Bayreuther auf Augenhöhe mit großen Marken

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Sie sind die Chefs bei Bag To Life: Kerstin Rank präsentiert den German Brand Award, Thomas Gardeia eines der Produkte aus einer ausrangierten Rettungsweste. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wer diesen Preis erhält, der muss einiges richtig gemacht haben. Das Bayreuther Unternehmen Bag to Life hat den German Brand Award bekommen, eine der renommiertesten Auszeichnungen im Bereich Marketing.

 
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Sie sind mittlerweile bekannt für ihre Taschen und Accessoires, die sie hauptsächlich aus ausrangierten Flugzeug-Rettungswesten herstellen und damit hochwertiges und nachhaltiges Upcycling betreiben. Aber dass sie den German Brand Award in der Kategorie Fashion für ausgezeichnete Markenführung bekommen haben, da staunen die beiden Geschäftsführer von Bag to Life noch immer ein wenig. "Porsche, Bosch, Telekom, Uvex oder Lufthansa. Da sind auch Firmen ausgezeichnet worden, die für Marketing deutlich mehr ausgeben, als wir im Jahr Umsatz machen. Und mit deren Vertretern saßen wir da am Tisch", sagt Thomas Gardeia.

Man muss vorgeschlagen werden

Bewerben kann man sich für den Preis, der im vergangenen Jahr auch an Medi ging, übrigens nicht. Man muss vom Rat für Formengebung vorgeschlagen vorgeschlagen werden - und der gilt etwas. Eine Jury wählt die Preisträger in mehreren Kategorien aus rund 1000 Nominierungen aus, teilt ihre Gründe aber nicht mit. Doch Kerstin Rank, Firmengründerin und kreativer Kopf bei Bag to Life, weiß, dass es "um die Ganzheitlichkeit des Markenauftritts geht. Wie zieht ein Unternehmen seine Marke durch? Da darf man nicht ständig etwas Neues machen." Ihr Fazit: "Wenn einem das eigene Marketing selber schon fast zum Hals raushängt, weil man ja ständig damit zu tun hat, erst dann entfaltet es die richtige Wirkung beim Kunden, hat den richtigen Wiedererkennungswert."

Lizenz der Lufthansa

Den soll jetzt auch die Auszeichnung weiter steigern. "Der Award öffnet neue Türen, zum Beispiel bei großen Händlern", ist sich Rank sicher. Wobei es Berührungsängste mit den Großen sowieso nicht gibt. Für die Lufthansa etwa fungiert Bag to Life seit rund einem halben Jahr als Lizenz-Partner, stellt eine kleine Kollektion her, auf der auch der Kranich der Fluggesellschaft prangt. Ab September soll dieses Angebot, das sich speziell an Businessreisende und Vielflieger richtet, ausgebaut werden. "Als Lufthansa-Partner wird man nochmal ganz anders wahrgenommen. Das transportiert die Marke an ein sehr breites Publikum", sagt Gardeia, während Rank auf einen anderen Punkt hinweist: "So große Partner ordern natürlich auch andere Mengen, und das nicht selten auch ziemlich kurzfristig." Mit der Folge, dass man relativ viel Ware auf Lager haben muss, und dass die Zulieferer flexibel sein müssen.

Partner in Bayreuth und Bosnien

Während die Musterkollektionen in Bayreuth genäht werden, bauen Rank und Gardeia bei der Serienproduktion seit vier Jahren auf ein Familienunternehmen in Bosnien, das sich auch bei der Bewältigung von Produktionsspitzen bewährt hat. Außerdem arbeiten die beiden mit der Bayreuther Werkstatt für Behinderte zusammen, wo vorbereitende Tätigkeiten sowie am Ende die Verpackung der Ware vonstatten geht.

Viele Vertriebswege

Die Vertriebswege sind mittlerweile vielfältig. Die Taschen und Accessoires von Bag to Life sind unter anderem in den Katalogen der Vielflieger-Bonusprogramme von Lufthansa und Swiss gelistet. Große Design-Fachhändler haben sie ebenso im Programm wie viele Shops an Flughäfen und in Innenstädten. Dazu neben dem eigenen viele teils große Onlineshops. Gerade erst ist die Zusammenarbeit mit einem in Japan ans Netz gegangen. "Da schauen wir auf die Seite und verstehen nicht, was neben unseren Produkten steht", erzählt Gardeia lachend: "Hoffentlich haben sie unsere Texte richtig übersetzt." Und nicht zuletzt werden kleinere Kollektionen für Unternehmen vornehmlich aus dem Flugbereich entworfen und produziert, wie Condor oder Airbus, die die Stücke wiederum an gute Kunden verschenken.

Wachstum aus eigener Kraft

Und so wächst das Bayreuther Unternehmen munter weiter. Allerdings bislang stets aus eigenen Mitteln, wie die beiden Geschäftsführer betonen. Was wohl die Geschwindigkeit etwas bremst, aber auch viel Sicherheit und absolute Eigenständigkeit bedeutet. Und auch so läuft's gut. Auf rund 100 einzelne Teile ist die Kollektion mittlerweile angewachsen, die zum größten Teil aus ausrangierten Rettungswesten hergestellt wird, aber auch aus Fallschirmseide oder dem Leder von Flugzeugsitzen. Nachhaltigkeit, die sich gut verkauft. Denn die Stückzahlen haben 2017 schon das Volumen des gesamten vergangenen Jahres übertroffen. 40.000 Einzelteile könnten bis Jahresende an die Kunden gebracht werden, schätzt Gardeia. Sie machen wohl tatsächlich einiges richtig bei Bag to Life.

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