Ausstellung im Kunstmuseum Dem toten Bussard ins Auge blicken

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Die Praktikantinnen Anika Neumann (links) und Jana Neugebauer mit Max Liebermanns „Colomierstraße in Wannsee“. Foto: Eric Waha Foto: Peter Gisder

BAYREUTH. Ihre Bilder hängen in den großen Museen der Kunstmetropolen. Einige davon sind jetzt auch in Bayreuth zu sehen. Wenn am Samstag im Kunstmuseum die Ausstellung „... bis zu Liebermann und Corinth“ eröffnet, können sich die Besucher auf eine Reise vom 19. Jahrhundert in die Moderne begeben. Und einige Schätze entdecken.

 
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Kein Wunder, dass Museumsleiterin Marina von Assel ins Schwärmen gerät: „Er zählt zur Crème de la Crème der Kunstgeschichte in seiner Zeit. Wie frei er mit dem Pinsel umgeht, trotzdem erkennt man, dass es Birken sind“, sagt Marina von Assel, während sie vor einem der Gemälde von Max Liebermann steht.

Der Künstler hat hier eine weltabgeschiedene Naturszenerie ins Bild gesetzt, an der der Betrachter die Vielfalt der grünen Farbtöne und das Spiel mit Lichteffekten bewundern kann.

Ein zweites Bild von Liebermann, das in der Ausstellung im Alten Rathaus zu sehen ist, zeigt die Colomierstraße am Wannsee, an der die Villa des Künstlers steht. Heute ist dort ein kleines Museum untergebracht. Betrachtet man allein die Straße auf Liebermanns Gemälde, so lässt sich hier bereits von abstrakter Malerei sprechen.

Im Hintergrund freilich ist unzweifelhaft ein Haus zu erkennen. So wurde in das Bild gleichsam das Scharnier vom Gegenständlichen hin zur Moderne hineingemalt.

Ausstellungsbesucher, die vor diesem Gemälde stehen, haben bereits einen großen Teil der Entwicklung, die diese Ausstellung sichtbar macht, nachvollzogen. Die Exponate sind weitgehend chronologisch gehängt und nach Genres, die im 19. Jahrhundert noch eine große Rolle spielten, gegliedert: Porträts, Landschaften, Stillleben. Zahlreiche Querverbindungen – zeitlich wie motivisch – sind möglich.

Zu den herausragenden Gemälden der Ausstellung zählt „Jagdstillleben mit Bussard“ von Lovis Corinth. Es hängt gewissermaßen am spektakulärsten Platz des Museums und ist bereits vom ersten Raum aus zu sehen – hindurch durch drei Durchgänge.

Der Blick führt vom Renaissancetrakt des Hauses hinüber in den späteren barocken Anbau, was einen faszinierenden Ferneffekt entstehen lässt, den Corinth gewiss nicht mitkonzipiert hatte.

Das hochformatige Bild zeigt einen toten Bussard, der an einer Wand hängt. Man sieht ein offenes Auge und wer will, kann einen Blutstropfen erkennen, der herabzufallen scheint. Entscheidend ist hier freilich weniger das Motiv, sondern die expressive Farbigkeit, mit der der tote Bussard gemalt wurde. Man kann sehen, wie dick die Farbe aufgetragen wurde.

Die Gemälde dieser hochrangigen Künstler zählen zur Sammlung des Zwickauer Prokuristen Hermann Hugo Neithold, die dieser zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgebaut hat. Nachfahren des Sammlers leben in Bayreuth. So kam der Kontakt zum Kunstmuseum zustande.

„Eine großartige Sammlung – wir sind froh, dass wir sie hier zeigen können“, sagt Marina von Assel. Neben Liebermann und Corinth sind auch Maler wie Spitzweg, von Defregger, der in Bayreuth geborene Wilhelm von Diez sowie Maler der Münchner Schule mit ihren Gemälden in der Ausstellung vertreten.

Wie zu jeder größeren Ausstellung im Bayreuther Kunstmuseum gibt es auch hierzu ein umfassendes Begleitprogramm, bei dem die Vermittlung der Kunst im Mittelpunkt steht.
Warum sich die Smartphone-Generation die Ausstellung anschauen sollte? „Man hat hier die Zeit und die Muße sich zu vertiefen und in ein Bild hineinzugehen“, sagt Marina von Assel.

Bis zum 24. Februar können die Besucher dem toten Bussard tief ins Auge blicken.


Info: Die Ausstellung wird am Samstag um 11 Uhr im Bayreuther Kunstmuseum eröffnet.

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