Eilmeldung

Aus dem ehemaligen Bordell Club 69 wird ein Edelbordell: Betreiber planen einen Sauna-Club Sex am Stadtrand: Neuer FKK-Club

Von
Aus dem Club 69 wird ein Saunaclub Foto: Andreas Harbach, ha Foto: red

Wo früher ein Bordell war, kommt ein neues hin: Die Edel-Variante eines Bordells, ein FKK-Club. Der Club 69 im Industriegebiet wird derzeit umgebaut. Im Dezember soll Eröffnung sein. Mehr bestätigt Suat Serhat (39), der neue Betreiber aus Frankfurt, nicht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das unscheinbare Schild klebt schon seit Jahren am Briefkasten: Noris Sport GmbH. Mehr nicht. Ein sehr freundlicher Rocker nimmt die Visitenkarte entgegen und verspricht, sie weiterzugeben. Er bestätigt nur: „Das wird ein Sauna-Club.“

Den Club 69 haben bis zum Ende des Frühjahres Mitglieder der Hells Angels betrieben und sich ums Management gekümmert. Die Rocker, deren Sitz in Hof ist, hatten zwei Jahre lang zwischen fünf und acht Frauen als „Subunternehmer“ beschäftigt. Jetzt haben sie den Club abgestoßen – an „jemanden aus Frankfurt“. „Und wir planen weitere Rückzüge“, wie ihr Präsident Andreas „Ande“ Rammig dem Kurier sagte. Die Rocker wollen ihr Image verbessern und das „anrüchige Geschäft aufgeben.“ Raus aus dem Schmuddel- und Zwielichtmilieu. Sie betreiben in Hof noch Apartments und einen Saunaclub. Wann sie sich dort zurückziehen, steht noch nicht fest. Das sei aber sicher, denn Rammig will sich mit der Abkehr aus dem Milieu gegen die „Kriminalisierung“ seines Rockerclubs zur Wehr setzen.

Die Spuren der Noris Sport GmbH führen über verschiedene Suchmaschinen tief ins Internet. Firmenzweck ist die „Vermietung und Verpachtung von eigenen oder geleasten Wohngrundstücken, Wohngebäuden und Wohnungen“, daneben die „Erbringung von ‚anderweitig nicht genannten‘ sonstigen Dienstleistungen“. Sitz der Firma ist Münster, einer Kleinstadt mit 12 000 Einwohnern in der Nähe von Darmstadt. Ganz am Rande des Industriegebietes, Hausnummer 9, betreibt die Firma einen Sauna-Club: das FKK Rom. 3000 Quadratmeter mit Swimming-Pool, Sonnenliegen und einem Grillplatz. Direkt nebendran, Hausnummer 7, steht das Sultanahmet Palace Hotel, in das sich die Prostituierten mit den Saunagästen zurückziehen. Gemeldet ist an dieser Adresse ein Mann mit türkischem Namen. Auch er ist nicht zu erreichen.

Ob etwas Ähnliches auch in Bayreuth geplant ist? In der Baugenehmigungsbehörde weiß man wenig. Ein „Antrag auf Umnutzung“ sei „angekündigt“ worden, aber noch nicht eingegangen. Wer der Bauherr ist, was geplant ist? Schweigen. „Die Herren sind nicht da“, sagt eine Frau freundlich am Telefon – bei jedem Anruf in Münster. Das Gelände in Bayreuth gehört Heinz Kolb, einem ehemaligen Braumeister. Auch er weiß nicht, was seine Mieter vorhaben.

Geschäftsführer der Noris GmbH ist seit Juli dieses Jahres Jens Arne G. (44), ein ehemaliger Rechtsanwalt, der in mehreren Firmen mitmischt. Vor etwa zwei Jahren ist er aus einer größeren Kanzlei ausgeschieden, bestätigen dort seine ehemaligen Kollegen. Er ist weder an seiner Privatadresse noch über Verwandte noch bei seiner Firma in der Nürnberger Südstadt erreichbar: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Emails an die Firmenadresse kommen als unzustellbar zurück. Nach der Kontaktaufnahme ist seine Seite in einem sozialen Netzwerk für den Reporter gesperrt. Verschwunden ist auch die Internetseite eines Nachbars des  Saunaclubs in Münster.

Die nächsten Spuren liefern einschlägige Prostitutions-Foren im Internet. Dort gibt es Hinweise auf einen Sauna-Club in Nürnberg: das FKK Palmas im Industriegebiet im Süden der Stadt. Auch für den Club ist G. tätig. Laut Internetseite des Clubs ist er Rechtsassessor, also nicht mehr anwaltlich tätig. Auch dort sagt eine freundliche Frau, die Herren seien nicht da. Sie rät, eine Email zu schicken. „Herr G. werde sich melden“, heißt es.

Betreiber der Internetseiten der Sauna-Clubs in Münster und Nürnberg sind zwei Männer gleichen Namens wie der Betreiber des Club 69 – beide an der gleichen Adresse in Zirndorf gemeldet. Auch hier: keine Telefonnummer, kein Kontakt. Eine Spur führt nach Friedrichshafen, wo eine weitere Firma gemeldet ist, aber auch da: kein Gespräch möglich.

Die Frauen in den Sauna-Clubs arbeiten auf eigene Rechnung. Der Eintritt, die sogenannte Handtuchgebühr, enthält keine sexuellen Dienstleistungen. „Erfahrungsgemäß kostet die halbe Stunde ab 50 Euro“, heißt es im Internet.

In Bayreuth arbeiten nach Angaben der Polizei zirka 40 Prostituierte täglich. Etablissements gibt es ungefähr 25. Die Zahl variiere je nach Tages- und Nachtzeit bzw. Wochenende, sagt eine Sprecherin. Hinzu kämen diverse „Hausfrauen“ in Bayreuth Stadt und Land, die ihre Dienste anböten. Außerhalb von Bayreuth ist das eine Ordnungswidrigkeit, die von der Polizei verfolgt wird.

Denn Prostitution in Gemeinden unter 30 000 Einwohnern ist generell verboten. In den Städten Bamberg, Coburg und Hof gibt es sogenannte Sperrbezirksverordnungen der Regierung, in denen die Prostitution nur in bestimmten Stadtgebieten verboten ist. In Hof ist es „zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstands im Gebiet der Stadt verboten, auf öffentlichen Straßen, Wegen, Plätzen, Anlagen und sonstigen Orten, die von dort aus eingesehen werden können, der Prostitution nachzugehen“. In Bamberg sind sogar genauestens die Sperrbezirke bis auf die Straßenverläufe genau festgelegt. In Bayreuth aber gibt es keine Sperrbezirksverordnung. Theoretisch wäre in der Stadt die Prostitution überall möglich.

Autor

Bilder