Archäologie: Stadtmauer schließt sich

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Nur etwa 1,30 Meter unter dem Pflaster liegt ein Teil der Zwingermauer, die einst zur Stadtbefestigung des mittelalterlichen Bayreuth gehörte. Die Archäologin Kathrin Schäfer befreit den Fund vorsichtig von Erde. Foto: Eric Waha Foto: red

Auch wenn oberirdisch große Teile längst verschwunden sind: Durch die Voruntersuchungen der Archäologen komplettiert sich das Bild der Stadtbefestigung Bayreuths aus dem 14. Jahrhundert. Bei Grabungen, die der Fortsetzung der Sanierung der Maxstraße vorgeschaltet sind, haben die Archäologen um Hartmut Endres jetzt Teile der Zwingermauer gefunden. Und neue Funde deuten sich an.

 
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Endres, der seit mehreren Jahren immer wieder im Vorfeld der Baumaßnahmen am Markt zu Grabungen nach Bayreuth kommt und das großflächige Bodendenkmal der Bayreuther Altstadt Kapitel für Kapitel fortschreibt, ist seit gut einer Woche mit seinen Kollegen in der Maxstraße zwischen Kanzleistraße und Sternplatz im Einsatz. Mit Blick in die Grube auf Höhe der Maxstraße 4 sagt er: "Für eine Woche Grabung sind eigentlich schon fette Ergebnisse da." Auf diese Weise komme nicht nur das Denkmalrecht zur Geltung, "sondern es findet auch die Vergangenheit ihre Berechtigung, freigelegt zu werden".

Mehrfach gestaffelte Befestigung der Stadt

Aus seinen Grabungen vor acht Jahren weiß Endres: "Wir hatten damals die Torburg am Ostausgang der Altstadt greifen können. Also muss eine mehrfach gestaffelte Befestigung vorhanden sein." Bei der Leitungsbeobachtung, die Endres damals im Vorfeld der Baumaßnahmen gemacht hatte, hatte er "ausschnittsweise Bereiche des inneren Vortores gefunden". Jetzt liegt in einer Tiefe von 1,30 Meter unter dem Pflaster ein Teil der mächtigen Zwingermauer vor Endres: "Damit ist der archäologische Nachweis erbracht, dass sich die Mauer unter der Maxstraße durchzieht." Eine Mauer, die am Schlossberglein zur Opernstraße hin auf einem kurzen Stück freisteht, die sich auch in Teilen noch im Hof der Regierung findet. Und: "In den benachbarten Häusern stehen die Kellergewölbe teilweise auf den Pfeilern der Brücke, die über den Burggraben geführt haben muss", sagt Endres.

Weitere Teile der Stadtmauer werden auftauchen

Der Archäologe geht davon aus, dass bei der Fortsetzung der Grabung in Richtung Sternplatz weitere Bereiche der umfangreichen Stadtbefestigung auftauchen werden, "die in der Barockzeit verschwunden ist". Endres rechnet damit, Reste des östlichen Stadttors in der Flucht Richtung der heutigen Richard-Wagner-Straße zu finden. Was dann die Befestigung der mittelalterlichen Stadt komplettieren würde, denn: In den vergangenen Jahren haben die Archäologen "am Mühltürlein das westliche Stadttor greifen können - ebenso wie auf der Fortsetzung der Maxstraße das südliche Stadttor".

Entlang der Trasse der Gasleitung

Endres und seine Kollegen bewegen sich bei der aktuellen Grabung entlang der Trasse, in der die Gasleitung im kommenden Jahr erneuert werden soll, wenn die gestalterische Lücke zwischen Maxstraße und Sternplatz geschlossen wird. Und dort deutet sich in Richtung Maxstraße der nächste Fund an: "Gar nicht so tief unter dem Pflaster, nur bedeckt von der Frostschutzschicht, ganz frisch am Montagmorgen vom Bagger freigelegt: Entweder finden sich hier noch Teile der Torburg oder Reste der Steinbebauung. Das müssen wir aber noch genauer ergründen", sagt Endres.

Graben in einem sensiblen Bereich

Die Grabungen der Archäologen "in einem sehr sensiblen Bereich" der Altstadt gäben für die kommende Baumaßnahme hilfreichen Aufschluss darüber, wie der Boden beschaffen sei, sagt Bernd Spindler, der Projektleiter beim Amt für Städtebauförderung. "Man kann den Umfang der Bodeneingriffe besser abschätzen." Wie Spindler sagt, werde gerade am Lückenschluss zwischen der Kanzleistraße und dem Sternplatz geplant. Der Bereich soll in ähnlicher Art und Weise umgestaltet werden wie Marktplatz, Stadtparkett "und Opernstraße, die wir ja vorgezogen hatten". Wenn die Pläne fertig sind, sollen sie im Bauausschuss diskutiert und beschlossen werden. Im kommenden Frühjahr wolle man mit dem Bau beginnen.

Stadtwerke tauschen Leitungen aus

Im Zuge der Sanierung des Bereichs werden auch die Stadtwerke Leitungen austauschen. Wie Stadtwerke-Sprecher Jan Koch sagt, befinden sich auch die Stadtwerke "noch in der Vorplanung. Aber wir werden uns da mit all unseren Gewerken mit dranhängen". Das bedeute, dass auf einer Länge von mehreren 100 Metern Stromleitungen getauscht, auf 225 Metern Länge die Gasleitung erneuert und dass "auf etwa 170 Metern Länge eine neue Wasserleitung samt mehrerer große Hausanschlüsse neu verlegt wird", wie Koch sagt. Es sei Ziel, "mit dem Abschnitt so schnell wie möglich fertig zu werden", sagt Spindler. Schließlich wird am 12. April das Welterbe Markgräfliches Opernhaus eröffnet.

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