BAT: Logistik sichert ein paar Jobs mehr

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Noch ist Eric de Vries Standortleiter in Bayreuth. Auf seinem Schreibtisch die Produkte, die künftig noch hier produziert werden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Nach Weihnachten, also zum Jahreswechsel, steht wieder eine Welle derer an, die ihren Arbeitsplatz bei BAT verlieren und mehrheitlich in die Transfergesellschaft wechseln. Insgesamt rund 900 Mitarbeiter müssen das Zigarettenwerk bis Ende 2018 bekanntlich verlassen. Doch für die rund 400, die letztlich bleiben dürfen, gibt es Grund für etwas Zuversicht. Und die hängt mit einer Millioneninvestition zusammen.

 
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Nein, produziert werden Zigaretten in Bayreuth bald endgültig nicht mehr. Daran ändert sich nichts. Und trotzdem sollen auch künftig viele Milliarden davon das Werk durchlaufen. Ab Mitte kommenden Jahres soll hier die Logistik des Konzerns hauptsächlich für Westeuropa abgewickelt werden. Im Grunde heißt das: Die Zigaretten werden aus den osteuropäischen Werken, in die die Produktion aus Bayreuth verlagert wurde, per Lastwagen angeliefert und dann weiterverteilt. „Wir haben uns darum beworben und von der Zentrale in London den Zuschlag bekommen“, sagte Standortleiter Erik de Vries dem Kurier. Zusammen mit einer kleinen Erweiterung der sowieso im Werk verbleibenden Feinschnittproduktion handle es sich um eine Investition von rund sieben Millionen Euro.

20 Milliarden Zigaretten pro Jahr

„Damit ist eine Nutzung unserer durch den Produktionsabzug frei werdenden Flächen gesichert“, sagte de Vries. Die Verträge für im Umfeld des Werkes gemietete Immobilien lasse man auslaufen. Rund 20 Milliarden Zigaretten pro Jahr würden ab Mitte 2018 in Bayreuth umgeschlagen.

Zwei neue Produktionslinien für Feinschnitt

Außerdem werde die Produktion von Feinschnitttabak, mit dem Raucher selber Zigaretten drehen können, gegenüber den ursprünglichen Plänen leicht ausgeweitet. Bislang sollten zwei Linien für Tabakdosen in Bayreuth bleiben. Jetzt komme noch je eine Linie für sogenannte Eimer, also größere Behälter, und für Beutel hinzu. Die Maschine für die Eimer sei bei einem entsprechenden Unternehmen in Auftrag gegeben, die für die Beutel werde in einem BAT-Werk in Kroatien ab- und in Bayreuth wieder aufgebaut.

Nicht sicher, aber etwas beruhigender

Eine nennenswerte Zahl an Arbeitsplätzen bringen die genannten Aktivitäten nicht. Während de Vries keine konkrete Zahl nennen wollte, rechnet Betriebsratschef Paul Walberer (Foto) damit, dass von den rund 1300 Mitarbeitern nun rund 400 statt 370 im Werk bleiben können. „Damit ist der Standort breiter aufgestellt. Dass der Konzern wieder in Bayreuth investiert, bedeutet mehr Sicherheit für das was bleibt“, sagte de Vries. Walberer will das Wort Sicherheit nicht in den Mund nehmen: „Sicher ist gar nichts, das haben wir bitter erfahren müssen. Aber ja: Es ist etwas beruhigender für die, die bleiben können.“ Jeder Arbeitsplatz zusätzlich sei ein Gewinn. Und es sei wichtig, dass keine Gebäude veräußert werden.

Zigaretten: Mitte 2018 ist endgültig Schluss

De Vries bestätigte darüber hinaus, dass die Zigarettenproduktion in Bayreuth nicht wie geplant zum Jahreswechsel, sondern erst Mitte 2018 ausläuft. Er bestritt allerdings, dass das mit nennenswerten Problemen bei der Verlagerung nach Osteuropa zu tun habe. Entsprechende Gerüchte kenne man, dementiere sie aber. Dass jetzt bis Mitte 2018 noch rund eine Milliarde Zigaretten mehr als geplant in Bayreuth produziert werden, habe ausschließlich mit Markterfordernissen zu tun.

Viele haben schon neue Jobs

Betriebsratschef Walberer bestätigte, „dass hier Monat für Monat mindestens eine Maschine rausgeht“. Dass manche Mitarbeiter ein halbes Jahr länger als geplant bleiben können, sei durchaus zwiespältig. „Zwar hat man seinen gewohnten Job länger und auch der Verbleib in der Transfergesellschaft verschiebt sich entsprechend. Aber die psychische Belastung ja auch.“ Es sei den Kollegen hoch anzurechnen, wie professionell sie mit der Situation umgehen. Ähnlich äußerte sich de Vries, der auch bestätigte, dass bereits rund 500 von der geplanten gut 900 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben. Zum Jahreswechsel folgen laut Walberer weitere rund 140, noch ein Schub sei für April geplant. Rund ein Drittel der Gesamtzahl profitiert von Vorruhestandsregelungen, die Übrigen wechseln in die Transfergesellschaft, sofern sie nicht direkt eine neue Stelle finden. Jeder Zweite von denen, die schon raus sind, hat laut de Vries und Walberer einen neuen Job. Dazu Walberer: „Die Leute qualifizieren sich weiter, orientieren sich zum Teil in völlig neue Richtungen. Dabei klappt auch die Zusammenarbeit von Transfergesellschaft, Kammern und Arbeitsagentur aus unserer Sicht gut.“

Chef-Wechsel

Michaela Brendel (37, Foto) übernimmt bei BAT zum 1. Januar die Nachfolge von Erik de Vries als Standortleiterin. Sie ist in Bayreuth geboren, machte am WWG Abitur und studierte Internationales Management in Hof. Nach dem Einstieg ins Berufsleben in Finnland, trat sie dort 2008 bei BAT ein und ist nach verschiedenen Stationen in Finnland, Schweden und England seit Mitte 2017 wieder zurück in Bayreuth.

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