Bahn nimmt neue ICE-Strecke in Betrieb

Bahnchef Richard Lutz steht am 08.12.2017 an einem ICE, der anlässlich der Feierlichkeiten zur Eröffnung der Bahn-Schnellstrecke München-Berlin in den Hauptbahnhof Leipzig (Sachsen) eingefahren ist. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa Foto: red

Von Berlin nach München in weniger als vier Stunden: Die Deutsche Bahn hat am Freitag die modernste Eisenbahnstrecke Deutschlands in Betrieb genommen, mit der das Unternehmen auch den Fluglinien Konkurrenz machen will.

 
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Deutschland rücke mit dieser Eisenbahnstrecke der Superlative näher zusammen, erklärte Bahn-Chef Richard Lutz. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte, abseits der Metropolen bringe die Schnelltrasse keine großen Vorteile.

Die "modernste Strecke Deutschlands" laut Bahn wurde mit der Fahrt von zwei Sonderzügen und einem Festakt am Berliner Hauptbahnhof eröffnet. "Wir sind am Ziel eines Marathonrennens, das 1991 gestartet wurde", sagte der geschäftsführende Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU). Mit dem Bau hatte der Staatskonzern Bahn vor zehn Jahren begonnen, er kostete zehn Milliarden Euro.

Fahrgäste der Deutschen Bahn können die Entfernung zwischen Berlin und München mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag künftig in unter vier Stunden zurücklegen. Dafür wurden rund 500 Kilometer Bahnstrecke neu- und ausgebaut.

Deutschlands längste Eisenbahnbrücke

Die Länge aller 26 Tunnel beträgt 57 Kilometer, 37 Talbrücken wurden errichtet - darunter auch die mit 8,6 Kilometern längste Eisenbahnbrücke Deutschlands in der Saale-Elster-Aue bei Halle. Außerdem wurden die Eisenbahnknoten Halle, Leipzig und Erfurt nach Angaben des Verkehrsministeriums umfangreich ausgebaut.

Bahn-Chef Lutz bezeichnete die neue Strecke zwischen Berlin und München als "größte Angebotsverbesserung für unsere Kunden seit der Bahnreform" 1994. Durch die Verkürzung der Fahrtzeit von Innenstadt zu Innenstadt auf weniger als vier Stunden werde es viele Kunden geben, "die den Fahrkomfort des ICE dem des Fliegers vorziehen", sagte Lutz im ZDF-"Morgenmagazin".

Der ökologische Verkehrsclub VCD kritisierte hingegen "eklatante Mängel beim Ausbau der Bahninfrastruktur". Zwar bringe die Eröffnung der Strecke Vorteile, beim Neubau seien allerdings die Regionen unzureichend mitgedacht und gute regionale Verbindungen zur Schnellfahrstrecke außen vor gelassen worden. Der Fokus auf das milliardenschwere Großprojekt dürfe den Blick auf ungelöste Probleme wie überlastete Strecken und gravierende Lücken im Schienennetz nicht verstellen.

Psychologischer Schwellenwert

Auch der Fahrgastverband Pro Bahn sieht in der neuen ICE-Schnelltrasse vor allem Vorteile für die großen Städte. "Für die großen Metropolen entlang dieser Linie bringt das durchaus was, aber gerade in den Regionen haben wir durchaus Probleme", sagte Verbandssprecher Lukas Iffländer im SWR Aktuell.

Die Allianz Pro Schiene lobte, mit der Fahrzeit von weniger als vier Stunden werde für Fahrgäste ein "psychologischer Schwellenwert" unterschritten. Ab sofort gebe es noch einen Grund weniger, um für Reisen innerhalb Deutschlands den Flieger zu nehmen.

Nun müsse die neue Bundesregierung "unzeitgemäße Wettbewerbsvorteile des umweltschädlichen Flugverkehrs abschaffen", damit Flieger und Bahn auch beim Preis in einen fairen Wettbewerb treten könnten, forderte der Verband.

afp

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