Alte Geschichten: RWG-Ehemalige berichten

Von Jette Westermann

Die Jubiläumsfeierlichkeiten des Richard-Wagner-Gymnasiums (RWG) sind an ihrem Höhepunkt. Im Anschluss an den Festakt in der Oberfrankenhalle wurde am Samstag das 150-jährige Bestehen mit einem Ehemaligentreffen zelebriert. Rund 900 ehemalige Schülerinnen und Schüler haben sich versammelt, um bei Sekt und Jubiläumstorte in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen. So kamen fast vergessene Geschichten wieder in Erinnerung.

 
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Uta Hertel und Gerlinde Rabenstein (beide 77), haben hier 1959 ihr Abitur gemacht. Damals war das RWG noch eine reine Mädchenschule. Außer, ein Tanzpartner des Graf-Münster-Gymnasium zog sich Kleid und Perücke an und schlich sich in den Unterricht. „Unserem Mathelehrer Hopf ist das anfangs gar nicht aufgefallen“, sagt Hertel kichernd. „Als er es doch merkte, bot er der vermeintlichen Dame den Arm an und geleitete sie sehr vornehm aus dem Zimmer“.

Demo für den Wandertag

Auch lebhaft in Erinnerung geblieben ist den beiden Freundinnen ihre erste Demonstration. „Die Schulleitung verwehrte uns den lang ersehnten Wandertag“, sagt Rabenstein. „Also haben wir kurzerhand einen Protestmarsch organisiert. Gefolgt von den anderen Schülerinnen liefen wir in einer langen Schlange über den Hof und sangen das Volkslied ‚Das Wandern ist des Müllers Lust‘. Allerdings entstand ein Chaos und alle brüllten nur noch ‚Wandertag! Wandertag!‘“, lacht sie. Die Schreie habe man bis zum Marktplatz gehört. Später wurden Hertel und Rabenstein zu Direktor Glöckel zitiert. „Wir dachten, wir würden rausgeschmissen. Doch der Schulleiter hielt uns nur eine einprägsame Ansprache zum Thema Gruppenzwang.“

Politik war für uns Nebensache

Dietmut Meiners ist 1926 geboren und gehört damit zu den ältesten Anwesenden. Sie ist noch unter dem NS-Regime zur Schule gegangen. „Das hat natürlich sehr eingeschränkt. Ich habe kein Abitur erhalten, weil ich während meiner Schulzeit in einer Fabrik arbeiten musste“, sagt sie. „Doch seitdem hat sich die Schule wunderbar weiterentwickelt und ich bin sehr froh und dankbar, dass ich das in meinem Alter noch erleben darf.“ Der Kontakt zwischen Lehrern und Schülern habe sich verändert, meint sie. Er sei enger, familiärer geworden. Auch hätten die Schüler heutzutage viel mehr Weitblick als früher. „Zum Beispiel war Politik bei uns Nebensache, heutzutage ist sie in aller Munde. Dafür sind wir naturverbundener aufgewachsen und haben Alltagsdinge gelernt. Heute könnte kein Schüler mehr die einzelnen Pflanzen im Wald benennen“.

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