Ausbildungsstart 2018 Der erste Tag in der Zukunft

Von Wolfgang Karl

PEGNITZ. Bei Baier und Köppel in Pegnitz beginnen zum diesjährigen Ausbildungsstart zehn Auszubildende. Der Kurier war am ersten Tag dabei.

 
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Erst die Personalabteilung, dann in den Einkauf, in die Exportabteilung mit Abstecher in den Vertrieb, Testlabor, Qualitätssicherung, Lehrwerkstatt und Fertigung, dann Buchhaltung, Marketing – treppauf, treppab führt Armin Zapf die beiden neuen Auszubildenden an ihrem ersten Tag durch die Räume von Baier und Köppel in Pegnitz.

Viele Gesichter und Namen

Zapf ist Verkaufsleiter beim Pegnitzer Schmiersystemhersteller, der vor allem unter dem Namen Beka bekannt ist – die Aussprache von BK, der Abkürzung von Baier und Köppel. Die beiden Auszubildenden sind Lea Frey (15) und Sophia Trautner (16). Sie beginnen ihre Lehre bei Beka. Das heißt: Sie sehen viele Gesichter und hören viele Namen.

„Natürlich können sie sich nicht gleich alles merken“

Das überfordert die beiden etwas. „Natürlich können sie sich nicht gleich alles merken“, sagt Zapf, „aber es ist wichtig, dass die anderen Mitarbeiter die beiden mal gesehen haben und auf dem Gang wissen, wer das ist.“ Alles andere komme dann schon von allein im Laufe der Ausbildung.

Viele aktuelle Mitarbeiter haben bei Beka gelernt

Immer wieder sagt Zapf während der rastlosen Tour diesen Satz, mit dem echten Stolz von jemandem, der schon 27 Jahre lang in der Firma ist: „Sie haben doch auch bei uns gelernt. Wie lange ist das schon her?“ Und wirklich: In beinahe jedem Büro sitzt jemand, der schon bei Beka gelernt hat, manche vor zehn oder 20 Jahren. „Wir bilden die Leute für uns aus. Die sollen hier bleiben“, sagt Zapf, Verkaufsleiter und einer der Prokuristen der Firma.

Zwei aus 150

Personalreferent Lorenz Schriefer bestätigt seinen Kollegen. Er und Zapf teilen sich die Aufgaben als Leiter der kaufmännischen Ausbildung in der Firma. Auch Schriefer ist nicht erst seit gestern dabei. Für die beiden Ausbildungsstellen zu Industriekaufleuten hätten sich bei Beka um die 150 Menschen beworben, sagt Schriefer. Frey und Trautner haben die beiden Verantwortlichen schließlich überzeugt. Die beiden sind die einzigen Frauen, die ihre Ausbildung bei Beka in diesem Jahr beginnen. Sechs junge Männer fangen in der Fertigung an, zwei als Produktdesigner.

Unternehmen wächst

Rund 800 Mitarbeiter seien es in Pegnitz, Creußen und Wannberg, wo die Firma gerade ein neues Werk baut. In der Lehrwerkstatt der Firma stehen runde Werktische mit Schraubstöcken. Werkstücke feilen steht in der Ausbildung in der Metallverarbeitung traditionell auf dem Programm. Daneben: Programmierbare CNC-Fräsen. Ein Lehrling in einem fortgeschrittenen Ausbildungsjahr entnimmt der Maschine gerade ein bearbeitetes Werkstück. Neben ihm hängt ein Bildschirm mit Zahlenkolonnen darauf.

Viele neue Eindrücke

Die vielen Eindrücke machen die neuen Azubis sichtlich nervös. „Natürlich sind gerade alle aufgeregt, das ist ja normal“, sagt Zapf. Darum auch so ein forderndes Programm gleich zu Beginn: Vor der gut einstündigen Tour durch alle Büros und Abteilungen des Werks haben die Auszubildenden schon zwei Stunden Sicherheitsbelehrung und eine Stunde Vorstellungsrunde hinter sich. Am Nachmittag geht es dann an den Arbeitsplatz: Accounts wollen eingerichtet, Kollegen begrüßt und Wege gezeigt werden. Auch ein Besuch beim Betriebsrat steht noch an.

Man kann sich schon verlaufen

Ob Frey und Trautner sich nach der Führung noch verlaufen würden auf dem verwinkelten, weil historisch gewachsenen Betriebsgelände? „Auf jeden Fall“ sagen sie und lachen. Aber sie seien gespannt auf das, was sie erwarte. Die Anspannung des ersten Tages scheint sich da schon etwas gelegt zu haben. Sie ist etwas anderem gewichen. „Es sind schon sehr viele Informationen, das können wir uns nicht alles merken“, sagt Trautner, aber es sei schön, die zukünftigen Kollegen kennenzulernen. Einige kannten sie schon vorher: Beide hatten schon Schnupper-Praktika bei Baier und Köppel absolviert und sich deswegen für die Firma entschieden.

Zuwachs bei Ausbildungsplätzen

Am 1. September ist traditionell der Start des Ausbildungsjahres. Bernd Rehorz, der Leiter berufliche Bildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken, gab dem Kurier zum Start des Ausbildungsjahres die aktuellen Zahlen bekannt: „Bei der IHK für Oberfranken Bayreuth gibt es zum Stichtag, 31. August, insgesamt 3373 Neueintragungen von Ausbildungsverhältnissen. Davon 1771 im kaufmännischen und 317 im gewerblich-technischen Bereich. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem leichten Zuwachs von einem Prozent“, schreibt Rehorz.

Knapp 3000 Lehrstellen unbesetzt

Allerdings begännen ungefähr 20 Prozent aller Auszubildenden erst nach dem 1. September, weswegen sich die Zahlen zu diesem Ausbildungsjahr in den nächsten Monaten noch ändern könnten. Zu unbesetzten Lehrstellen gibt Rehorz an, laut Arbeitsagentur in Oberfranken seien insgesamt 2893 Lehrstellen frei. Demgegenüber stünden 791 Bewerber, die bislang noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hätten. „Auf dem Ausbildungsmarkt kommen nach aktuellem Stand demzufolge 3,7 Lehrstellen auf einen Bewerber. Es gibt seit einigen Jahren insgesamt ein größeres Angebot an Lehrstellen als an Bewerbern.“ Besonders beliebt seien Stellen im kaufmännischen Bereich in Einzelhandel, Industrie und Büromanagement.

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