Bauchredner Grammel: Nicht sein Tag

Von Philip Ziegler
Sascha Grammel. Foto: Künstler-Website Foto: red

Seit fast einem Jahr ist der Auftritt von Fernsehstar Sascha Grammel in der Oberfrankenhalle ausverkauft. Seine Show am Donnerstagabend lief alles andere als rund. Doch Grammel weiß, wie er das Publikum für sich gewinnt.

 
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Seinen Stil nennt Grammel Puppet Comedy – eine Mischung aus Bauchreden, Comedy und Zaubertricks. „Lassen Sie sich entführen in meine kleine Grammel-Welt“, begrüßt Grammel das Publikum. Wohin? In eine skurrile Version der "Sesamstraße".

Der Titel der Show „Keine Anhung“ spielt auf eine von Grammels Puppen an, ein blaues Huhn. Es ist nicht das letzte Wortspiel dieses Abends. Für solche Kalauer werden andere Comedians von der Bühne gepfiffen. Mit seiner selbstironischen, sympathischen Art gewinnt der Spandauer das Publikum für sich. In der Oberfrankenhalle vergehen keine 20 Sekunden, ohne dass das Publikum lacht.

Immer eine Schippe draufsetzen

Das Bauchreden beherrscht Grammel ohne Zweifel. Nur mit einer Socke als Handpuppe spielt er die gesamte Gefühlspalette durch. Vor nicht ganz fünf Jahren trat er noch auf Betriebsfesten auf, jetzt kennt man ihn aus dem Fernsehen. Er füllt Hallen, die Monate im Voraus ausverkauft sind und bringt eine aufwendige Bühnenkulisse mit – die Häuser seiner Figuren. Fans lassen sich in der Pause vor der Bühne ablichten – immer im Blick der Security. Grammel ist ein Bauchredner, der sich zur Zugabe auf die Bühne zurückklatschen lässt. Videoeinspieler, eigens für die Show komponierte Musik, eine Lichtshow – Bauchreden allein reicht Grammel nicht. Er singt, tanzt, jongliert, zaubert – immer muss er noch eine Schippe drauflegen. Die Erwartungen will er nicht nur erfüllen, sondern toppen. Dabei läuft nicht alles rund.

Fehler überspielt er gekonnt

Grammel versucht sich als Marionettenspieler und lässt Vogelpuppe Frederic mit dem Einrad über die Bühne kurven. Der Piepmatz balanciert in der linken Hand eine Flasche, in der Rechten einen Stapel Geschirr. Das reicht Grammel nicht, die Puppe balanciert Flasche und Geschirr auf seiner Nase. Pardon, seinem Schnabel. Jetzt noch alles hochwerfen, Hossa! Und noch mal in Zeitlupe – und dann verheddern sich die Fäden. An anderer Stelle bricht Grammel selbst so in Lachen aus, dass er die Show unterbrechen muss.

Seine Fehler überspielt er geschickt. Als zum Beispiel das Kniegelenk des Wissenschaftlers Dr. Peter Hacke – ein sprechender Hamburger – versagt, schreit der gekränkte Professor: „Mensch Sascha, hättest du mal zwei Euro mehr für meine Gelenke ausgegeben. Das ist echt nicht dein Tag heute.“ Der Hamburger ist nicht die erste von Grammels Figuren, die das ausspricht. Das Publikum in der Oberfrankenhalle lässt ihn trotzdem nicht durchfallen und dankt mit stehenden Ovationen.