Bahn setzt auf Bodycams

Foto: Nicolas Armer/dpa Foto: red

Mit Bodycams für ihr Sicherheitspersonal will die Deutsche Bahn in Bayern potenzielle Angreifer in Bahnhöfen abschrecken.

 
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Die am Oberkörper getragenen Kameras dienten vor allem dem Schutz der Mitarbeiter, erklärte Torsten Malt, Leiter der DB Sicherheit im Freistaat in Nürnberg, wo die Bodycams seit Dienstag erstmals in einem Bahnhof im Freistaat im Einsatz sind. Im zweiten Halbjahr sollen sie auch im Münchner Hauptbahnhof an den Uniformen von Sicherheitsmitarbeitern der Bahn prangen.

In den ersten drei Quartalen 2017 seien allein in Bayern 300 Angriffe auf Mitarbeiter der Deutschen Bahn gezählt worden, davon rund 170 auf Kräfte der DB Sicherheit, sagte Malt. Bundesweit habe es in dem Zeitraum rund 1800 Übergriffe auf Bahnmitarbeiter gegeben.

Überhaupt stelle die Bahn seit etwa vier Jahren eine erhöhte Gewaltbereitschaft an Bahnhöfen fest, berichtete Malt. „Wir werden und wollen dieses Phänomen nicht länger dulden. Unsere Mitarbeiter sind kein Freiwild.“

Der Einsatz der Bodycams erfolgt in drei Stufen: Zunächst versuche der Sicherheitsmitarbeiter eine brenzlige Situation durch Zureden zu entschärfen. Wenn eine Eskalation drohe, werde der Monitor der Kamera eingeschaltet - die womöglich gewaltbereite Person könne sich dann auf dem Bildschirm der Bodycam sehen. Wenn das nicht hilft, drückt der Mitarbeiter auf den Aufnahmeknopf.

Das verschlüsselte Videomaterial wird nach Bahnangaben für 24 Stunden gespeichert und auf einen geschützten Server übertragen, auf den nur die Bundespolizei zugreifen kann. Gebe es keine Anforderung der Sicherheitsbehörde, würden die Bilder nach 24 Stunden automatisch gelöscht, sagte Malt. In Zügen und außerhalb des Bahnhofs dürften Mitarbeiter der DB Sicherheit aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Bodycams tragen.

Die Körperkameras wurden zunächst acht Monate in Berlin getestet, dann zwei Monate in Köln. Die Universität Oldenburg begleitete die Pilotprojekte. Im gesamten Testverlauf habe es keinen einzigen Angriff auf Mitarbeiter der DB Sicherheit gegeben, die Bodycams getragen hätten, hieß es.

Sicherheitschef Malt beklagte gehäufte Ausfälle von Mitarbeitern, die bei Übergriffen verletzt worden seien. „Das geht von Knochenbrüchen bis hin zu Frakturen im Gesicht“, ergänzte er. Und nahezu täglich werde Personal beleidigt oder angespuckt. Sicherheitsmitarbeiter Ralf Landeck, der Medienvertretern seine Bodycam vorführte, bestätigte die Schilderungen. Immer wieder habe er mit gewaltbereiten Menschen zu tun, die durch Alkoholkonsum enthemmt seien, sagte er.

dpa

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