Ausstellung archäologischer Fundstücke beweist frühe Besiedelung der Region rund um den Rauhen Kulm Rauher Kulm: Zeugen der Vergangenheit

Von Udo Fürst
Rauher Kulm Neustadt Foto: red

Es gleicht einer Sisyphusaufgabe, der sich Archäologen und Studenten am Rauhen Kulm verschrieben haben. Seit 2004 graben Teams der Universitäten Bamberg und Wien unter Leitung von Hans Losert (Uni Bamberg) und Erik Szameit (Wien) am Vulkankegel in der nordwestlichen Oberpfalz. Dennoch: Der Aufwand hat sich gelohnt. Was die Experten in den 13 Jahren in akribischer Arbeit alles zutage gefördert haben, ist in der Ausstellung des Fördervereins Rauher Kulm zu sehen. Normalerweise werden die Exponate im Rathaus präsentiert, doch wegen dessen Sanierung ist die Ausstellung vorübergehend in die Schule ausgewichen.

 
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Stolz zeigt Käthe Pühl das „Pebble Tool“. Hans Losert und sein Team haben das mindestens 20 000 Jahre alte, auf den ersten Blick einem einfachen Stein ähnelnde Werkzeug in der Unterburg am Fuß des Rauhen Kulm gefunden. „Da es aus bei uns nicht vorkommendem Roten Kiesel besteht, ist klar, dass es jemand von weither mitgebracht haben muss. Dadurch ist einmal mehr bewiesen, dass unsere Gegend schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt gewesen sein muss“, sagt die Fördervereinsvorsitzende. Das Pebble Tool ist einer von mehreren Hundert Zeitzeugen, die im Museum fein säuberlich in Vitrinen aufgereiht sind. Pfeilspitzen, Tonscherben, Schmuckstücke aus Bronze und diverse Grabbeigaben zeugen von der wechselvollen Siedlungsgeschichte in der Grabungsregion, die von Neustadt am Kulm bis ins tschechische Cheb (Eger) reicht.

Ein Bleikreuz

Bemerkenswert ist auch ein Bleikreuz, das während der frühmittelalterlichen Mission einem Täufling überreicht wurde. Dieser erste Hinweis auf frühes Christentum vom Rauhen Kulm ist sicher älter als die früheste bekannte Kirche der Region, die um das Jahr 1000 auf dem benachbarten Barbaraberg entstand.

Wie dem Faltblatt „Archäologie ohne Grenzen“ des Fördervereins zu entnehmen ist, bildete der Rauhe Kulm wie andere markante Vulkane (Parkstein) in allen Zeiten einen wichtigen Orientierungspunkt für Menschen, die auf Mobilität im weitesten Sinn angewiesen waren. Die Lage der Landmarke an bis in die Gegenwart genutzten Fernwegen wie vom Donaugebiet um Regensburg nach Mitteldeutschland und ins Obermaingebiet, aber auch von Westen über das Egerland oder Pilsen nach Böhmen steht damit in unmittelbarem Zusammenhang.

Totenstädte

Zusammen mit den slawischen Nekropolen (Totenstädte) von Eichelberg, Mockersdorf und Wirbenz, dem etwas jüngeren Friedhof auf dem Barbaraberg und der Siedlung auf dem Netzaberg bei Eschenbach ist die Befestigung auf dem Rauhen Kulm Zeugnis des früh- bis hochmittelalterlichen Landesausbaus an der oberen Haidenaab.

Die Katechetin Käthe Pühl kümmert sich zusammen mit fünf weiteren Fördervereinsmitgliedern um die Ausstellung. Die ehrenamtlichen Helfer stehen den Besuchern – seit der Neueröffnung im Oktober vergangenen Jahres waren es etwa 400 – während der Öffnungszeiten (jeden ersten und zweiten Sonntag von 14 bis 17 Uhr) Rede und Antwort, erklären und erzählen.

Ein Puzzle

„Archäologie ist zwar nicht unbedingt der Renner bei vielen Menschen, aber sie erschließt anschaulich die Heimatgeschichte. Die Funde und Befunde erzählen in geschichtlichem Rahmen hochinteressante Fakten und sind wie ein Puzzle, das die Menschheit vor unserer Zeit erschließt.“ Sie selbst habe ihre Begeisterung von ihrem verstorbenen Mann Karl, der als Altbürgermeister den Förderverein mit gründete und als Vorsitzender führte. „Heute bin ich begeistert dabei, gehe zu den Grabungen und veranstalte im Ferienprogramm archäologische Exkursionen für Kinder, die begeistert sind von diesem Angebot.“

Bis etwa Mitte Oktober ist die Ausstellung der teilweise bis zu 80 000 Jahre alten Exponate noch im Schulhaus zu sehen. Danach geht es wieder zurück ins Rathaus, wo im Erdgeschoss ein eigener Raum für die Archäologie rund um den Rauhen Kulm geschaffen wurde. Käthe Pühl ist dann ganz sicher auch dort wieder an vorderster Front zu finden, spielt doch die Archäologie mittlerweile eine große Rolle im Leben der Stadträtin.