamt 75 Kommilitonen bereiten seit einem Jahr den Kongress vor, der Unternehmer und Querdenker nach Bayreuth führen wird. "Wir sind alle aus dem Studiengang Philosophy & Economics" sagt Lukas Fehrmann. Seit zwölf Jahren gibt es die Bayreuther Dialoge. Von Anfang an werden sie ausschließlich von Studenten organisiert. Ende Oktober geht der Kongress über die Bühne, dann übergeben die aktuellen Macher die Arbeit an die Studienanfänger des neuen Wintersemesters. Die haben dann wiederum ein Jahr Zeit, den nächsten Kongress auf die Beine zu stellen.

Nobelpreisträger in Bayreuth

In den vergangenen Jahren konnten als Referenten der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, dm-Gründer Götz Werner, Firmengründer Van Bo Le-Mentzel, und die Politiker Christian Lindner und Gregor Gysi gewonnen werden. Während des Kongresses wird auch der Bayreuther Vorbildpreis verliehen. Einer der Preisträger aus den Anfangsjahren ist Thomas Middelhoff, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Karstadt-Konzerns. Wegen Untreue und Steuerhinterziehung wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt. Ob sich das auf den Ruf der Dialoge auswirkt? Lukas Fehrmann sagt: "Der Kongress hat sich gewandelt. In den Anfangsjahren wurden tatsächlich wirtschaftliche starke Persönlichkeiten ausgezeichnet. Inzwischen liegt unser Fokus eher auf sozialem Engagement. Deshalb zeichnen wir in diesem Jahr Sina Trinkwalder mit dem Vorbildpreis aus."

Vorbildpreis 2016 für Sina Trinkwalder

Trinkwalder hat das Textilunternehmen Manomama gegründet, in dem sie vor allem auf dem Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen beschäftigt. Seit 2011 ist sie für die konsequente Umsetzung dieser Idee mehrfach ausgezeichnet worden,  2015 mit dem Bundesverdienstkreuz.

Bei früheren Dialogen wurden Themen diskutiert wie “Ethik in der Marktwirtschaft”, “Wem gehört die Welt? - Eine Machtfrage” und im vergangenen Jahr “nützlicher Mensch - menschlicher Nutzen”. Diesmal geht es um Autonomie. Simon Krämer sagt: "Das Thema ist breit aufgestellt - vom autonomen Fahren bis hin zu unserer Verantwortung beim Konsum. Im Westen genießen wir Autonomie auf Kosten anderer. Auf Kosten der Freiheit auf der anderen Seite der Welt."

Info: Karten für die Bayreuther Dialoge gibt es unter www.bayreuther-dialoge.de. Am Samstag ist ein Poetry Slam im Audimax geplant, der auch Besuchern zugänglich ist, die nicht am Kongress teilnehmen.

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