„Die Künstler haben in vielen Fällen den Umbruch antizipiert“, sagte Paul Kaiser, Direktor des Dresdner Instituts für Kulturstudien, am Montag. Kaiser kuratierte die Schau gemeinsam mit Christoph Tannert, Leiter des Künstlerhauses Bethanien in Berlin sowie Alfred Weidinger, Direktor des Leipziger Museums. Entstanden ist eine umfassende, mutige Schau, welche Unsicherheit und Angst in Bezug auf den Umbruch widerspiegelt.

„Was man in dieser Ausstellung spürt, das ist Schmerz“, sagte Weidinger vor der geplanten Eröffnung der Ausstellung am Montag. „Vielleicht braucht es 30 Jahre, um Abstand zu gewinnen und sich dann mit den Künstlerinnen und Künstlern auseinander zu setzen“, fügte er hinzu.

Die ausgestellten Gemälde und Plastiken fügen sich in Räume, die mit „Andere Wege“, „Wendeschleife“ oder „Quo vadis“ betitelt sind. „Wohin?“ nannte Petra Flemming ihr Bild aus dem Jahr 1987, auf dem sich ein trister Weg gabelt. In Via Lewandowskys „Berliner Zimmer“ ist ein Wohnzimmer aufgebaut, welches durchschnitten ist. Ein Riss geht durch die gute Stube.

Willi Sitte hingegen kritisiert in „Erdgeister“ die Arbeiterklasse, welche den Kapitalismus seiner Meinung nach unkritisch übernahm. Die Leipziger Malerin Doris Ziegler gibt der Umbruchzeit in ihrem erstmals ausgestellten Passagen-Zyklus ein kaltes, graues Gesicht der Orientierungslosigkeit.

„Diese Ausstellung ist eine Notwendigkeit“, sagte Weidinger. Denn die Kunst der Wendezeit sei bislang kaum aufbereitet. Jetzt bestehe noch die Möglichkeit, mit Künstlern zu sprechen, die den Umbruch miterlebt haben.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Künstlern, die bereits vor der Wende in den Westen gegangen waren ebenso wie solche von Reformern und eher Staatstragenden. Auch Arbeiten jüngerer Künstler, welche die sozialistische Ideologie weniger geprägt hat, werden ausgestellt. Die Werke entstanden in der Zeit der 1970er Jahre bis heute. Die Ausstellung soll bis 3. November zu sehen sein.