Autozulieferer Oberfranken gerüstet für den Antriebs-Mix

Von Christoph Scheppe
Symbolfoto: dpa Foto: Peter Gisder

COBURG. Elektromobilität und autonomes Fahren wird die bayerische und oberfränkische Automobil- und Zulieferindustrie radikal verändern. Unbestritten ist, dass Handlungsbedarf, aber kein Grund zur Panik besteht. Das ist die Botschaft zweier Studien, die von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) in Auftrag gegeben wurden.

 
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Danach ist es der Verbrennungsmotor, der in den nächsten zehn Jahren weiteres Wachstum bringt, bevor sich neue Antriebstechnologien wie der Elektromotor, Hybride oder Brennstoffzellen in nennenswerten Größenordnungen durchsetzen.
Quintessenz: Der konventionelle reine Verbrenner steht also nicht vor dem Aus, weil es eine lange Anpassungszeit mit relativ hohen Marktanteilen gibt. Das sei ein weiterer Grund, die Diesel-Debatte zu beenden, sagte der Vorstandsvorsitzende der VBW-Bezirksgruppe Oberfranken, Thomas Kaeser, am Mittwoch bei einem Gespräch in Coburg.

Kaeser warnte davor, den „Diesel zu verteufeln“: denn die Diskussionen um eine Technologie, in der Deutschland weltweit führend sei, gefährde „grob fahrlässig“ die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen und bayerischen Automobilstandorts. Klar sei aber auch, dass Grenzwerte eingehalten werden müssten, was mit „kontraproduktiven Fahrverboten“ jedoch nicht erreicht werden könne. Stattdessen erfordere die Zukunftssicherheit der Automobilindustrie sowie deren Arbeitsplätze für den Strukturwandel eine gemeinsame Innovationsstrategie von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

„Um weltweit Leitregion für das Automobil zu bleiben, müssen wir den Wandel bei den Antriebstechnologien als Innovationsführer aktiv gestalten. Es kommt auf den Mix an“, attestierte Kaeser der bayerischen Automobil- und Zuliefererindustrie ein hohes Maß an Know-how und eine gute Ausgangsposition. Das gelte unisono für Oberfranken, sagte der VBW-Bezirksvorsitzende und verwies auf 19 Betriebe, in denen 4900 Mitarbeiter allein mit der Herstellung von Fahrzeugen und Kfz-Teilen beschäftigt seien.

Neben der technologischen Weiterentwicklung sei die Fachkräftesicherung eine der zentralen Zukunftsaufgaben. Nach Kaesers Angaben sind bei den oberfränkischen Zulieferern aktuell 1200 Stellen aus dem Bereich Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe unbesetzt. Zudem mahnte er eine zügige Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur an.  

Das Thema E-Mobilität beschäftigt auch Gertrud Moll-Möhrstedt, Geschäftsführende Gesellschafterin der in Bad Staffelstein ansässigen Akkumulatorenfabrik Moll. Wie Thomas Kaeser zeigte sie sich davon überzeugt, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor „noch lange Zeit dominieren“ und deshalb sauberer werden müssen. Über welchen Zeitraum, hänge letztlich von der Akzeptanz alternativer Antriebsarten und einer flächendeckenden Lade-Infrastruktur ab.  

„Wir wissen nicht, wie die Zukunft wird und was der Kunde will“, beschrieb die Unternehmerin den Spagat, den die Betriebe der Automobil- und Zuliefererindustrie zu meistern haben. Unstrittig sei, dass die „Luft sauberer werden muss. Aber das muss technologieneutral erfolgen.“

Die angestrebten Ziele zur CO2-Emission könnten ohne die Weiterentwicklung geeigneter Batterien nicht erreichbar werden, sagte Moll-Möhrstedt. Bei Moll in Bad Staffelstein sowie den Joint-Venture-Partnern werde daher auch künftig intensiv daran gearbeitet, die Effizienz von Batterien deutlich zu steigern.

Während im oberfränkischen Stammhaus ausschließlich Bleibatterien hergestellt werden, produzieren die Partner in China und Südafrika 48-Volt-Lithiumbatterien, die unter anderem in Hybrid-Fahrzeugen oder als „Kraftquelle“ für E-Bikes zum Einsatz kommen.