Auf der Versuchsfläche bei Schmellenhof wächst der Babywald überraschend gut Versuchswald: Die Forscher staunen

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Reiner Zimmermann und Dr. Gregor Aas bei der Wetterstation Foto: red

Bei Schmellenhof trotzt eine Auswahl von Gastbäumen seit fünf Jahren dem rauen Klima Oberfrankens. Die Bäume stammen vom Balkan, aus der Türkei und den USA. Die Libanonzedern, Hemlocktannen und orientalischen Buchen haben die Sommerhitze überstanden und werden auch den nächsten Winter überleben. Die Bäume helfen bei der Suche nach dem Wald von morgen. Aber schon jetzt deutet sich an, wie der Wald der Zukunft aussehen könnte.

 
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Die Bäumchen aus den wärmeren Gefilden stehen in diesen Tagen im kalten Wasser. Einige Hemlocktannen reichen bis zu drei Meter in die Höhe. Stramm nach oben recken sich auch die Silberlinden und orientalischen Buchen. Die Libanonzedern schaffen’s weniger hoch und die Tujas hängen beim Wachstum deutlich hinterher. „Ich bin selbst überrascht“, sagt Gregor Aas. Dass sich der Babywald auf der drei Hektar großen Fläche so entwickelt, hat selbst der Direktor des Ökologisch-Botanischen Gartens in Bayreuth nicht erwartet.

Vor fünf Jahren begann die groß angelegte Suche nach dem Wald der Zukunft. Einem Wald aus Bäumen, denen die Klimaerwärmung nichts ausmacht. In die Auswahl kamen Arten, deren Holz in den Herkunftsländern industriell genutzt wird. Schließlich geht es auch darum, die Fichte zu ersetzen.

Auch in Unterfranken, Burgenland und der Schweiz

Die Versuchsfläche ist Teil eines Experiments, zu dem weitere Flächen in Unterfranken und Thüringen sowie dem Burgenland und der Schweiz gehören. „Von diesen Flächen ist das Feld bei Schnabelwaid das feuchteste und mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von sieben Grad das kälteste“, erklärt Aas. Aus den klimatischen Verhältnissen der genannten Regionen und den Bedürfnissen der Versuchsbäume ziehen die Wissenschaftler ihre Schlüsse. Sie finden so heraus, welche Art für den Wald der Zukunft infrage kommt. „Wir brauchen diese Erkenntnisse. Und zwar so früh wie möglich und so detailliert wie möglich“, sagt Aas. Die Forschung ist auf 50 Jahre angelegt.

Sonnenbrand am heimischen Baum

Während Gregor Aas über die widerstandsfähigen Bäume spricht, weist sein Kollege Reiner Zimmermann auf die Schäden hin, die alte Bäume am Rand des Versuchsfeldes aufweisen: Vereinzelt kahle Äste, weil die Sonne die Blätter verbrannt hat. Ein hoher Stamm weist sogar einen regelrechten Sonnenbrand auf. Dort löst sich die Rinde ab. „Der Altbestand kommt mit dem Klima nicht zurecht“, so Zimmermann. Das zeige sich schon heute.

Schlüsse aus dem Experiment

Doch wie sieht der Wald der Zukunft aus? Das Experiment bei Schnabelwaid erlaubt schon jetzt einige Schlüsse. Aas: „Es deutet sich an, dass darunter Arten sind, die sich für die Zukunft empfehlen.“ Diese Baumarten hätten das Potenzial, um beim Aufbau klimatoleranter Wälder eine Rolle zu spielen. Für trockene Standorte kämen die Libanonzeder, die Hemlocktanne, die Bornmüllertanne und die Silberlinde in Betracht. Die Gastbaumarten könnten neben der einheimischen Traubeneiche, Elsbeere, Ahorn und Linde wachsen. „Waldbesitzer, die gern experimentieren, könnten fünf bis zehn Prozent nicht einheimischer Arten in ihren Bestand pflanzen“, so Aas.

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