Bankgebühr für nicht genutzte Kredite

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Einige Banken verlangen von Geschäftskunden jetzt Bereitstellungsprovision für Kontokorrentkredite. Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Dass Banken und Sparkassen die Negativzinsen der Zentralbanken zumindest bei hohen Einlagen weitergeben, ist mittlerweile normal. Nun verlangen erste Institute Bereitstellungsgebühren für nicht genutzte Kontokorrentkredite – also Dispokredite für Geschäftskunden. Die Sparkasse Bayreuth zum Beispiel. Aber sie ist nicht allein, denn Commerzbank und HVB verfahren ähnlich.

 
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„Umarmt werden wir dafür nicht“, sagt Sparkassen-Vorstandschef Wolfram Münch. Wenn im Beratungsgespräch die Gründe für die Maßnahme erläutert würden, gebe es aber oft Verständnis. 1,2 Prozent Gebühr pro Jahr für den nicht genutzten Teil des Kontokorrentkredits verlangt die Sparkasse in der Regel von ihren Geschäftskunden. Umfasst die Kreditlinie also 100.000 Euro und werden davon regelmäßig höchstens 50.000 Euro in Anspruch genommen, kostet die Bereitstellung 600 Euro im Jahr.

Gebühr soll Kosten decken

Also Geld bezahlen für etwas, das ich gar nicht nutze? Das sei zwar oft die erste Reaktion, sagt Münch. Er rechnet aber gegen: „Wir müssen das Geld ja vorhalten, der Kunde hat ein Recht darauf, seinen Kreditrahmen von jetzt auf gleich komplett auszuschöpfen.“ Und das bedeute Kosten: Werde das Geld bei der Zentralbank geparkt, koste das 0,4 Prozent Strafzins. Zugleich müsse ein Teil des Betrags mit Eigenkapital unterlegt werden. Und schließlich könne man das Geld nicht anlegen, der Sparkasse entgehe also Ertrag. Mit der Gebühr sollten die Kosten wenigstens annähernd gedeckt werden.

1350 Kunden betroffen

Schon seit einiger Zeit gehe man deshalb auf die rund 1350 Geschäftskunden zu, um über neue Konditionen zu verhandeln. Bis Jahresende will man damit durch sein. Zum einen könne die Gebühr bei langjährigen guten Kunden auch unter 1,2 Prozent liegen. Außerdem könne man die Linien anpassen, die bislang oft sehr üppig ausfallen, so Münch. Das reiche von 5000 Euro für einen Ein-Mann-Betrieb bis zu fünf Millionen Euro bei Mittelständlern: „Ist der Kontokorrent bedarfsgerecht, wird es für den Kunden billiger und uns entstehen weniger Kosten.“

Quersubventionierungen nicht mehr möglich

Auch bei anderen Sparkassen im Freistaat wird die Gebühr mittlerweile erhoben, auch wenn es laut Pressesprecherin Sabine Gegg vom Sparkassenverband Bayern in München „noch kein Massenphänomen ist“. Aber die Aufsicht fordere, „dass Bankleistungen marktgerecht bepreist werden“. Wolfram Münch drückt es so aus: "Wir können uns bei dem aktuellen Kostendruck Quersubventionierungen nicht mehr leisten."

VR-Bank beobachtet noch

Die VR-Bank Bayreuth erhebt laut ihrem Firmenkunden-Bereichsleiter Frank Schmidt keine Bereitstellungsgebühr für Kontokorrentkredite und hat das für dieses Jahr auch nicht geplant. Aber: „Wir beobachten den lokalen Markt und die erfolgten Veränderungen sehr genau.“

Karlheinz Kipke, Vorstand der VR-Bank Coburg und stellvertretender Bezirksvorsitzender des Genossenschaftsverbands Bayern, sagt, dass es noch bei keiner VR-Bank in Oberfranken eine allgemeine Bereitstellungsgebühr gibt. Allerdings: "Manche Häuser haben entsprechende Einzelabsprachen mit Großkunden, bei denen der Kontokorrentkredit sehr groß ist, aber kaum einmal ausgeschöpft wird."

Individuelle Gebührenhöhe bei Commerzbank und HVB

Anders bei der Commerzbank, die eine solche Provision durchaus erhebt. „Sie ist wie der Zins Bestandteil des Tableaus beim Kontokorrentkredit und wird wie dieser individuell ausgehandelt“, sagt Pressesprecher Thomas Schwarz in Frankfurt. Je intensiver die Geschäftsbeziehung, desto günstiger könne es für den Kunden werden. Ähnlich äußert sich die Hypo-Vereinsbank. „Eine Bereitstellungsprovision ist bei Kontokorrentkrediten möglich und wird individuell in Absprache mit den Kunden vereinbart“, heißt es in München.

HWK hat Verständnis

Während das Thema von den Mitgliedsunternehmen an die Industrie- und Handelskammer laut stellvertretendem Pressesprecher Michael Zeisel noch nicht herangetragen wurde, weiß Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, durchaus von unzufriedenen Unternehmern. Dennoch zeigt er Verständnis für die Banken: "Man darf nicht verkennen, dass die Bankenlandschaft unter anderem wegen der Null- und Negativzinsen immer mehr unter Druck gerät. Das gilt vor allem auch für die klassischen Partnerbanken des Handwerks, die Sparkassen und VR-Banken. Deshalb ist es okay, wenn man Kosten nicht mehr in Mischfinanzierung versteckt, sondern offen benennt und dann auch erhebt. Da ist von den Banken noch mehr Transparenz gefordert." Weil es diese Art von Gebühren bislang nicht gab, sei der Aufschrei natürlich groß. "Wir raten unseren Betrieben: Sprecht mit eurer Bank, verhandelt darüber, was sich machen lässt." Wenn es aber aus Sicht des Handwerkers zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis komme, dann müsse er sich eine neue Bank suchen. "Schließlich herrscht auch in dieser Branche Angebot und Nachfrage."

Ähnlich sieht das Dirk van Elk, Bezirksgeschäftsführer beim Bund der Selbständigen. Zwar sei für einige Mitgliedsunternehmen bei den Gebühren der Banken mittlerweile wirklich eine Grenze erreicht, vor allem Kleine hätten zu knapsen. Dennoch müsse gerade auch Geschäftsleuten klar sein, dass angesichts des Kostendrucks früher kostenlose Dienstleistungen nicht mehr quersubventioniert werden könnten. Auch van Elk  rät den Unternehmern deshalb, den eigenen Kontokorrent zu überprüfen, um Gebühren gegebenenfalls so zu senken.

Was alle befragten Banker betonen: Die Bereitstellung des Dispokredits für Privatkunden soll kostenlos bleiben.

Kreditkarte wird teurer

Zum 1. Juli wird die von der Sparkasse an rund 10.000 Kunden ausgegebene Kreditkarte teurer. Die Jahresgebühr steigt von 25 auf 30 Euro. „Das ist die erste Anhebung seit 15 Jahren“, sagt Vorstandschef Wolfram Münch. Die Gebühr für Geldabhebungen an Geldautomaten mit dieser Karte steigt um 1,89 Euro auf mindestens sieben Euro. „Die Kunden nutzen normalerweise die an Sparkassen-Geldautomaten kostenlose Sparkassen-Card."

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