Bis jetzt keinen Bewerbung
Vor knapp zweieinhalb Jahren, mit gerade mal 25, hat Christian Trenz die Metzgerei Humsberger in Michelfeld übernommen. Zuvor hatte er dort das Handwerk von der Pike auf gelernt, sich später zum Meister weitergebildet. Lorna May Hupfer, seine Lebensgefährtin, unterstützt ihn, steht auch mal hinter der Theke, kümmert sich aber hauptsächlich um die Büroarbeit. Auch hier ist der Wandel und Druck deutlich zu spüren: Die Supermarktkonkurrenz und immer weniger Bewerber. „Wir suchen seit vergangenem Jahr einen Lehrling. Bis jetzt ist keine einzige Bewerbung eingegangen.“ Welch verheerende Folgen das haben kann, weiß die 28-Jährige. „Manche Betriebe haben ihr Geschäft wegen Personalmangels sogar aufgegeben.“
Der Tag für die Metzger startet um 5 Uhr. Eine Stunde später öffnet der Laden. Davon lässt sich der momentane Praktikant bei Humsberger nicht abschrecken. 18 Jahre jung ist der Afghane, ein Asylbewerber. Sein zweiwöchiges Praktikum will er verlängern. „Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem wir diese Kräfte einstellen werden“, ist sich Hupfer sicher. Bald schon könnte es mit dem Afghanen als Nachwuchs klappen. Gespräche mit der Caritas, die den 18-jährigen Flüchtling betreuen, laufen. „Wenn alles gut läuft, fängt er bei uns eine Lehre an.“ Die dauert drei Jahre.
Vom Supermarkt abheben
14 Mann groß ist der Betrieb des Paares. Mit getrocknetem Rind- und Schweinefleisch wollen sich beide von den Tiefkühlvariationen im Supermarkt abheben. Doch auch hier ziehen die Discounterstrategen schon nach und werden auch diese Marktlücke bald besetzen, fürchtet Hupfer. „Glücklicherweise gibt es bei uns in Michelfeld keinen Discounter.“ Noch.
„Wir beliefern Grillfeste in der Umgebung mit Fleisch oder grillen das Spanferkel vor Ort.“ Bäckermeister Simon Winter will den elterlichen Betrieb weiterführen, das steht außer Frage. Doch wie geht es mit dem Handwerk weiter? Der 30-Jährige hat eine knappe wie klare Antwort parat, die nichts Gutes verheißt: „Stirbt.“