Bayreuther waren kaum darunter. Die meisten waren von den Kriegs- und Nachkriegswirren ans Rotmain-Gestade geschwemmt worden. Fast alle hatten es künstlerisch zu akademischen Ehren gebracht. Kein Wunder, dass es sie drängte, weiterzumalen und ab 1951 dann auch gemeinsam auszustellen. Was in der Graserschule begann, wurde später erfolgreich in der Orangerie der Eremitage weitergeführt – zunächst von der Freien Gruppe, inzwischen vom Kunstverein.Die oben erwähnte Nostalgie ist natürlich bei näherem Hinsehen fehl am Platz. So schön das unverrohrte Fluss-Baby auch ist, so schlimm ist die Trümmerwüste dahinter mit den spärlichen Überresten der Main-Kaserne. Nicht weit davon, in der Mainstraße, hatte der „Trümmer-Maler“ Alfred Russ sein Atelier. Durchs Fenster beobachtete er die Aufbautätigkeit in der Innenstadt. Mit dem Anblick der Baukräne für das große Kaufhaus am Markt hielt er zwar keine städtebauliche Sternstunde fest, aber doch ein Indiz dafür, dass es wieder aufwärts ging.Russ starb zwar erst 1996, ist aber wie sein Bruder Anton, der mit zwei Hafen-Ansichten vertreten ist, fast vergessen. Umso größer ist die Wiedersehensfreude mit den vier Großen der Nachkriegszeit, Hanna Barth, Friedrich Böhme, Caspar Walter Rauh und Ferd Röntgen. Von Ersterer, der Frau des langjährigen Leiters der Festspiel-Pressestelle und Gründers des Jugendfestspieltreffens (heute: Festival junger Künstler), Herbert Barth, sind leider nur zwei ihrer zahlreichen Zirkus-Arbeiten zu sehen: „Drei Clowns“ und „Zirkusreiter“.Friedrich Böhme, den schöne Frauen ebenso begeistern konnten wie schöne Farben, zeigt uns beides: Eine Gruppe festlich gekleideter „Frauen am Brunnen“ und festlich entkleideter „2 Frauenakte“ sowie drei in herrlichen Blau-Stufen gehaltene Aquarell-Studien von Bayreuths guter alter Hölzleinsmühle.Ferd Röntgen, Großneffe des Entdeckers der Röntgenstrahlen, Wilhelm Conrad Röntgen, befindet sich als Licht-Ästhet unmittelbar auf dessen Spuren. Viele seiner Bilder leuchten wie Ansichten auf dem Röntgenschirm von innen heraus, haben etwas Phosphorizierendes. Das offenbart sich besonders bei einer geheimnisvoll strahlend umrissenen „Hütte zwischen Masten“. Fast noch geheimnisvoller glimmen darauf die weißen Isolatoren auf den Mastenkronen. Ähnliches geschieht den Giebeln schön „durchleuchteter“, wenn auch nicht eben schöner „Weißer Häuser“.Der letzte der „Großen“, Caspar Walter Rauh, starb erst 1983 in Kulmbach. Zwei für ihn relativ große abstrakte Kompositionen sind von hohem ästhetischem Reiz, verraten aber nichts über den Erzähler skurriler Geschichten auf skurrilen Grafiken. Eine Ahnung davon vermittelt lediglich der etwas abseits hängende „Waldkauz“.Weitere Namen? Sawo P. Iwanow war nicht nur akademischer Maler, sondern sogar Professor. Andere wie H. Edelmann und R. Focke gehören in die durchaus nicht abschätzig zu wertende Rubrik der „Sonntagsmaler“. Sie zusammen mit Hans Otto und Heinrich Faust der Vergessenheit entrissen zu haben, ist das Verdienst dieser Ausstellung.Vielleicht läutet sie eine Renaissance ein. In den Kellerräumen und Archiven des Rathauses schlummern ungeahnte Kunstschätze aus Ankäufen hiesiger Künstler. Das Kunstmuseum will sie langfristig heben, erforschen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.INFO „Bayreuther Maler der Nachkriegszeit“, bis 1. April Galerie „Kunst im Neuen Schloss“, Ludwigstraße 4, montags bis freitags 10.30 bis 12.30 und 15 bis 18 Uhr, samstags 10.30 bis 13 Uhr.